Buhrufe für Sieger Mayweather
Der vermeintliche Boxfight des Jahrhunderts zwischen Floyd Mayweather und Manny Pacquiao war sportlich gesehen ein Allerweltskampf - mit zwei Überraschungen nach dem Schlussgong. Schon vor dem Urteil sprang der siegessichere Mayweather in seinen schwarz-goldenen Shorts auf die Ringseile - und wurde von den meisten der 16.507 Zuschauern ausgebuht.
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Das US-Amerikaner hatte in Las Vegas den sehnlichst erwarteten Multi-Millionen-Dollar-Kampf gegen den Philippinen Manny Pacquiao deutlich mit 118:110, 116:112, 116:112 gewonnen. Doch der „Kampf des Jahrhunderts“ war den Hype und die Hysterie nicht wert.

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Der „Kampf des Jahrhunderts“ hatte viel Schein, aber wenig Glanz
Letztlich wird das Duell nur wegen seiner Irrsinnssummen mit erwarteten Einnahmen von bis zu 400 Millionen Dollar in Erinnerung bleiben, nicht aber aufgrund der sportlichen Qualität. Viel interessanter als die zwölf Runden war da der Promiauflauf mit Hollywood-Stars von Clint Eastwood und Leonardo DiCaprio bis zu Sportgrößen wie Steffi Graf und Andre Agassi.
Mit kontrollierter Defensive zum Erfolg
Mayweather hatte erneut effektiv geboxt und mit seiner kontrollierten Defensive Erfolg. Pacquiao wirkte zwar offensiver, hatte aber weniger Treffer und letztlich nicht die Schlagkraft, um seinen Kontrahenten oft genug wirkungsvoll zu treffen. „Ich habe mein Bestes gegeben, aber das war nicht gut genug“, meinte er.
Der Sieger traf mit einem Drittel seiner Schläge, Pacquiao noch nicht einmal mit jedem fünften. Überzeugen konnte keiner der beiden Superstars, die ihren Leistungshöhepunkt schon ein paar Jahre hinter sich haben. Das amerikanische Magazin „Sports Illustrated“ brachte es auf den Punkt: „Der Kampf des Jahrhundert war ein bisschen ein Reinfall.“

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Nach zwölf Runden durfte sich Mayweather wieder den WM-Gürtel umhängen
Mayweather aber spuckte auch nach der enttäuschenden Show große Töne. „Ich wurde als Gewinner geboren und werde als Gewinner sterben. Ich bin jedem Boxer zehn Schritte voraus“, behauptete der Weltmeister. Pacquiao stellte dagegen noch im Ring klar, dass er sich als Sieger sehe.
Pacquiao hadert mit Verletzung
Weitaus überraschender kam jedoch die Ankündigung des 36-Jährigen, mit einer Verletzung geboxt zu haben. Sein Promoter Bob Arum hob hervor, dass sich Pacquiao vor einigen Wochen im Training die rechte Schulter verletzt habe. Die Bitte, knapp zwei Stunden vor Kampfbeginn eine entzündungshemmende Spritze verabreicht zu bekommen, wurde laut Arum von Nevadas Boxbehörde (NSAC) abgelehnt.
Es habe keinen Beweis für eine Verletzung gegeben, sagte NSAC-Präsident Francisco Aguilar. Arum beklagte, dass der Ausgang des Kampfes durch die Entscheidung beeinflusst wurde. „In der dritten Runde habe ich Schmerzen in der Schulter gespürt“, sagte Pacquiao, der seine sechste Niederlage im 65. Kampf kassierte. Trainer Freddie Roach ergänzte, dass sein Schützling den rechten Haken nicht mehr so konstant schlagen konnte, da die Verletzung ihn behindert habe.

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Pacquiao machte eine vermeintliche Schulterverletzung zu schaffen
Mayweather wollte die angeblichen Beschwerden seines Gegners nicht gelten lassen. Er habe auch Verletzungen an Händen und Armen, aber trotzdem einen Weg zum Sieg gefunden, meinte der Champion. Auch er hatte eine Überraschung parat: Mayweather kündigte an, demnächst seine WM-Gürtel niederlegen zu wollen.
Makellose Bilanz nach 48 Kämpfen
Dieser Schritt kommt unerwartet. Andererseits muss Mayweather nach seinem 48. Sieg im 48. Fight niemandem mehr etwas beweisen. Er ist nicht nur der Moneymaker des Boxbusiness - durch diesen Kampf mindestens um 180 Millionen Dollar reicher -, sondern Champion im Weltergewicht nach WBC- WBA- und nun auch WBO-Version. „Es ist Zeit, dass andere, Jüngere um diese Gürtel kämpfen. Ich bin nicht habgierig“, sagte Mayweather, der 2014 mit 105 Millionen Dollar die „Forbes“-Liste der reichsten Sportler anführte.
Im September will der 38-Jährige noch einmal in den Ring steigen, danach sei Schluss. Bei einem Erfolg in seinem nächsten Kampf würde Mayweather den Rekord von Rocky Marciano von 49 Siegen einstellen.
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