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Präsident kontert Sportvorstand

Beim FC Bayern München fliegen derzeit verbal die Fetzen: Sportvorstand Matthias Sammer hatte die Profis nach dem glanzlosen 2:0-Sieg gegen Hannover öffentlich kritisiert. Am Montag wurde er von seinem Präsidenten Uli Hoeneß über die Medien zurückgepfiffen. Vom Vorpreschen Sammers überrascht, kündigte Hoeneß ein Gespräch an.

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„Wir werden sicherlich darüber reden, weil ein Eindruck vom FC Bayern entsteht, der nicht gut ist. Man hat den Eindruck, als ob wir von fünf Spielen drei verloren und zwei unentschieden gespielt hätten, in Dortmund lachen sie sich doch tot“, sagte Hoeneß.

„Wutrede“ von Sammer

„Wir spielen zum Teil lethargisch, wir spielen ohne Emotionen Fußball, wir machen Dienst nach Vorschrift“, hatte Sammer gesagt. „Wir müssen raus aus einer gewissen Komfortzone und uns gegenseitig mitreißen“, so der 46-Jährige nach dem Schlusspfiff. Die Spieler würden sich hinter Startrainer Josep Guardiola verstecken.

Sammer selbst versteckt sich keineswegs, er drängt in die Öffentlichkeit. Schon während des Spiels gegen Hannover sprang er durch die Coachingzone, fuchtelte wild mit den Händen und gab lautstarke Anweisungen. Im Gegensatz dazu saß Guardiola relativ ruhig auf der Bank. Auch nach der Partie gab der Spanier im Fernsehen nur eine leise Analyse von sich, während sich Sammer mit seiner „Wutrede“ als Zampano der Bayern aufspielte.

Hoeneß kontert Kritik

Hoeneß wies nun mit starken Worten die Kritik Sammers zurück. „Matthias muss aufpassen, dass er nicht über das Ziel hinausschießt. Wenn man so etwas jede Woche macht, verbrennt man sich irgendwann dabei. Der Feind sitzt draußen, nicht bei uns. Unsere Lage in der Bundesliga ist nicht dramatisch, dazu kommt das überragende Spiel im Supercup gegen Chelsea“, so der Präsident. „Ich verstehe, dass Matthias den Finger in die Wunde legen will. Allerdings finde ich nicht, dass wir eine Wunde haben“, sagte er im „kicker“.

Bayern-Präsident Uli Hoeneß und Sportdirektor Matthias Sammer

Reuters/Michaela Rehle

Zwischen Hoeneß und Sammer herrscht derzeit dicke Luft

In der „Bild“-Zeitung ließ Hoeneß ebenfalls anklingen, wie sehr ihm das Verhalten seines Sportvorstands gegen den Strich geht: „Wenn man das zu oft macht, nutzt man sich ab.“ Der Präsident kündigte ein klärendes Gespräch an: „Ich bin auch dafür, antizyklisch zu kritisieren, aber ich sehe die Situation nicht so kritisch. Zum jetzigen Zeitpunkt ist das nicht notwendig. Man kriegt ja das Gefühl, als ob wir uns für ein souveränes 2:0 entschuldigen müssten.“

Guardiola bleibt gelassen

Verständnis für Sammer äußerte hingegen Franz Beckenbauer. „Als Sportvorstand hat Matthias auf jeden Fall das Recht dazwischenzuhauen, wenn er Fehlentwicklungen sieht. Da er dicht an der Mannschaft und täglich beim Training ist, erkennt er Anzeichen vielleicht früher als andere. Ich denke, Matthias handelt nach dem Motto: Wehret den Anfängen! Und das finde ich auch in Ordnung“, sagte der Ehrenpräsident in der „Bild“. „Ich kann mir schwer vorstellen, dass Matthias das ohne Rücksprache gesagt hat. Wie auch immer: Mit seinem Vorstoß unterstützt er Guardiola, damit nicht alles auf ihm allein lastet.“

Trainer Guardiola selbst hat kein Problem mit der Kritik Sammers. Er sei für ihn „eine der wichtigsten Personen hier“. „Das Wichtigste ist, dass die Spieler machen, was ich sage“, führte der Spanier weiter aus. Er sei nicht überrascht gewesen, dass der Sportvorstand seine Meinung öffentlich geäußert habe. „Hier in Deutschland ist das normal“, sagte Guardiola, ohne auf den Inhalt der Kritik näher einzugehen.

Dortmund macht es vor

Wie Fußball mit Leidenschaft aussieht, macht derzeit Dortmund vor: Der Vizemeister fertigte Hamburg mit 6:2 ab, rangiert weiter zwei Punkte vor der bayrischen Millionentruppe an der Tabellenspitze und stellte mit dem fünften Sieg in fünf Spielen einen vereinseigenen Startrekord auf. „Wahnsinn, was unsere Jungs da vorn gemacht haben, im Umschaltspiel - da wird einem ja angst und bange“, schwärmte Trainer Jürgen Klopp von seiner Mannschaft.

Zweifel, dass der Champions-League-Finalist nach dem Weggang von Mario Götze und dem Transfertheater um Robert Lewandowski ins Wanken geraten könnte, sind mittlerweile ausgeräumt. Vielmehr scheint es, als habe der BVB durch Pierre-Emerick Aubameyang und Henrich Mchitarjan sogar an Schlagkraft gewonnen. Bei den Bayern dominieren derzeit eher die verbalen Rundumschläge.

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