„Wie vieles im Leben ist das Kopfsache“
Aus Philipp Hosiner spricht dieser Tage wieder die Zuversicht. Nach drei harten Monaten, die für den Torschützenkönig der vergangenen Austria-Meistersaison herbe Rückschläge gebracht hatten, fand der 24-jährige Burgenländer den Weg aus der Krise. Der Triplepack des Stürmers am Samstag in Innsbruck war der beste Beweis dafür. Beim FC Porto will Hosiner nun auch in der Champions League treffen.
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„In den letzten vier Wochen habe ich den besten Hosiner gesehen, seit ich Austria-Trainer bin“, hatte Nenad Bjelica schon vor dem starken Auftritt beim 5:0 auf dem Tivoli gesagt - und meinte damit vor allem Hosiners Reaktion im Training auf die harsche Kritik seines Trainers. Ende Oktober war Bjelica nach der Derby-Heimpleite gegen Rapid der Kragen geplatzt. Hosiner war damals das prominenteste „Opfer“ - er flog vorübergehend aus der violetten Startelf.

GEPA/Christian Ort
Stürmer Philipp Hosiner (re.) genießt wieder Nenad Bjelicas Vertrauen
Seit dem emotionalen Ausbruch von Bjelica holte die Austria nicht nur neun Punkte aus drei Bundesliga-Spielen bei einem Torverhältnis von 9:0. Auch Hosiner arbeitete sich zurück in die Mannschaft und zu alter Form. „Wenn man den Stammplatz verliert, muss man im Training versuchen, voll Gas zu geben und so das Vertrauen des Trainers zurückgewinnen“, erklärte der Angreifer, der nun bei acht Saisontoren hält. „Wenn das dann honoriert wird, ist das natürlich sehr positiv.“
Länderspielpause als Fluch und Segen
Es sei keine leichte Zeit gewesen, gab Hosiner am Montag vor dem Abflug nach Porto zu. Stangenschüsse, Lattentreffer, Kritik vom Trainer, dann verzichtete auch noch ÖFB-Teamchef Marcel Koller im Testspiel gegen die USA auf den Austria-Stürmer. „Wie vieles im Leben ist das auch Kopfsache“, so Hosiner. „Für einen jungen Spieler ist das nicht leicht, wenn man zum ersten Mal im Leben so eine Belastung spürt. Das ist schwierig wegzustecken - der Mediendruck, die Erwartungen der Fans, alles zusammen.“
Natürlich habe er sich die Latte in der Vorsaison selbst sehr hoch gelegt, weiß der Überflieger im Meisterjahr unter Trainer Peter Stöger. „So konnte es nicht immer weitergehen. Aber jetzt bin ich wieder auf einem guten Weg.“ Gerade die Nichtberücksichtigung im Nationalteam dürfte keine unwesentliche Rolle gespielt haben. „Die Länderspielpause hat mir gut getan“, bestätigte Hosiner. „Ich konnte abschalten, jetzt bin ich wieder voll da. Ich denke, wir sind auch als Mannschaft auf einem guten Weg, um wieder an das Niveau der vergangenen Saison heranzukommen.“
Kein Druck, aber „gutes Gefühl“
Sollte er sein wiedergefundenes Selbstvertrauen auch am Dienstag in Porto demonstrieren, kann Hosiner im fünften Gruppenspiel zum ersten Champions-League-Torschützen der Austria-Historie avancieren. „Wer weiß, vielleicht bin ich ja auch der zweite oder dritte“, liebäugelt er mit einer Sensation. „Wir gehen jedenfalls optimistisch in die Partie. Gerade vor einem solchen Spiel ist ein Erfolgserlebnis sehr wichtig. Das 5:0 in Innsbruck lässt uns mit einem guten Gefühl nach Porto kommen.“

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Die möglichen Aufstellungen
Auch die bisher in vier Spielen vergebliche Jagd nach dem Premierentreffer in der Königsklasse belaste die Mannschaft nicht. „Wir haben in St. Petersburg schon einen Punkt geholt - das ist wichtiger, als ein Tor zu erzielen“, wandte Hosiner ein. „Wir haben gegen Porto und Zenit schon gezeigt, dass wir mithalten können. Atletico war eine Nummer zu groß, aber ansonsten waren wir auf Augenhöhe. Wenn das Glück auf unserer Seite ist, ist auch in Porto etwas möglich.“
Zu versuchen, „auf Teufel komm’ raus“ ein Tor zu erzwingen, wäre laut Hosiner gegen die Portugiesen mit Sicherheit der falsche Weg. „In erster Linie müssen wir kompakt stehen. Im Konter wollen wir dann versuchen, das eine oder andere Tor zu erzielen.“ Eine Wutrede des Trainers wie vor vier Wochen müsste man für die Austrianer dann keinesfalls befürchten. Das sei ohnehin längst abgehakt, betonte Hosiner. „Der Trainer wollte ein paar Leute wachrütteln. Das ist ihm gelungen.“
Harald Hofstetter, ORF.at aus Porto
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