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Erfolg soll bis 2015 zurückkehren

Carlos Dunga ist am Dienstag als neuer Teamchef von Brasilien vorgestellt worden. Der 50-Jährige hatte die „Selecao“ schon nach der WM 2006 übernommen und zur WM 2010 in Südafrika geführt. Nach dem Viertelfinal-Aus gegen die Niederlande trat er allerdings zurück. „Guten Tag! Hier bin ich erneut. Ich bin glücklich, eine neue Chance zu bekommen“, sagte Dunga.

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Dunga, der als Spieler 1994 in den USA den Titel geholt hatte, folgt Luiz Felipe Scolari, der nach dem schlechten Abschneiden bei der Weltmeisterschaft im eigenen Land seinen Rücktritt einreichte. Der WM-Gastgeber hatte sich zuletzt mit dem 1:7 im Halbfinale gegen Deutschland und mit dem 0:3 gegen die Niederlande im Spiel um Platz drei blamiert. Der angepeilte sechste WM-Titel wurde verpasst.

Verbandspräsident Jose Maria Marin und Carlos Dunga

APA/AP/Felipe Dana

Für Verbandschef Marin ist Rückkehrer Dunga die optimale Wahl

„Wir alle haben volles Vertrauen in seine Fähigkeiten“, sagte Verbandschef Jose Maria Marin bei der Präsentation in Rio de Janeiro. Dunga erhält einen Vertrag bis zur WM 2018 in Russland und soll dort den so ersehnten sechsten Titel für den Rekordweltmeister holen. „Wir müssen hart arbeiten, um uns das Recht zu erkämpfen, bei den Besten mitspielen zu dürfen“, warnte der neue Chefcoach aber vor dem Qualifikationsmarathon. „Wir dürfen weder glauben, dass wir die Besten sind, noch dass wir die besten Spieler haben.“

„Eine Auswahl für 2018 formen“

Am 5. September im Testspiel in Miami gegen Kolumbien wird der in seiner Heimat nicht sonderlich beliebte Dunga erstmals wieder auf der brasilianischen Bank sitzen. Viel Zeit für den Neuaufbau bleibt ihm nicht, bis zur Copa America 2015 in Chile soll er wieder ein schlagkräftiges Team formen. 2016 bei den Sommerspielen in Rio de Janeiro will Brasilien endlich einmal Olympiasieger im Fußball werden, für diese Auswahl ist künftig der bisherige U20-Coach Alexandre Gallo zuständig.

„Das ist jetzt unser Projekt. Wir müssen Ergebnisse einfahren, eine Auswahl für 2018 formen“, sagte Dunga sichtlich erfreut. „Zurück zur ‚Selecao‘ zu kommen ist quasi unmöglich.“ Er war zuletzt Coach beim SC International in Porto Alegre und aufmerksamer Beobachter bei der WM. Dabei zeigte er sich lange vor dem Endspieltriumph der deutschen Mannschaft als deren Fan. „Man muss effizient spielen“, sagte er damals in einem dpa-Interview. „Es ist unnötig, dass es viel Rauch und wenig Feuer gibt, wie wir hier in Brasilien sagen.“ Nun betonte er, dass die Brasilianer Talent und Qualität hätten: „Aber wir bewundern auch die planerischen Fähigkeiten der Deutschen.“

Große Bedenken in der Öffentlichkeit

Genau das wiederum warf man Dunga in Brasilien sowohl als Spieler als auch als Trainer immer vor: dass er zu wenig das „Jogo bonito“, das schöne Spiel, pflege. Noch bevor der brasilianische Fußballverband (CBF) die Verpflichtung Dungas offiziell machte, gab es in der Öffentlichkeit große Bedenken. Antonio Lopes, der frühere Technische Direktor des CBF, sagte der Zeitung „Folha Sao Paulo“: „Ich akzeptiere Dunga nicht.“ Man brauchte jemand „mit einer neuen Mentalität“, und man müsse die ganze Organisation des brasilianischen Fußballs verändern.

Brasiliens alter und neuer Nationaltrainer Carlos Dunga

GEPA/AMA Sports/Matthew Ashton

Für Dunga ist das Amt des Teamchefs der „Selecao“ keine ungewohnte Rolle

Der Verband, so der angesehene Analyst Paulo Vinicius Coelho, drehe sich im Kreis: „Da fehlen Ideen.“ Denn seit 1992 prägten im Wesentlichen Scolari, Dunga und vor allem Carlos Alberto Parreira die Nationalmannschaft. Parreira triumphierte bei der WM 1994 mit Dungas Team und war beim diesjährigen Endrundenturnier als Technischer Direktor stets an der Seite Scolaris. Der Vertrag des einst so populären „Felipao“ war nach der WM ausgelaufen, Nachfolger Parreiras ist Ex-Nationaltorhüter Gilmar Rinaldi.

Unrühmlicher Abgang vor vier Jahren

Als Chefcoach der Nationalmannschaft war Dunga bereits in seiner ersten Amtszeit hart angegangen worden und lag ständig mit Journalisten im Clinch. Zwar gewann er die Südamerikameisterschaft 2007, scheiterte aber bei der WM 2010 in Südafrika im Viertelfinale an den Niederlanden. Als die Brasilianer nach dem Spiel in Port Elizabeth im Teamhotel eintrafen, da schallten Dunga böse Rufe entgegen: „Burro!“ - „Esel!“ Kurz darauf trat er zurück.

Dunga ist nicht der erste Trainer, der zum bereits zweiten Mal das Ruder der brasilianischen Nationalmannschaft übernimmt. Auch seine Vorgänger Scolari (2003-2006 und 2012-2014) und Carlos Alberto Pereira (1992-1994 und 2003-2006), bei der Heim-WM als Technischer Direktor tätig, absolvierten jeweils zwei Amtszeiten als Cheftrainer der „Selecao“.

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