Themenüberblick

Mit-, neben- und gegeneinander

Maximilian und Alexander Hermann werden seit ihrer Kindheit „Twin Towers“ genannt. Ein treffender Spitzname, wie Gegenspieler der oberösterreichischen Zwillingsbrüder bestätigen würden. Die 23-jährigen Rückraumkanonen machen in der Deckung buchstäblich „dicht“ – auch bei der WM in Katar. Die Hermanns sind in Doha aber bei weitem nicht das einzige Brüderpaar im hochkarätigen Turnier.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Nicht weniger als elf von 24 teilnehmenden Mannschaften haben Brüder im WM-Kader. Zwillinge spielen neben Österreich auch im bosnischen Team mit Senjamin und Benjamin Buric, für die das direkte Duell mit den Hermanns im zweiten Gruppenmatch knapp verloren ging. Saudi-Arabien könnte mit den drei Brüdern Mohammed, Mojtaba und Mahdi Al Salem gleich die halbe Startformation durch eine Familie besetzen.

ÖHB-Spieler Maximilian und Alexander Hermann

ÖHB

Max (r.) und Alex Hermann bestreiten in Doha ihre erste WM-Endrunde

Weitaus delikater stellt sich die Situation für die Familie Karacic dar, die bei dieser WM im wahrsten Sinne des Wortes gespalten ist. Von den in Mostar (Bosnien) geborenen Brüdern spielt Igor für Kroatien und Ivan für die Bosnier. Kein leichtes Los für ihre Eltern, da die beiden Söhne am Freitag in ihrem letzten Gruppenspiel aufeinandertreffen.

Karabatic-Brüder mit besten Goldchancen

Die gemeinsam spielenden Brüder mit den größten Titelambitionen finden sich wiederum in den Teams von Frankreich und Dänemark. Superstar Nikola Karabatic und der etwas jüngere Luka zählen mit „Les Bleus“ erneut zu den absoluten Goldfavoriten. Rene und Henrik Toft Hansen wollen es in Katar besser machen als im Vorjahr bei der Heim-EM, als das Finale gegen die Franzosen klar verloren ging.

Nikola Karabatic und Luka Karabatic (beide FRA) gegen Ondrej Zdrahal (CZE)

APA/EPA/dpa/Oliver Weiken

Zweimal Karabatic in Frankreichs grandioser Deckung (Nikola links, Luka rechts)

Wenn Österreich am Freitag zum Abschluss der Gruppenphase auf die mittlerweile zum Erzrivalen gewordenen Mazedonier trifft, stehen die Hermanns gleich zwei Brüderpaaren gegenüber. Die Routiniers Kiril und Filip Lazarov bei ihrer vierten WM-Teilnahme in Serie sowie Zlatko und Naumce Mojsovski werden es der ÖHB-Auswahl einmal mehr sehr schwer machen. Schon bei der EM 2014 in Dänemark und in früheren Qualiduellen ging es gegen die Mazedonier heiß her.

Sieben Spieler aus drei Familien bei Argentinien

Die bisher sehr stark auftretenden Argentinier schöpfen ihre Kraft fast ausschließlich aus Familienangelegenheiten. Die Simonets sind mit Pablo, Diego und Sebastian in Doha vertreten. Juan Pablo und Federico Fernandez sowie Pablo und Adrian Portela standen ihnen bisher tatkräftig zur Seite. Slowenien (Luka und Miha Zvizej), Polen (Michal und Bartosz Jurecki), Weißrussland (Sergej und Dzainis Rutenka) komplettieren die lange Liste von Brüdern im Welthandball.

Diego Simonet und Sebastian Simonet (beide ARG)

APA/EPA/Nic Bothma

Zwei von drei Simonets im Team der „Gauchos“ nach getaner Arbeit

Seite an Seite mit zusätzlicher Kraft

Die kantigen Hermanns (jeweils ca. 1,95 Meter groß und 95 kg schwer) genießen die gemeinsamen WM-Auftritte jedenfalls in vollen Zügen. Nach drei „getrennten“ Jahren werden die ehemaligen Oberösterreichs-Jugend-Auswahlfußballer ab Sommer auch im Club wieder vereint sein. Der Bergische HC verpflichtete nach Maximilian auch Alexander – Originalton Max (lachend): „Ich habe es ihnen schon früher nahegelegt. Keine Ahnung, warum das so lange gedauert hat.“

In einer dynamischen und kampfbetonten Sportart wie Handball komme Körpersprache und mentaler Stärke enorme Bedeutung zu, wie Max und Alex betonen. Wer die Karabatic-Brüder in der französischen Deckung bei der Arbeit und im ständigen Zwiegespräch beobachtet, bekommt einen Eindruck davon, dass brüderliche Hilfe dabei zusätzliche Kräfte freisetzt. Das ist bei den Hermanns auf den Halbpositionen nicht anders. „Wir machen seit unserer Kindheit so gut wie alles gemeinsam“, meint Alexander. Warum sollte das bei der WM also anders sein?

Harald Hofstetter, ORF.at, aus Doha

Links: