Themenüberblick

FIA ändert Regeln

Das Reifenchaos beim Grand Prix von Großbritannien in Silverstone am vergangenen Wochenende hat zur erwarteten Reaktion des Ausrüsters Pirelli geführt. Wie der britische „Telegraph“ berichtet, werden die Italiener beim nächsten Rennen am Sonntag auf dem Nürburgring überarbeitete Reifen einsetzen. Jene Pneus, die schon für den Grand Prix von Kanada vor einem Monat vorgesehen waren.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Dabei soll ein Stahlband in der Innenschulter der Reifen wieder durch Kevlar ersetzt werden, berichtete „The Telegraph“ am Dienstag. Das Stahlband heizt sich mehr auf als Kevlar. Die Temperaturen übertragen sich auf die Lauffläche der Reifen, wodurch es zur sogenannten Delaminierung kommt. Dabei löst sich die Gummifläche. Ob das der Grund für die geplatzten Reifen im Grand Prix von Großbritannien war, blieb zunächst unklar.

Sicherheit für FIA prioritär

In Silverstone waren bei mehreren Fahrern, u. a. bei Qualifyingsieger Lewis Hamilton im Mercedes, Reifen geplatzt. Die Teams, allen voran Red Bull Racing, hatten nach dem Chaos sofortige Änderungen gefordert. Die Fahrer hatten vor dem Rennen auf dem Nürburgring mit einem Boykott des Rennens gedroht. Der Automobil-Weltverband (FIA) reagierte ebenfalls auf die Kritik und kündigte Regeländerungen an, die auch den Weg zu weiteren Testfahrten frei machen sollen.

Zerfetzter Reifen von Felipe Massas Ferrari in der Box

Reuters/Nigel Roddis

Die zerfetzten Reifen in Silverstone ließen die Alarmglocken schrillen

„Unsere Priorität ist, die Sicherheit für alle in der Formel 1 zu gewährleisten und wir glauben, dass die Vorfälle in Silverstone ernsthafte Sicherheitsbedenken für die Fahrer bedeuten“, sagte FIA-Präsident Jean Todt, der am Mittwoch auf dem Nürburgring auch noch eine Krisensitzung einberufen hat. Die FIA habe Pirelli um eine Zusicherung gebeten, dass sich die Vorfälle von Silverstone nicht beim Deutschland-Rennen oder den nachfolgenden Saisonläufen wiederholen, unterstrich der Dachverband in seiner Erklärung.

Keine Einstimmigkeit mehr nötig

Die Pirelli-Reifen waren schon vor dem Chaos in Silverstone heftig kritisiert worden. Das italienische Unternehmen ist aber keineswegs der Alleinschuldige an dem Desaster. Der neue Reifen mit höherem Verschleiß wurde ausdrücklich auf Wunsch der Formel 1 eingeführt, um die Show attraktiver zu machen. Die vom Ausrüster für den Grand Prix in Montreal geplante Einführung der überarbeiteten Reifen war aber gescheitert, weil die Teams sich damals nicht einigen konnten. Ferrari, Lotus und Force India hatten damals einen Nachteil für ihre Autos befürchtet.

Von Red-Bull-Chefdesigner Adrian Newey waren die Teams nach den Reifenplatzern in Silverstone der „Kurzsichtigkeit“ bezichtigt worden. Nach dem Reifen-Alptraum ist auf Geheiß der FIA ein einstimmiges Votum nicht mehr notwendig. Die drei Rennställe Ferrari, Lotus und Force India wollen ihren Widerstand gegen Veränderungen bei den Pneus angesichts der Situation aufgeben. „Wenn es zu einer Frage der Sicherheit wird, dann werden wir nicht das Wohlergehen der Leute wegen eines technischen Details riskieren“, sagte Force-India-Vizeteamchef Bob Fernley dem Fachmagazin „Autosport“. Ähnlich äußerten sich die Teamchefs von Ferrari und Lotus.

Zusätzliche Tests ohne Mercedes

Zudem dürfen beim Nachwuchsfahrertest von 17. bis 19. Juli auf dem Kurs in England auch Sebastian Vettel und Co., sprich die Stammpiloten, hinters Steuer. Dazu wird Paragraph 22.4. der Sporting Regulations modifiziert. Die FIA behält sich auch noch vor, die Testfahrten um einen Tag zu verlängern. Der Mercedes-Rennstall wird an Tests nicht teilnehmen. Das Team war wegen eines Privattests für Exklusivausrüster Pirelli Mitte Mai von den sogenannten „Young-Driver-Tests“ ausgeschlossen worden. Die „Silberpfeile“ hätten nun im „Interesse des Sports“ akzeptiert, weiterhin nicht bei den Zusatzfahrten auf die Strecke zu gehen.

Links: