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Jansrud-Verzicht bringt Entscheidung

Marcel Hirscher hat Geschichte geschrieben und als erster Skirennläufer zum vierten Mal in Folge den Gesamtweltcup gewonnen. Weil der Norweger Kjetil Jansrud auf ein Antreten im Slalom am Sonntag zum Saisonkehraus in Meribel verzichtet hatte, konnte der führende Salzburger nun auch rechnerisch nicht mehr eingeholt werden.

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Der 26-jährige ÖSV-Superstar hatte nach dem vierten Rang am Samstag im Riesentorlauf 60 Punkte Vorsprung auf Jansrud, der im Slalom zumindest Zweiter hätte werden und in diesem Fall auf nicht mehr als einen 14. Platz Hirschers hätte hoffen müssen, um ihn noch abzufangen. Am Samstagabend gab der 29-jährige Norweger aber seinen Startverzicht für den Torlauf bekannt.

Kjetil Jansrud (NOR) und Marcel Hirscher (AUT)

GEPA/Andreas Pranter

Das Weltcup-Duell Jansrud gegen Hirscher endete nach dem vorletzten Rennen

Hirscher zieht mit seinem Salzburger Landsmann Hermann Maier, dem Südtiroler Gustav Thöni und dem Schweizer Pirmin Zurbriggen gleich, die ebenfalls vier große Kristallkugeln gewonnen haben. Vor dem Trio liegt mit fünf Trophäen nur der für Luxemburg startende Vorarlberger Marc Girardelli. Diesem gelangen die Coups aber ebenso wie Maier, Thöni und Zurbriggen nicht in Serie.

Warten bis kurz vor 18.00 Uhr

„Ich habe natürlich jetzt ein unglaublich tolles Gefühl. Die Erleichterung macht sich gerade extrem spürbar. Kjetil, danke für den harten und unglaublich genialen Fight mit dir“, sagte Hirscher. Amtlich wurde die vierte große Kugel kurz vor 18.00 Uhr, als das Schild mit dem Namen Kjetil Jansrud von dessen Cheftrainer Havard Tjörhom vor den Augen von Trainern und Medienleuten vor der Startnummernauslosung für den Slalom von der Tafel genommen wurde.

„Nach dem Riesentorlauf war für uns klar, dass der Gesamtweltcup entschieden ist und Kjetil den Slalom nicht mehr fährt. Marcel ist ein verdienter Sieger“, sagte Tjörhom. Jansrud hatte als starker RTL-Elfter dafür gesorgt, dass alles darauf wartete, ob er sich zum Slalom-Antreten entscheiden würde oder nicht. „Menschlich ist das wirklich einer der feinsten und tollsten Athleten, die ich bis jetzt habe kennenlernen dürfen. Ich freue mich auf nächstes Jahr“, meinte Hirscher über Jansrud.

Herren-RTL in Meribel:

  • 1. Henrik Kristoffersen (NOR)
  • 2. Fritz Dopfer (GER)
  • 3. Thomas Fanara (FRA)
  • 4. Marcel Hirscher (AUT)

Erster RTL-Sieg für Kristoffersen

Im Schatten der Entscheidung im Gesamtweltcup holte sich Henrik Kristoffersen in Meribel seinen ersten RTL-Sieg. Der 20-jährige Norweger setzte sich mit dem klaren Vorsprung von 0,79 Sekunden auf den Deutschen Fritz Dopfer durch.

Hinter dem französischen Lokalmatador Thomas Fanara belegte der bereits zuvor als RTL-Weltcup-Sieger feststehende Hirscher mit einem Rückstand von 1,18 Sekunden Rang vier und war damit klar bester ÖSV-Läufer. Philipp Schörghofer (20.), Benjamin Raich (21.) und Christoph Nösig (23.) verpassten die Top 15 und damit Weltcup-Punkte. Jansrud holte als Elfter 24 Zähler - zu wenig, um Hirscher noch die große Kugel streitig zu machen.

Nervenprobe für Hirscher

Hirscher war unmittelbar nach dem Rennen froh, den RTL als Vierter zu beenden, wollte sich aber noch nicht zum Gesamtsieg gratulieren lassen, weil er mit einem Slalom-Start Jansruds gerechnet hatte. „Die Erleichterung ist natürlich groß, die Anspannung am Start war furchtbar. Ich habe mich zwischen Brechreiz und Schwindel bewegt“, beschrieb Hirscher seine Gefühle im ORF-Interview.

Der Salzburger war schon vor dem ersten Durchgang im Zwiespalt gewesen. Hirscher, der sich üblicherweise bei seinen Läufen stets am Limit bewegt, wählte eine taktische und solide Fahrt, mit der er sich auf Zwischenrang sechs klassierte. Die Entscheidung wurde für Hirscher zum Kampf. Trotz kleiner Fehler verbesserte er sich dank einer starken Fahrt im unteren Teil noch um zwei Ränge. „Es ist super, dass ich jetzt unten bin“, war Hirscher nach seiner Nervenprobe erleichtert.

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Der Lauf von Marcel Hirscher in der RTL-Entscheidung

Eine Sicherheitsfahrt war im zweiten Lauf auch nicht angebracht, denn Jansrud gab sich nicht kampflos geschlagen. Nach dem ersten Lauf war der Norweger nur auf dem 21. Platz gelegen. Jansrud zeigte aber, dass er ein großartiger Sportler ist, und griff noch einmal voll an. Mit der zweitbesten Laufzeit verbesserte er sich um zehn Plätze und wahrte die theoretische Chance. „Nach dem ersten Durchgang habe ich auch nicht geglaubt, dass er so weit vorne ist. Hut ab, denn es war nicht leicht zu fahren“, lobte Hirscher seinen Rivalen.

Steckbrief von Marcel Hirscher

  • Geboren am 2. März 1989 in Hallein/Salzburg
  • Wohnort: Annaberg/Salzburg
  • Größe/Gewicht: 1,73 m/70 kg
  • Familienstand: ledig, Freundin Laura
  • Ski: Atomic
  • Verein: Skiclub Annaberg
  • Hobbys: Motocross, Kajak, Musik

Größte Erfolge:

  • Weltcup: Gesamtsieger 2011/12, 2012/13, 2013/14 und 2014/15, RTL-Sieger 2011/12 und 2014/15, Slalom-Sieger 2012/13, 2013/14 und 2014/15, 31 Siege (16 Slalom, 14 Riesentorlauf, 1 Parallelbewerb)
  • Olympia: Silber Slalom 2014, Vierter RTL 2010 und 2014
  • WM: Gold Kombination und Teambewerb 2015, Gold Slalom und Teambewerb 2013, Silber RTL 2013 und 2015
  • Junioren-WM: Gold RTL 2007 und 2008 sowie Slalom 2008, Silber Slalom 2007 und Super-G 2009, Bronze RTL 2009
  • Europacup: Gesamt- und Slalom-Sieger 2007/08
  • Sonstiges: Österreichs Sportler des Jahres 2012

Alle Weltcup-Gesamtsieger

1967 Jean-Claude Killy FRA
1968 Jean-Claude Killy FRA
1969 Karl Schranz AUT
1970 Karl Schranz AUT
1971 Gustav Thöni ITA
1972 Gustav Thöni ITA
1973 Gustav Thöni ITA
1974 Piero Gros ITA
1975 Gustav Thöni ITA
1976 Ingemar Stenmark SWE
1977 Ingemar Stenmark SWE
1978 Ingemar Stenmark SWE
1979 Peter Lüscher SUI
1980 Andreas Wenzel LIE
1981 Phil Mahre USA
1982 Phil Mahre USA
1983 Phil Mahre USA
1984 Pirmin Zurbriggen SUI
1985 Marc Girardelli LUX
1986 Marc Girardelli LUX
1987 Pirmin Zurbriggen SUI
1988 Pirmin Zurbriggen SUI
1989 Marc Girardelli LUX
1990 Pirmin Zurbriggen SUI
1991 Marc Girardelli LUX
1992 Paul Accola SUI
1993 Marc Girardelli LUX
1994 Kjetil Andre Aamodt NOR
1995 Alberto Tomba ITA
1996 Lasse Kjus NOR
1997 Luc Alphand FRA
1998 Hermann Maier AUT
1999 Lasse Kjus NOR
2000 Hermann Maier AUT
2001 Hermann Maier AUT
2002 Stephan Eberharter AUT
2003 Stephan Eberharter AUT
2004 Hermann Maier AUT
2005 Bode Miller USA
2006 Benjamin Raich AUT
2007 Aksel Lund Svindal NOR
2008 Bode Miller USA
2009 Aksel Lund Svindal NOR
2010 Carlo Janka SUI
2011 Ivica Kostelic CRO
2012 Marcel Hirscher AUT
2013 Marcel Hirscher AUT
2014 Marcel Hirscher AUT
2015 Marcel Hirscher AUT
2016 Marcel Hirscher AUT
2017 Marcel Hirscher AUT
2018 Marcel Hirscher AUT
2019 Marcel Hirscher AUT

Meiste Weltcup-Gesamtsiege Herren

8 Marcel Hirscher (AUT) 2011/12, 2012/13, 2013/14, 2014/15, 2015/16, 2016/17, 2017/18, 2018/19
5 Marc Girardelli (LUX) 1984/85, 1985/86, 1988/89, 1990/91, 1992/93
4 Hermann Maier (AUT) 1997/98, 1999/2000, 2000/01, 2003/04
Pirmin Zurbriggen (SUI) 1983/84, 1986/87, 1987/88, 1989/90
Gustav Thöni (ITA) 1970/71, 1971/72, 1972/73, 1974/75
3 Phil Mahre (USA) 1980/81, 1981/82, 1982/83
Ingemar Stenmark (SWE) 1975/76, 1976/77, 1977/78

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