„Sind sicherer, ruhiger und spielstärker“
Als ungeschlagener Leader der EM-Qualigruppe G hat Marcel Koller noch weniger Grund als sonst, am Stamm des österreichischen Nationalteams zu rütteln. Dementsprechend stellte der ÖFB-Headcoach den Kader für das Auswärtsspiel am 27. März in Liechtenstein und den Test am 31. März gegen Bosnien-Herzegowina in Wien nur punktuell um. Die wichtigste Nachricht des Schweizers am vergangenen Dienstag im Ernst-Happel-Stadion: Marco Djuricin ist erstmals dabei.
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.
Mitte November beim 1:0-Heimsieg über Russland war der 22-jährige Salzburg-Stürmer schon auf Abruf bereitgestanden. Da ausgerechnet der damalige Siegestorschütze Rubin Okotie nun wegen seiner Knieprobleme ausfällt, öffnete sich für Djuricin die Tür zu Kollers Kader. Der Zeitpunkt könnte kaum günstiger sein, erzielte der Wiener doch zuletzt gegen seinen Ex-Club Sturm Graz das erste Bundesliga-Tor für Salzburg. In Kollers Fokus hatte sich Djuricin schon durch seine elf Treffer und vier Assists im Herbst für Sturm gespielt.

GEPA/Patrick Leuk
Marco Djuricin darf vielleicht schon am 27. März in Vaduz zeigen, was er kann
„Er hat seine größten Stärken im Sechzehner, man kann gut mit ihm kombinieren, und er ist ein Spieler, der das Risiko sucht“, umriss Koller die Qualitäten des Neo-„Bullen“. Natürlich hoffe man auch darauf, dass Djuricin aus seinem jüngsten Ligaerfolgserlebnis viel Selbstvertrauen zum Teamtreffpunkt am kommenden Sonntag in Wien mitbringt. Am Samstag davor treten die Salzburger noch beim WAC an. „Wir freuen uns, dass wir mit ihm arbeiten können“, sagte der vor Tatendrang sprühende Koller. „Er kann jetzt einmal zeigen, was er draufhat.“
Vorfreude auch auf Jankos breite Brust
Genau das macht momentan Kollers Nummer-eins-Stürmer Marc Janko in Australien. Beim spektakulären 5:4 des FC Sydney gegen Meister Brisbane am 15. März setzte „The Austrian Ibrahimovic“, wie Janko von australischen Zeitungen getauft wurde, seinen Erfolgslauf fort. Mit einem Triplepack schraubte Janko sein Konto auf sensationelle zwölf Tore in den jüngsten sieben A-League-Runden nach oben.
Dass Janko von Koller aus reisestrapaziösen Gründen vom vermeintlich ungleichen Duell mit Liechtenstein entbunden werden könnte, stand nie zur Diskussion. „Ich finde es sehr schön, dass er seine Qualitäten jetzt voll abrufen kann“, freut sich der ÖFB-Teamchef vielmehr auf einen vor Selbstvertrauen strotzenden Janko gegen Liechtenstein und die Bosnier. „Er bekommt die nötige Spielpraxis, steht körperlich voll im Saft und hat die Qualitäten, die man auf Toplevel braucht“, so Koller.

APA/Herbert Neubauer
Von fehlender Spielpraxis kann bei Marc Janko diesmal keine Rede sein
Führungsspieler Alaba wieder an Bord
Was Topform betrifft, muss der nach vier Monaten Winterpause in Vorfreude schwelgende Schweizer in seinem Kader nicht lange nach weiteren Kandidaten suchen. David Alaba etwa, der gegen Russland im Herbst verletzt gefehlt hatte, besticht in den Reihen von Bayern München seit Wochen als bombensicherer Universalspieler und überragender Freistoßschütze. Auch Zlatko Junuzovic bei Werder Bremen oder Christian Fuchs bei Schalke glänzten im bisherigen Verlauf der deutschen Frühjahrssaison als Stammkräfte. „Je mehr Selbstvertrauen, desto besser“, lautet diesbezüglich Kollers Motto.
Obwohl ihm der Ausdruck „Fußballzwerg“ nicht gefällt, gibt sich Koller vor dem Duell mit Liechtenstein nicht der Illusion hin, dass dieser in absehbarer Zeit aus dem Fußballsprachgebrauch verschwindet. Der Sieg der Liechtensteiner in Moldawien und das nicht minder überraschende Heimremis gegen Montenegro sollten jedenfalls Warnung genug sein. Nach den Stärken des kommenden Gegners befragt, wirkte Koller alles andere als überfragt. „Eine sehr gute Defensive - abgeklärt, ohne Hektik“, berichtete er von seinen Videobeobachtungen. „Geduldige Spielweise und gefährliche Konter“ fielen Koller dabei ebenfalls auf. „Eine Mannschaft, die sich kaum aus dem Konzept bringen lässt.“
Liechtensteiner Bollwerk muss geknackt werden
Mit neun Mann vor dem eigenen Strafraum wird sich Liechtenstein den Österreichern in Vaduz entgegenstemmen. „Wir brauchen die Einstellungen aus dem Russland-Spiel“, forderte Koller daher volle Konzentration und Fokussierung ein. Überheblichkeit ist wie immer strengstens verboten. „Auswärts müssen wir mit Sicherheit alles abrufen, was wir können. Wir wollen den ersten Platz in der Gruppe behalten“, gab der Teamchef auch gleich die Marschroute für die verbleibenden sechs Partien in der Gruppe G vor.
Im Vergleich zur verpassten WM-Quali für Brasilien 2014 sieht Koller seine Mannschaft in mehrfacher Hinsicht weiter. „Wir agieren sicherer, ruhiger und spielstärker“, so der 54-Jährige. „Deshalb müssen wir aber jetzt demütig bleiben.“ Hohe Laufbereitschaft und ständiger Druck auf den Gegner werde es auch in Liechtenstein und gegen Bosnien brauchen, um den Aufwärtstrend fortzuführen. Dass die österreichischen Fans auf dem Weg zur EM 2016 in Frankreich längst euphorisiert sind, beweisen 42.000 bereits verkaufte Tickets für das Bosnien-Spiel im Prater. Auch für die EM-Quali-Heimspiele gegen Moldawien und Liechtenstein im Herbst wurden schon 30.000 „Abos“ abgesetzt.
Harald Hofstetter, ORF.at
Links: