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Coming-out soll anderen helfen

Mit Lob, Anerkennung und Respekt haben ehemalige Teamkollegen, Funktionäre und Politiker auf das Coming-out von Thomas Hitzlsperger reagiert. Dem ehemaligen Spieler der deutschen Nationalmannschat geht es nach seiner einmaligen Aktion nun darum, anderen Sportlern unter die Arme zu greifen.

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„Ich hoffe, dass ich mit diesem Schritt in die Öffentlichkeit jungen Spielern und Profisportlern Mut machen kann“, sagte der 31-Jährige in einer Erklärung, die in der Nacht zum Donnerstag verbreitet wurde. „Profisport und Homosexualität schließen sich nicht aus, davon bin ich überzeugt.“

Ein Gegner mehr für Homophobe

Als erster prominenter deutscher Fußballer hatte er zuvor in einem Interview der Wochenzeitung „Die Zeit“ öffentlich erklärt, homosexuell zu sein. In einer Onlinevideobotschaft auf seiner Homepage fand Hitzlsperger, dass inzwischen junge Spieler, „die sich viel früher im Klaren sind über ihre Neigungen“, darüber sprechen könnten. Er selbst hatte sich erst nach einem „langwierigen Prozess“ und nach dem Karriereende 2013 öffentlich geäußert.

Der Zeitpunkt des Coming-out sei für ihn selbst und seine Familie unwichtig, sagte Hitzlsperger. „Wichtig ist es nur für die Leute, die homophob sind, andere ausgrenzen aufgrund ihrer Sexualität - und die sollen wissen: Sie haben jetzt einen Gegner mehr.“

Mythos ad acta gelegt

Ein „wichtiges Mosaiksteinchen in Richtung Akzeptanz von Homosexualität im Fußball“ sei dieses Coming-out, meinte der Sportsoziologe und DFB-Berater Gunter A. Pilz im dpa-Interview. „Eines muss man sehen: Hitzlsperger ist als durchaus harter und aggressiver Spieler bekannt und hat gezeigt, dass dieser Mythos - Schwule wären alles Weicheier - ad acta gelegt ist.“

Dass Homophobie auch auf den Stadionrängen vorkommt, daran erinnert Fanforscher Pilz. Fans seien häufig darauf aus, gerade Schwächen des Gegners zu suchen „und entsprechend zu pöbeln“. Wie es einem offen homosexuellen Fußballer auf dem Platz ergehen würde, könne man sich unter den Voraussetzungen vorstellen, meinte Pilz.

„Nicht alle Menschen im Kopf so offen“

Klare Worte findet Werder-Coach Robin Dutt. Dass Homosexualität auch 2014 immer noch eine Tabuthema sei, nannte er ein Unding. „Es zeigt aber, dass noch nicht alle Menschen im Kopf so offen sind.“ Unter den Fußballern werde Homosexualität „schlicht ignoriert“, sagte Hitzlsperger. „Für die Medien hingegen ist das schon seit Jahren ein Thema. Nur die betroffenen Spieler, die haben sich nicht getraut, sich zu ihren Neigungen zu äußern. Denn die Fußballszene begreift sich in Teilen immer noch als Machowelt.“

Viel Anerkennung aus allen Bereichen

Für das jetzige Coming-out erntete er viel Anerkennung aus den unterschiedlichsten Bereichen wie Sport, Gesellschaft und Politik. Auch frühere Mitspieler, etwas Lukas Podolski („Mutige und richtige Entscheidung“) und Arne Friedrich („Bin stolz auf dich“), waren dabei. Am Mittwochabend meldete sich selbst der britische Premier David Cameron zu Wort. Als Fan von Hitzlspergers Ex-Club Aston Villa twitterte er: „Ich habe immer bewundert, was Thomas Hitzlsperger auf dem Feld geleistet hat - aber heute bewundere ich ihn noch mehr.“

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