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Engagierte Leistung wird belohnt

Austria Wien hat in der Champions League erstmals angeschrieben. Die Wiener erkämpften sich am Dienstag im Petrowski-Stadion von St. Petersburg ein 0:0 gegen den russischen Topclub Zenit. Die Austria rehabilitierte sich mit einer engagierten Leistung für die jüngsten Niederlagen in Cup und Meisterschaft. Eine Rote Karte gegen Zenit half der Austria zusätzlich.

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Axel Witsel war vor rund 20.000 Zuschauern an einem kalten Abend in St. Petersburg kurz vor der Pause nach Foulspiel vom Platz geflogen und erwies seinem Team damit einen Bärendienst. Zenit fand zwar zahlreiche Torchancen vor, doch die Austria, die sich ebenfalls offensiv in Szene setzen konnte, brachte das Remis über die Zeit. Für die Wiener ist es der erste Punkt in der Königsklasse. Der Lohn dafür sind 500.000 Euro von der UEFA für die Vereinskasse.

Austria-Spieler jubeln

APA/Helmlut Fohringer

Nach dem Schlusspfiff durften die Austrianer zu Recht jubeln

Austria-Debüt für Ramsebner

Trainer Nenad Bjelica überraschte gleich zu Beginn mit seiner Aufstellung. Christian Ramsebner ersetzte in der Innenverteidigung den verletzten Kaja Rogulj. Der 24-Jährige bestritt sein erstes Pflichtspiel unter dem Kroaten. Zuletzt stand Ramsebner am 24. Mai in der Bundesliga noch für Wiener Neustadt gegen Sturm Graz als Profi auf einem Fußballplatz. Auch im Mittelfeld spielte Bjelica eine ungewohnte Karte. Marin Leovac begann links, gemeinsam mit Markus Suttner im Rücken sollte er die Kreise von Stürmerstar Hulk stören. Auch bei Zenit fehlte zu Beginn ein prominenter Name: Andrej Arschawin musste vorerst zusehen.

Für Wirbel sorgte in der Anfangsphase nicht Zenit, sondern nur die Fans der Hausherren, die mit einem gebetsmühlenartig vorgetragenen Singsang ihre Mannschaft antrieben. Den ersten Torschuss verzeichneten aber die Wiener. Igor Smolnikow holte den wieder genesenen Daniel Royer nach einem Konter an der Strafraumgrenze unsanft von den Beinen. Den folgenden Freistoß setzte Tomas Simkovic aber über das Tor (5.). Schon zuvor hatte die Austria-Abwehr die erste Bewährungsprobe bei einer Ecke für Zenit unbeschadet überstanden.

Wiener nicht chancenlos

Mit Fortdauer des Spiels übernahm Zenit wie erwartet immer mehr das Kommando. Die Austria musste defensiv auf der Hut sein, kam aber auch selbst vor das gegnerische Tor. Bei einem der seltenen Wiener Konter in der elften Minute fand ein schöner Querpass von Royer den falschen, weil russischen Abnehmer. In der zwölften Minute stand es fast 1:0 für Zenit. Fast, weil Hulk nur die Stange traf. Im Gegenzug prüfte abermals der gut aufgelegte Royer Juri Lodigin, und der russische Goalie sah bei dem zentral angetragenen Schuss sehr unsicher aus. Pech: Philipp Hosiner kam zum „Rebound“ nicht richtig hin.

Dann war es wieder Hulk, der für Aufregung vor dem Tor sorgte, doch Heinz Lindner hatte etwas dagegen, als sich der Brasilianer scheinbar spielend durch die Austria-Abwehr dribbelte (19.). Zenit blieb am Drücker, doch die Austrianer verteidigten ihr Tor mit allen Mitteln. Bei einer Doppelchance von Nicolas Lambaerts warfen sich zuerst Fabian Koch und dann Debütant Ramsebner in den Schuss. Auf der Gegenseite ging ein Kopfball von James Holland nach einem Eckball neben das Tor (29.). Knapp daneben ging zum Glück für die Austria auch ein Schuss von Aleksandr Kerschakow (32.).

Witsel fliegt vom Platz

Fünf Minuten vor der Pause riss es die rund 300 mitgereisten Austria-Fans von den Sitzen. Viktor Faizulin passte in der eigenen Hälfte den Ball genau zu Hosiner, der Torjäger entschied sich mangels Abspielalternativen zum Weitschuss, doch der Ball strich knapp am linken Pfosten vorbei. Nur Sekunden später kam Simkovic im Strafraum zum Schuss, doch diesmal war Lodigin im Tor auf dem Posten.

In Minute 44 tat Schiedsrichter Deniz Aytekin der Austria einen Riesengefallen. Axel Witsel holte im Mittelkreis Florian Mader von den Beinen. Der deutsche Referee sah darin ein Rot-würdiges Foul und schickte den Belgier vorzeitig und damit für den Rest des Spiels in die Kabine - eine harte Entscheidung. Unter den Pfiffen des russischen Publikums führte der deutsche Unparteiische die beiden Mannschaften schließlich zum Pausentee. Die Austria durfte sich diesen mit der Gewissheit starke erste 45 Minuten gespielt zu haben gönnen.

Schiedsrichter Deniz Aytekin zeigt Axel Witsel (St .Petersburg) die Rote Karte, im Bild sind auch Philipp Hosiner, Florian Mader (Austria)

GEPA/Christian Ort

Witsel wurde von Schiedsrichter Aytekin knapp vor der Pause ausgeschlossen

Foulpfiff verhindert Austria-Tor

Die Austria traute sich nach der Pause mit einem Mann mehr. St. Petersburg wartete hingegen ab. In der 50. Minute reagierte Zenit-Trainer Luciano Spalletti und brachte Roman Schirokow anstelle von Oleg Schatow. In der 51. Minute war der Ball dann plötzlichen im Tor der Russen. Doch die Austria-Fans direkt dahinter jubelten zu früh. Schiedsrichter Aytekin hatte ein Foul von Royer am russischen Schlussmann gesehen und gepfiffen. Praktisch im Gegenzug spielte Zenit die Austria-Abwehr schwindlig, doch der an diesem Abend starke Kapitän Manuel Ortlechner verhinderte Schlimmeres.

Die Wiener waren nun zwar mehr am Ball, gefährlicher blieben jedoch die Gastgeber. Bei einem abgefälschten Schuss von Danny war Lindner gerade noch rechtzeitig am Boden und wehrte ab (55.). Nur eine Minute später durfte sich die Austria beim schlecht eingestellten Visier von Aleksandr Anjukow bedanken, der den Ball aus aussichtsreicher Position rechts vorbeihämmerte. Die beste Chance der Gäste hatte in dieser Phase Mader, der den Ball im Strafraum aus kurzer Distanz über das Tor jagte. Dann wechselte auch Bjelica erstmals: Thomas Murg kam für Royer (57.).

Austria wehrt sich erfolgreich

Die Austria zeigte in der Folge, dass sie auch kombinieren kann. Zuerst scheiterte Hosiner nach einer schönen Kombination am Bein von Lombaerts (61.), kurz darauf fand ein Stanglpass von Murg keinen Abnehmer. Spätestens jetzt wurde es Spalletti zu bunt, und er brachte Arschawin ins Spiel. Aber auch mit dem „kleinen Zaren“ sahen die russischen Zuschauer ein für sie in der ersten Hälfte ungewohntes Bild. Jetzt war es Zenit, das auf einen Fehler des Gegners in der Vorwärtsbewegung wartete. Fast wäre die Übung auch gelungen, doch die Austrianer hinderten Hulk mit vereinten Kräften am erfolgreichen Abschluss.

Tomas Hubocan (St. Petersburg) und Philipp Hosiner (Austria)

GEPA/Christian Ort

Philipp Hosiner wurde einige Male torgefährlich

Die Partie wurde nun ruppiger, Schiedsrichter Aytekin griff vermehrt zum Gelben Karton. Einen davon sah Ramsebner, und den Freistoß aus rund 20 Metern nutzte Hulk zu einem Hammer, der jedoch knapp am Tor vorbeiging (74.). Die Russen hatten damit aber wieder Gefallen am Offensivspiel gefunden und brachten die Austrianer immer wieder in brenzlige Situationen. In der 80. Minute riskierte Bjelica trotzdem und brachte mit Rubin Okotie einen zweiten Stürmer für den gegen Hulk ausgepowerten Leovac.

Turbulente Schlussphase

Die Chance, die Partie zu entscheiden, hatten beide Mannschaften. Zuerst blockte Ortlechner einen Schussversuch von Hulk (84.), dann setzte Hosiner einen Kopfball knapp neben das Zenit-Tor (86.), und danach fand Hulk bei einem Freistoß von der Strafraumgrenze in Lindner seinen Meister. Schließlich konnte sich auch Lodigin bei einem Weitschuss von Markus Suttner auszeichnen (90.). Am Ende blieb es beim 0:0, ein Remis, das sich für die Austria aber nach den Pleiten der vergangenen Woche wie ein Sieg anfühlte - und dem Club erstmals eine Punkteprämie in der Champions League einbrachte.

Karl Huber, ORF.at, aus St. Petersburg

UEFA Champions League, zweiter Spieltag Gruppe G

Dienstag:

Zenit St. Petersburg - Austria Wien 0:0

Petrowski-Stadion, 20.000 Zuschauer, SR Aytekin (GER)

Zenit: Lodigin - Anjukow (86./Criscito), Hubocan, Lombaerts, Smolnikow - Fajzulin, Witsel - Hulk, Schatow (50./Schirokow), Danny - Kerschakow (65./Arschawin)

Austria: Lindner - Koch, Ramsebner, Ortlechner, Suttner - Holland, Mader - Royer (57./Murg), Simkovic, Leovac (81./Okotie) - Hosiner (92./Kienast)

Rote Karte: Witsel (44./Foul)

Gelbe Karten: Smolnikow, Hubocan bzw. Royer, Leovac, Ramsebner, Murg

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