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„So geht das nicht“

Matthias Sammer hat der siegreiche Bayern-Auftritt in der fünften Runde der deutschen Bundesliga kurz vor dem Start der Champions League ganz und gar nicht geschmeckt. „Wir müssen raus aus einer gewissen Komfortzone und uns gegenseitig mitreißen“, forderte der verstimmte Sportvorstand nach dem 2:0-Erfolg am Samstag über Hannover 96.

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Wie vor knapp einem Jahr beim 2:0 in Bremen („Wir waren nicht richtig hellwach, wir waren nicht richtig gallig. Wir waren zu lätschern“) erhebt Sammer kurz vor dem CL-Auftakt am Dienstag gegen ZSKA Moskau die Stimme. Während David Alaba und Co. die Königsklassen-Generalprobe als Pflichtsieg abhakten, startete Sammer einen Auftritt als Mahner. „Wir verstecken uns zurzeit hinter unserem Trainer (Josep ‚Pep‘ Guardiola, Anm.)“, kritisierte Sammer in den Arenakatakomben den keineswegs mitreißenden Auftritt des Münchner Millionenensembles.

Guardiola-Hype stößt Sammer bitter auf

„Den Hype, für den er ja überhaupt nichts kann, mit ihm jeden Tag Pep hin, Pep her, Pep hoch, Pep runter und finden wir alle so prima, dass wir sagen, ach gut Mensch, da stehen wir alle auch ein bisschen weniger in der Verantwortung“, monierte Sammer. „Wir spielen zum Teil lethargisch, wir spielen ohne Emotionen Fußball, wir machen Dienst nach Vorschrift.“ Das auch noch „zu einem Zeitpunkt in der Saison, zu dem letztes Jahr Borussia Dortmund alles verschenkt hat“, wie der Sportvorstand erinnerte. Im Moment zeigt der BVB wie bei der 6:2-Show gegen den HSV im Gegensatz zu den Bayern Fußball mit jeder Menge Leidenschaft.

Jubel von  Franck Ribery, Arjen Robben und Thomas Müller (alle Bayern)

GEPA/Witters/Sebastian Widmann

In neuer Wiesn-Tracht-Optik feierte Bayern einen glanzlosen Pflichtsieg

„Jeder will. Das ist keine Frage des Wollens, aber wir emotionalisieren uns nicht in gewissen Phasen“, betonte Sammer. „Ich rede ja nicht über 20 Prozent, ich rede nur über zwei, drei Prozent, die uns fehlen, aber die kommen niemals von außen, die kommen immer von innen.“ Die Profis gingen mit sich selbst nicht so hart ins Gericht. „Man braucht die Siege, um Punkte zu bekommen in der Tabelle, das haben wir geschafft. Das war ein hartes Stück Arbeit, man hat die Länderspielpause schon gemerkt“, befand Thomas Müller. Widersprechen wollte aber auch keiner der Sammer-Kritik. „Da hat er vielleicht recht“, erklärte Arjen Robben.

Erklärungsansätze sind „Alibikäse“

Öffentlich gab es von Trainer Guardiola keine Kritik und wieder eine leise Analyse, aber in der Kabine geht es laut den Worten von Sammer anders zu. „Unser Trainer muss jedes Mal eine Brandrede halten, dass wir in die Gänge kommen. So geht das nicht“, kritisierte Sammer den Auftritt im neuen Spieldress in Wiesn-Tracht-Optik.

Auch wenn die Situation als ungeschlagener Tabellenzweiter und frisch gekürter europäischer Supercup-Sieger alles andere als schlecht ist, "darf man die Realität nicht aus den Augen verlieren. „Fünf Titel in den letzten 14 Monaten, Ribery noch Europas Fußballer des Jahres, vielleicht kriegen wir den noch zum Weltfußballer - das ist so eine Scheinwelt, finde ich, und das gefällt mir nicht.“ Erklärungsansätze wie auf verschiedenen Positionen eingesetzte Spieler seien „alles Alibikäse“.

Dortmund gegen HSV im Spielrausch

Bei Dortmund ist nach dem fünften Sieg im fünften Spiel und dem damit verbundenen besten Saisonstart in der Vereinsgeschichte alles eitel Wonne. Mit einem Dauerlächeln kommentierte Trainer Jürgen Klopp die neue Bestmarke: „Wahnsinn, was unsere Jungs da vorn gemacht haben, im Umschaltspiel - da wird einem ja angst und bange.“

Anfängliche Zweifel, dass der Champions-League-Finalist nach dem Weggang von Mario Götze und dem Wechseltheater um Robert Lewandowski ins Wanken geraten könnte, sind ausgeräumt. Es scheint, als habe der BVB durch die rund 38 Millionen Euro teuren Zukäufe von Pierre-Emerick Aubameyang und Henrich Mchitarjan sogar an Schlagkraft gewonnen. Immerhin acht der 15 bisherigen Saisontreffer gehen auf das Konto der beiden.

„Grausame Leistung“ von Werder Bremen

Die schlechten Tage werden bei Werder Bremen beinahe schon zur Regel. Die 0:3-Heimniederlage gegen Eintracht Frankfurt stieß die Hanseaten endgültig in die Krise. „Wir gehören zu den Teams, die unten drinnen stehen“, sagte Aaron Hunt. „Diese Situation müssen wir annehmen.“ Manager Thomas Eichin sprach von einer „grausamen Leistung“ der Norddeutschen, die Franco di Santo schon in der 26. Minute wegen einer Roten Karte verloren, durch Hunt einen Elfmeter vergaben und durch ÖFB-Teamspieler Sebastian Prödl ein Eigentor fabrizierten. Sein Landsmann Zlatko Junuzovic fehlte verletzungsbedingt.

Die neuen Werder-Verantwortlichen wirken schon nach fünf Runden so ratlos wie ihre Vorgänger. „Ich weiß nicht, woran es liegt“, gestand Eichin. Und auch Schaaf-Nachfolger Robin Dutt konnte keine Erklärungen liefern und wollte nicht alle Fragen beantworten: „Sonst nehmen wir den Leuten hier total die Hoffnung - und das geht nicht.“ Für den Coach sind die aktuellen Probleme auch Folgen der vergangenen Saisonen, in denen sich Werder vom Dauergast in der Champions League zu einem dauerhaft vom Abstieg gefährdeten Club entwickelt hat. „Es haben sich Dinge festgesetzt. Es sind Dinge, die man im Kopf aufbrechen muss“, meinte Dutt.

Nächste Niederlage für Mönchengladbach

Borussia Mönchengladbach kommt weiter nicht richtig in Fahrt. Das Team von Trainer Lucien Favre unterlag am Sonntag bei 1899 Hoffenheim 1:2 und kassierte damit in der fünften Runde bereits die dritte Niederlage. Anthony Modeste (45.) und Kevin Volland (54.) sorgten für den etwas glücklichen ersten Saisonheimsieg von Hoffenheim. Für die Gäste, bei denen Martin Stranzl durchspielte, reichte es nur zum Anschlusstor von Branimir Hrgota (75.). Die Gladbacher rutschten in der Tabelle auf Rang elf ab, Hoffenheim ist nun Siebenter.

Emanuel Pogatetz muss mit dem 1. FC Nürnberg weiter auf den ersten Saisonsieg warten. Bei Aufsteiger Braunschweig gingen die Franken dank Adam Hlousek (28.) zwar in Führung, kassierten aber gegen Ende der Partie durch Omar Ellabdellaoui (70.) durchaus verdient noch den Ausgleich. Am Ende konnte Nürnberg-Goalie Raphael Schäfer das Remis retten. Für die Gastgeber war es der erste Punktegewinn in der Bundesliga seit mehr als 28 Jahren, dennoch bleibt man Tabellenletzter. Nürnberg ist 16. und hat nach fünf Runden lediglich drei Zähler gesammelt.

Deutsche Bundesliga

34. Runde

Samstag, 10. Mai:
Bayern München Stuttgart 1:0
Hertha Dortmund 0:4
Schalke Nürnberg 4:1
Leverkusen Bremen 2:1
Wolfsburg Mönchengladbach 3:1
Mainz Hamburger SV 3:2
Augsburg Frankfurt 2:1
Hoffenheim Braunschweig 3:1
Hannover Freiburg 3:2

Abschlusstabelle 2013/14

1. FC Bayern München 34 29 3 2 94:23 90
2. Borussia Dortmund 34 22 5 7 80:38 71
3. FC Schalke 04 34 19 7 8 63:43 64
4. Bayer 04 Leverkusen 34 19 4 11 60:41 61
5. VfL Wolfsburg 34 18 6 10 63:50 60
6. Borussia Mönchengladbach 34 16 7 11 59:43 55
7. 1. FSV Mainz 05 34 16 5 13 52:54 53
8. FC Augsburg 34 15 7 12 47:47 52
9. 1899 Hoffenheim 34 11 11 12 72:70 44
10. Hannover 96 34 12 6 16 46:49 42
11. Hertha BSC 34 11 8 15 40:48 41
12. Werder Bremen 34 10 9 15 42:66 39
13. Eintracht Frankfurt 34 9 9 16 40:57 36
14. SC Freiburg 34 9 9 16 43:61 36
15. VfB Stuttgart 34 8 8 18 49:62 32
16. Hamburger SV 34 7 6 21 51:75 27
17. 1. FC Nürnberg 34 5 11 18 37:70 26
18. Eintracht Braunschweig 34 6 7 21 29:60 25
Champions-League-Teilnehmer: Bayern, Dortmund, Schalke
CL-Qualifikation: Leverkusen
Europa-League-Teilnehmer: Wolfsburg
EL-Qualifikation: Mönchengladbach, Mainz
Absteiger: Nürnberg, Braunschweig
Aufsteiger: 1. FC Köln, Paderborn

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