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„Das haben wir nicht nötig“

Weltcup-Titelverteidiger Gregor Schlierenzauer steht nach einem turbulenten Saisonauftakt ohne Punkte da. Als moralischer Sieger der ersten Einzel-Konkurrenz in Klingenthal am Sonntag kann sich der ÖSV-Star nach seiner gemeinsam mit Anders Bardal vollzogenen „Verweigerung“ wegen zu gefährlicher Windverhältnisse dennoch sehen.

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Die beiden besten Springer der vergangenen beiden Jahre hatten in dem windbedingt zur Hängepartie gewordenen Bewerb auf einen Sprung verzichtet und den Schanzenturm verlassen. Ein Sprung wäre vor allem in Hinblick auf Olympia zu gefährlich gewesen, so Schlierenzauer. „Wir haben einfach beschlossen, dass wir das nicht nötig haben. Neun Meter Wind sind einfach gefährlich, da ist die Sicherheit des Athleten nicht mehr im Vordergrund. Deshalb war die Entscheidung für uns klar, dass wir das nicht nötig haben und dass wir sozusagen die Zelte abgebrochen haben“, sagte der 23-jährige Tiroler.

Skisprung-Cheftrainer Alexander Pointner

GEPA/Oliver Lerch

ÖSV-Chefcoach Alexander Pointner stellte sich hinter seinen Schützling

„Da muss man nichts Sinnloses riskieren“

Die später revidierte Ansetzung eines zweiten Durchgangs komme einem Affront gleich. „Ich habe mich eigentlich schon ein bisschen gewundert, muss ich sagen“, sagte Schlierenzauer. Die Entscheidung, nach fünfstündigem Zuwarten und dem Abtreten wegen zu großer Gefährdung auch noch einen zweiten Durchgang ins Visier zu nehmen, sei auch „ein bisschen respektlos“. Er stelle sich die Frage, ob das notwendig gewesen und die Verantwortlichen „mit dem richtigen Herzblut“ dabei seien.

Der Entschluss, nicht zu springen, sei auch im Nachhinein betrachtet richtig gewesen - vor allem wegen des großen Gefahrenpotenzials. „Die Sicherheit jedes Athleten ist im Vordergrund. Wenn acht bis neun Meter Wind von allen Richtungen herrschen, dann ist von einem fairen Wettkampf sowieso nicht zu reden, und sicher ist es dann halt auch nicht mehr. Und es geht schlussendlich auch um Olympiamedaillen in diesem Jahr, und da muss man nichts Sinnloses riskieren, speziell nicht am Saisonanfang“, betonte der Weltcup-Rekordsieger.

Ärger über „Respektlosigkeit“ der Jury

„Ich respektiere diese Entscheidung im höchsten Maße, und es ist in dieser Situation möglicherweise mutiger, Nein als Ja zu sagen“, brachte es Bardals österreichischer Trainer Alexander Stöckl auf den Punkt. ÖSV-Cheftrainer Alexander Pointner, mit dem sich Schlierenzauer vor der Entscheidung beraten hatte, ärgerte sich über die seiner Meinung nach unrühmlichen Juryentscheidungen.

Sturz von Andreas Kofler

APA/AP/Jens Meyer

Andreas Kofler zog sich bei seinem Sturz keine Brüche zu

Vor allem das Andenken eines zweiten Durchganges sei lachhaft und respektlos gewesen. „Man hat zur Belustigung aller Athleten einen zweiten Durchgang angesetzt. Ich muss sagen, das zeugt von Respektlosigkeit gegenüber den Athleten. Man hat fast den Anschein, man wird zum Spielball einer Show, die da aufgezogen wird“, so Pointner.

Entwarnung bei Kofler

Der Weltcup-Auftakt sei jedenfalls kein Ruhmesblatt für die Verantwortlichen. „Ich bin enttäuscht und muss mich fast ein bisschen schämen, was da momentan abgeht“, sagte Poitner. Er gab aber auch zu, dass die Leistungen der meisten seiner Springer am ersten Wochenende nicht zufriedenstellend gewesen seien.

Die nächsten Chancen bekommen Schlierenzauer und Co. am kommenden Wochenende in Kuusamo. Gesichert ist auch der Start des in Klingenthal gestürzten Andreas Kofler in Finnland. Der Tiroler erlitt eine Rippenprellung, eine kleine Fleischwunde und Abschürfungen an der Schulter. „Es ist die erfreuliche Nachricht des heutigen Tages, dass Andi keinen Bruch hat“, sagte Pointner. Zunächst hatte man sogar einen Bruch im Rücken befürchtet.

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