„Können und dürfen überraschen“
Für Liechtensteins Teamchef Rene Pauritsch ist die Ausgangslage vor dem EM-Qualiduell mit Österreich klar: Alles andere als ein Sieg der ÖFB-Auswahl am Freitag (20.45 Uhr, live in ORF eins und im Livestream) in Vaduz wäre eine Sensation, sagte der Steirer im Gespräch mit der APA. „Die Rollen sind verteilt, Österreich ist großer Favorit. Daran ändert auch nichts, dass wir schon vier Punkte haben.“
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Allerdings fühlt sich der 51-Jährige in der Außenseiterrolle wohl. „Wir denken schon, dass es ein, zwei Möglichkeiten gibt, den Österreichern wehzutun. Wir können und dürfen überraschen“, so Pauritsch. Gelungen ist das den Liechtensteinern bereits im Herbst mit dem 1:0-Auswärtssieg gegen Moldawien und dem torlosen Heimremis gegen Montenegro. Derzeit liegt die Truppe aus dem Fürstentum, die nur zum Teil aus Profis besteht, gerade einmal zwei Punkte hinter dem zweiten Platz, der einen Fixplatz für die EM 2016 in Frankreich bedeutet.

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In Moldawien fuhr der vermeintliche Underdog Liechtenstein drei Punkte ein
Ernsthafte Gedanken an eine Teilnahme an der kontinentalen Endrunde verschwendet Pauritsch jedoch nicht. „Jeder Mensch träumt, aber wir sind realistisch. Wir haben mit unseren vier Punkten schon viel erreicht. Unser Ziel ist es, am Ende nicht Gruppenletzter zu sein“, sagte Liechtensteins Teamchef. Am EM-Start des ÖFB-Teams hat Pauritsch so gut wie keine Zweifel: „Ich gehe davon aus und wünsche es mir auch, dass sich die Österreicher für Frankreich qualifizieren. Sie stehen in der Tabelle nicht umsonst auf Platz eins. Es stimmen viele Faktoren - das Trainerteam, die Mannschaft und die Stimmung rundherum.“
ÖFB-Fans scheuen weder Kosten noch Mühen
Wie groß derzeit die Begeisterung rund um die rot-weiß-rote Auswahl ist, wurde auch in Liechtenstein spürbar. Alle Einzeltickets für das Match in dem rund 6.500 Zuschauer fassenden Rheinpark Stadion waren binnen 15 Minuten vergriffen. Daraufhin kauften sich zahlreiche Österreicher sogar das rund 120 Euro teure Komplettpaket für alle Liechtenstein-Heimspiele in der laufenden EM-Qualifikation, nur um am Freitag in Vaduz dabei sein zu können. „Die Euphorie ist gewaltig“, sagte Pauritsch, der seit Ende 2012 Teamchef ist und auch für den kompletten Fußballbereich im Fürstentum zuständig ist.
Auch in Liechtenstein herrscht großes Interesse an der Partie. „Für uns hat dieses Match einen Stellenwert wie zuletzt die Spiele gegen Spanien oder Deutschland“, so Pauritsch. Fußballfeste dieser Art gibt es für Liechtenstein nicht oft zu feiern. In den Pflichtspielen seit dem erstmaligen Qualiantreten 1994 gab es für das Fürstentum bisher sieben Siege, zwölf Remis und ansonsten nur Niederlagen. Unentschieden spielte man dabei unter anderen gegen Irland, Bosnien-Herzegowina, Ungarn, die Slowakei und im Oktober 2004 in der WM-Qualifikation sogar gegen Portugal.
Portugal blamiert sich 2004 mit 2:2
Der damalige EM-Zweite und spätere WM-Semifinalist trat in dieser Partie in Vaduz mit Stars wie Cristiano Ronaldo, Deco und Pedro Pauleta an und führte im mit 3.520 Zuschauern ausverkauften Rheinpark Stadion durch Pauleta (23.) und ein Eigentor von Hasler (40) bereits 2:0. Nach der Pause sorgten aber Franz Burgmeier (48.) und Thomas Beck (76.) noch für den sensationellen Ausgleich. „Das war die beste Nationalmannschaft, die Liechtenstein jemals hatte“, erinnerte sich Pauritsch.

Reuters/Sebastian Derungs
Superstar Cristiano Ronaldo und Co. verspielten 2004 in Vaduz eine 2:0-Führung
Neben dem damaligen Torschützen Burgmeier waren auch noch die aktuellen Teamspieler Peter Jehle und Mario Frick schon im legendären Match gegen Portugal im Einsatz. Letzterer ist trotz seiner 40 Jahre noch immer fixer Bestandteil des Teams - mittlerweile nicht mehr als Stürmer, sondern als Innenverteidiger. „Er ist mein verlängerter Arm auf dem Spielfeld“, sagte Pauritsch über den früheren Serie-A-Legionär, der nun beim FC Balzers in der vierthöchsten Schweizer Liga als Spielertrainer tätig ist.
Frick ist mit 117 Ländermatches und 16 Treffern Rekordteamspieler und -torschütze seines Landes. Ein würdiges Abschiedsspiel im Nationalteam scheint für den Veteranen schon gefunden. Frick könnte am 12. Oktober im letzten Qualimatch in Wien seiner Auswahl Adieu sagen - möglicherweise im Zuge einer großen Party im ausverkauften Happel-Stadion anlässlich Österreichs EM-Teilnahme.
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