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„Schwärzeste Nacht meiner Karriere“

Dänemark hat am Dienstag eine der bittersten Stunden in seiner 123-jährigen Verbandsgeschichte erlebt. Die Skandinavier verloren am Dienstag in Kopenhagen sensationell mit 0:4 (0:2) gegen Armenien und liegen in der Gruppe B als Vorletzter bereits acht Zähler hinter Spitzenreiter Italien zurück. Der WM-Zug dürfte nach der peinlichen Vorstellung damit endgültig abgefahren sein.

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Jura Mowsisjan (erste und 59. Minute), Aras Ozbiliz (19.) und Henrik Mkhitarjan (82.) trafen für den Außenseiter, der den Europameister von 1992 sogar vom vierten Tabellenplatz verdrängte. „Das ist die schwärzeste Nacht meiner Fußballkarriere“, sagte Teamchef Morten Olsen. Der 63-Jährige betreut die Dänen seit knapp elf Jahren und führte sie sowohl zu den WM-Endrunden 2002 in Japan und Südkorea als auch 2010 nach Südafrika. Auch bei der EM 2004 in Portugal und 2012 in Polen und der Ukraine war Dänemark dabei.

Aras Ozbiliz (Armenien) gegen Simon Poulsen (Dänemark)

Reuters/Scanpix Denmark/Jens Norgaard Larsen

Dänemark blieb gegen Armenien zumeist nur die Zuschauerrolle

Alptraum beginnt nach 27 Sekunden

Die Zuschauer hatten ihre Plätze im Parken-Stadion von Kopenhagen noch nicht einmal richtig eingenommen, da nahm der Alptraum bereits seinen Lauf. Nach einem missglückten Befreiungsschlag von Wolfsburg-Legionär Simon Kjaer landete der Ball direkt vor den Füssen von Ozbiliz. Der Mittelfeldspieler bediente Mowsisjan, der an der Strafraumgrenze Unglücksrabe Kjaer aussteigen ließ und vorbei an Schlussmann Stephan Andersen zur schnellen 1:0-Führung einschob.

„Heute ist viel falsch gelaufen, keiner hat seine Topform erreicht“, so Olsen, der die volle Verantwortung für die Pleite übernahm. „Ich will das Spiel nicht einmal analysieren. Das war einfach nicht gut genug.“ So auch in der 19. Minute, als Waleri Alexanjan mit einem langen Ball über knapp 50 Meter die gesamte Hintermannschaft der Skandinavier aushebelte und Ozbiliz zum 2:0 traf. Und wieder war es Kjaer, der dabei eine unglückliche Figur machte und das Abseits aufhob. Spätestens jetzt fühlten sich die Zuschauer in Kopenhagen im falschen Film.

Dänemark leistet nur Begleitschutz

In der 59. Minute sollte es für die Gastgeber allerdings noch viel bitterer werden. Sechs Dänen leisteten Ozbiliz Begleitschutz, der 23-jährige Mittelfeldspieler tankte sich durch und dessen unfreiwillige Vorlage verwertete Spartak-Moskau-Stürmer Mowsisjan aus spitzem Winkel zu seinem zweiten Tor. Auch beim letzten Treffer durch Mkhitarjan präsentierten sich die Hausherren nur als Zuschauer. Seelenruhig konnte sich der 24-jährige Legionär von Schachtjor Donezk den Ball im Strafraum auf den richtigen Fuß legen und zum 4:0-Endstand einschieben.

Während Armenien mit dem sensationellen Sieg auf Platz vier rückte, rutschten die Dänen auf den vorletzten Platz ab und liegen mit sechs Punkten aus sechs Spielen nur noch vor Malta mit drei Zählern. Ob die Blamage gegen den Weltranglisten-89. auch das Ende der Teamchefära von Olsen bedeutet, ist offen. „Ich will und kann das nicht kommentieren“, sagte der 63-Jährige. „Wir sind alle sehr enttäuscht und werden die Gründe für die Niederlage jetzt in Ruhe analysieren.“

Die Kommentatoren des Landes sind sich indes längst einig: Olsen, der Dänemarks Auswahl seit 2000 betreut und dessen Vertrag noch bis nach der WM 2014 gültig ist, ist als Nationaltrainer am Ende. Die Zeitung „Politiken“ fasste den traurigen Ist-Zustand so zusammen: „Tschüss Copacabana! Tschüss WM! Tschüss Morten Olsen!“

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