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Festhalten an Startzeit sorgt für Aufregung

„Rennfahren ist und bleibt gefährlich“, hat Niki Lauda nach dem Grand Prix von Japan gesagt. Nach dem schrecklichen Unfall von Jules Bianchi muss sich die Formel 1 einer neuen Gefahrendiskussion stellen. Einige Fahrer und Teamvertreter beklagten nach dem Rennen am Sonntag in Suzuka die schlechte Sicht, weil das chaotische Regenrennen noch in vollem Gange war, als die Sicht schlechter wurde.

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Oberster Kritikpunkt ist, dass der Start des Rennens trotz der absehbaren extremen Bedingungen nicht vorverlegt wurde. Selbst bei normalem Wetter werden die Lichtverhältnisse in Suzuka gegen 17.30 Uhr schlechter, weil dann bereits die Sonne untergeht. Damit war schon im Vorfeld klar, dass es bei einem Start um 15.00 Uhr mit den Sichtverhältnissen bei Unterbrechungen sehr eng werden kann. Überdies wurde die Witterungslage durch den Taifun „Phanfone“, vor dem der F1-Wetterdienst eindringlich warnte, erheblich erschwert.

Formel-1-Boliden folgen dem Safety-Car auf der verregneten Rennstrecke von Suzuka

Reuters/Toru Hanai

Schon beim zweiten Start aus der Boxengasse war die Sicht nicht mehr optimal

Williams-Ingenieur Rob Smedley sprach nach dem Rennen von den dunkelsten Verhältnissen in den 15 Jahren, seitdem er in der Formel 1 ist. Lauda stellte deshalb klar: „Man hätte früher starten können, darüber gibt es keine Diskussion.“ Adrian Sutil, wegen dessen Unfalls das Bergungsfahrzeug im Einsatz war, beklagte: „Es wäre leicht gewesen, des Rennen vorzuverlegen. Aber wir (Fahrer, Anm.) wurden nicht nach unserer Meinungen gefragt“, sagte der Augenzeuge von Bianchis Unfall in der Nachrichtenagentur „Reuters“.

Presse stellt Sicherheitsprotokoll infrage

Die FIA konnte sich mit den Betreibern und den Vermarktern aber offensichtlich nicht einigen. Streckenbesitzer Honda soll sich gegen eine Vorverlegung des Starts gesträubt haben. Scharfe Kritik an dieser Vorgehensweise kam umgehend von der internationalen Presse. „Traktoren auf der Strecke und die Abneigung, die Startzeiten zu verändern, lassen zweifeln, ob genug für die Sicherheit der Fahrer getan wird“, schrieb der „Guardian“. „Bianchis Unfall stellt das geltende Sicherheitsprotokoll infrage“, stand in „El Pais“.

Drastische Worte fand auch die „Bild“: „Eine angedachte Vorverlegung auf den trockenen Samstag wurde verworfen, um Geld zu sparen. Bernie Ecclestone und die japanischen Organisatoren peitschten stattdessen den Zeitplan durch - trotz vorhergesagten Starkregens und nahenden Taifuns. Das Rennen hätte niemals am Sonntag gestartet werden dürfen. Aber die F1 hält sich für stärker als die Naturgewalten. Den Preis für diesen Irrtum zahlt ein 25-jähriger Fahrer.“

Massa forderte früheren Rennabbruch

Dass der Grand Prix gegen Rennende dann auch noch bei wieder stärker werdendem Regen fortgesetzt wurde, sorgte für weitere Kritik. „Sie haben das Rennen zu spät beendet. Fünf Runden vor dem Safety-Car habe ich in den Funk geschrien, dass zu viel Wasser auf der Strecke ist. Es war gefährlich“, war etwa Williams-Pilot Felipe Massa erbost. Sieger Lewis Hamilton empfand den Regen als nicht so dramatisch. „Ich konnte mein Tempo halten“, sagte der britische Mercedes-Pilot, der allerdings auch in einem Auto mit weit besserem Fahrverhalten saß als Marussia-Pilot Bianchi.

Formel-1-Boliden auf der verregneten Rennstrecke von Suzuka

Reuters/Yuya Shino

Für Felipe Massa waren die Verhältnisse am Rennende unfahrbar

Verkettung unglücklicher Umstände

Viel mehr als der Regen waren aber die Sichtverhältnisse das Problem. Dass Formel-1-Piloten auch auf nassen Strecken fahren können, haben sie schon zigfach bewiesen. Nach den ersten Runden hinter dem Safety-Car zeigten Hamilton und seine Kollegen das auch in Japan. Lässt die Sicht aber durch Dunkelheit nach, droht Gefahr. Nasse Stellen auf der Strecke sind schwerer auszumachen. „Der Regen wurde stärker und stärker, da beginnt man Reflexionen zu sehen“, brachte der WM-Führende die Schwierigkeiten auf den Punkt.

Hinzu kommt das Risiko bei Bergungsarbeiten mit einem Kran oder ähnlichem Gerät. Dennoch kam bei Bianchis Unfall alles nur erdenklich Negative zusammen: Regen, schlechte Sicht, Kran - und noch die Tatsache, dass der Franzose mit seinem Marussia so unter das Heck des Krans geriet, dass er vermutlich mit enormer Wucht am Kopf getroffen wurde. Die linke Seite des Wagens wurde komplett zerstört. Sogar der Überrollbügel direkt hinter dem Kopf des Piloten war gebrochen.

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