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Siege als bestes Schmerzmittel

In Wimbledon steht die Tenniswelt nach Sensationen und prominenten Aufgaben derzeit kopf - und Jürgen Melzer ist noch immer mittendrin. Der 32-Jährige kämpft am Freitag auf dem „heiligen Rasen“ um den Einzug ins Achtelfinale. Titelverteidiger Roger Federer ist zwar bereits zum Zuschauen verdammt, mit Sensationsmann Sergej Stachowski wartet aber nur vermeintlich eine leichtere Aufgabe.

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Zuletzt hatte Melzer vor zwei Jahren die zweite Runde in Wimbledon überstanden. Im Achtelfinale stand der Niederösterreicher ein Jahr davor. Die bisherigen beiden Vorstellungen Melzers geben Grund zur Hoffnung, dass sein Aufenthalt in London weiter verlängert wird. In der zweiten Runde überzeugte Melzer gegen den Deutschen Julian Reister nach Anlaufschwierigkeiten mit einer konzentrierten Leistung. „So langsam kommt das Rasengefühl bei mir. Da waren sehr gute Sachen dabei“, sagte der 32-Jährige.

Jürgen Melzer jubelt

GEPA/Alan Grieves

Siege geben Kraft: Bei Melzer stimmt das Selbstvertrauen wieder

Melzer ohne Schmerzen

Vom Leistenbruch, der Melzer nach Wimbledon zur Operation zwingt, war bisher nichts zu sehen. „Ich habe im Moment keine Schmerzen“, sagte der Niederösterreicher. Die bisherigen Erfolge in London wirken besser als jedes Schmerzmittel. Auch gegen kleine Probleme mit der Schulter. „Es sollte bis zum nächsten Match wieder alles okay sein“, so Melzer, bei dem auch das Selbstvertrauen wieder stimmt: „Ich bin wieder da.“

Der Niederösterreicher bestätigte einmal mehr, dass Wimbledon sein Lieblingsturnier ist. „Ich habe hier Junioren, Doppel und Mixed gewonnen, ich komme immer sehr gerne hierher zurück“, sagte Melzer. Im Achtelfinale warten, Aufstieg vorausgesetzt, entweder der Spanier Nicolas Almagro oder der Pole Jerzy Janowicz. Danach wegen der frühen Ausfälle von Rafael Nadal, Stanislas Wawrinka und John Isner ein Spieler aus einem Quartett, in dem der Franzose Benoit Paire (25) der höchstgesetzte Akteur wäre.

Doch vorher muss die Hürde Stachowski übersprungen werden. Melzer war, so wie die meisten Fans, auf ein Drittrundenduell mit Federer eingestellt, doch Stachowski wirbelte das erwartete Turnierprogramm und Melzers Fahrplan mit seinem sensationellen Sieg gehörig durcheinander. Statt auf dem Centre-Court gegen den siebenfachen Wimbledon-Sieger, geht es auf einem Nebenplatz gegen einen Überraschungsmann, der erstmals in seiner Karriere einen Top-Ten-Spieler bei einem Turnier besiegen konnte.

Sergiej Stachowski (Ukraine)

APA/EPA/Tom Hevezi

Stachowski sorgte für die bisher größte Sensation im Turnier

Druck bei Stachowski

Melzer versuchte sich von dem unerwarteten Gegner - Stachowski steht erstmals in Wimbledon in der dritten Runde - jedoch nicht aus der Ruhe bringen zu lassen. „Ich bin bereit“, sagte der Niederösterreicher. Über Erfahrungswerte verfügt Melzer nicht. Denn auf dem Platz standen sich Stachowski und er bisher noch nicht gegenüber. Was die Kontrahenten verbindet: Beide konnten bisher vier Turniere auf der ATP-Tour gewinnen. Bei Stachowski ist der bisher letzte Turniererfolg allerdings länger her. Während Melzer im Vorjahr in Memphis triumphierte, holte sich der Ukrainer 2010 in New Haven zuletzt einen Siegerscheck.

Auf Stachowski lastet nun der Druck, die Sensation bestätigen zu müssen. Wie groß dieser Druck ist, musste im Vorjahr der Tscheche Lukas Rosol nach seiner Überraschung gegen Nadal erfahren. Zwei Tage nach der Sensation gegen den spanischen Sandplatzkönig hatte Rosol gegen den Deutschen Philipp Kohlschreiber im nächsten Spiel keine Chance. Melzer ist überzeugt, dass sich die Geschichte bei Stachowski wiederholen kann: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass er zweimal in Serie so einen guten Tag hat.“

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