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„Lange her und doch so frisch“

Auch 20 Jahre nach Ayrton Sennas Tod ist die Erinnerung an den charismatischen Rennfahrer in seiner Heimat noch präsent. Viele Brasilianer wissen ganz genau, wo sie waren, als sie die Nachricht vom Tod ihres Idols erhielten.

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„Es ist interessant, es wirkt nicht so, als ob es schon 20 Jahre her wäre“, sagt Viviane Senna zum Unfall ihres Bruders am 1. Mai 1994 beim Grand Prix von San Marino in Imola. „Es scheint so lange her zu sein und ist doch so frisch. Es gibt niemanden, der mir nicht unaufgefordert sagt, wo sie waren und was sie taten, als der Unfall passiert ist. Jeder weiß es, jeder erinnert sich. Es ist unglaublich.“

Viviane und Bruno Senna

AP/Frank Augstein

Viviane Senna und ihr Rennen fahrender Sohn Bruno

Aktuell ist das Interesse an der Formel 1 in Brasilien zwar etwas abgeflaut, doch was die Popularität betrifft, rangiert Senna auch zwei Jahrzehnte nach seinem Tod immer noch klar vor den drei- bzw. zweifachen Weltmeistern Nelson Piquet und Emerson Fittipaldi.

Viele Besucher an Sennas Grab

Grab

AP/Israel Teixeira

Die Gedenktafel wurde auch schon von Verehrern entwendet

Die bleibende Erinnerung an das Motorsportidol ist auch auf dem Morumbi-Friedhof in Sao Paulo deutlich sichtbar. Zwar ist das Grab Sennas nur durch eine in den Rasen eingelassene schlichte Gedenktafel gekennzeichnet und es gibt nur ein paar Blumen in Plastikvasen, doch der Strom der Besucher reißt auch 20 Jahre nach dem Staatsbegräbnis mit dreitägiger Staatstrauer nicht ab. „Ich komme ungefähr einmal in der Woche hierher“, sagt einer der Besucher. „Wir vermissen ihn immer noch sehr. Sein schüchternes Wesen und sein Siegeswille, das hat uns alle gefangen. Es gab niemanden wie ihn.“

„Schulen machen Exkursionen zu seinem Grab“, erzählt ein Sicherheitsbeamter des zwischen einer Armensiedlung und Hochhäusern gelegenen Friedhofes. „Es kommen aber auch viele Japaner direkt vom Flugplatz her, noch ehe sie den Rest der Stadt besuchen. Wenn man auf diesen Friedhof kommt, auch bei einem Begräbnis, besucht man Sennas Grab. Es geschieht fast automatisch.“

„Er wurde zu einer Legende“

Aber auch auf der anderen Seite des Atlantiks gedenkt man in diesen Tagen ganz besonders des dreifachen Weltmeisters. In Imola, der Stadt in Oberitalien, auf deren Rennstrecke innerhalb von zwei Tagen Senna und Roland Ratzenberger ums Leben kamen, findet eine fünftägige Gedenkveranstaltung statt. Obwohl die Stadt nur rund 80 Kilometer von Maranello entfernt ist und damit klar im Zeichen von Ferrari steht, gibt es viele Fans von Senna, der selbst nie für die „Scuderia“ fuhr. „Er war sogar bei den Ferrari-Fans sehr beliebt, und die meisten hier sind Ferraristi“, sagt ein Bewohner Imolas stellvertretend für viele. „Er wurde nicht nur für seine Siege respektiert, sondern auch als Person. Und dadurch, wie er gestorben ist, wurde er zu einer Legende.“

„Er war ungewöhnlich. Ich erinnere mich, dass er alleine hier im Supermarkt einkaufen war“, sagt Maria Pia Rocca, die Generalsekretärin von Formula Imola, das das Autodromo Enzo e Dino Ferrari verwaltet, über den dreifachen Imola-Sieger (1988, 1989 und 1991). Obwohl der Formel-1-GP von San Marino seit 2006 Geschichte ist, hinterlegen noch heute Fans Blumen und handschriftliche Notizen am Zaun des Unfallortes, in einem nahe gelegenen Park wurde eine Statue errichtet. Die Erinnerung an den ehemaligen Champion lebt auf der ganzen Welt.

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