„So grausam kann Fußball sein“
Es ist eines jener Spiele, von welchen bis heute jeder auch nur halbwegs am Fußball Interessierte weiß, wo er es mit wem gesehen hat: das legendäre Champions-League-Finale 1999 in Barcelona, in dem Bayern München einen 1:0-Vorsprung in der Nachspielzeit aus der Hand gab und Alex Ferguson mit Manchester United den europäischen Fußballthron bestieg.
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90.000 Zuschauer im Camp Nou trauten ihren Augen nicht, als der in der 67. Minute eingewechselte Teddy Sheringham zunächst das 1:1 erzielte (91.) und dann auch das 2:1 durch den nach ihm ins Spiel gekommenen Ole Gunnar Solskjaer (93.) vorbereitete - jeweils nach Eckbällen von David Beckham. Das Führungstor der Bayern durch einen Freistoß von Mario Basler (6.) verlor in diesen Momenten seine Bedeutung - und der im Finish ausgewechselte Lothar Matthäus erstarrte auf der Ersatzbank in Fassungslosigkeit.
Die Erinnerungen an den aus ihrer Sicht katastrophalen Abend von Barcelona sind nicht nur bei den Bayern-Fans noch immer frisch. „Es wären drei Minuten bis zur Ewigkeit gewesen“, brachte der in letzter Minute verhinderte Matchwinner Basler die unglaubliche Nachspielzeit auf den Punkt. „So grausam kann Fußball sein“, sagte der damalige Bayern-Präsident Franz Beckenbauer.

AP/Cesar Rangel
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„Ferguson fand den heiligen Gral“
Wer die englische Presse und die traditionelle Fußballrivalität zwischen Deutschland und der Insel kennt, kann sich gut vorstellen, wie die Schlagzeilen am Tag nach dem „Wunder von Barcelona“ aussahen. „Supersubs (Superreservisten, Anm.) versenken Krauts“, übte sich der „Daily Star“ nicht unbedingt in Fingerspitzengefühl. „Alex Ferguson fand den heiligen Gral in Barcelona“, schrieb „The Times“ über die schottische Trainerlegende. „Die besten zwei Minuten in der Geschichte des Sports“, befand „The Mirror“.

AP/Adam Butler
Der damalige Bayern-Stürmer und heutige Rapid-Assistenztrainer Carsten Jancker war untröstlich
Tormann Oliver Kahn, Lothar Matthäus, „Enfant terrible“ Mario Basler, „Stinkefinger“ Stefan Effenberg, Fanliebling Mehmet Scholl, Ex-Rapid-Stürmer Carsten Jancker und Trainer Ottmar Hitzfeld: Sie alle standen unmittelbar vor der Krönung, als United ausgerechnet an dem Tag, an dem der legendäre Sir Matt Busby 90 Jahre alt geworden wäre, mit aller Wucht zurückschlug. Nach zuvor 31-jähriger Durststrecke holten die „Reds“ den wichtigsten Vereinspokal damals wieder nach Manchester - und damit noch dazu das Triple neben nationaler Meisterschaft und FA-Cup.
Für die Bayern dagegen brach an diesem Abend eine Welt zusammen. „So brutal kann Fußball sein“, rang Hitzfeld um Worte. Der am Boden zerstörte Kapitän Kahn blieb dem traditionellen Bayern-Bankett fern und verweigerte jeden Kommentar gegenüber Medien. Sturmtank Jancker, der mit Rapid schon das Cupsieger-Finale 1996 gegen Paris Saint-Germain verloren hatte, musste erneut leiden. Erst zwei Jahre später sollten die Münchner in Mailand im Finale gegen Valencia vom Schicksal versöhnt werden.
Harald Hofstetter, ORF.at
Champions-League-Finale 1998/99
Finale am 26. Mai 1999:
Bayern München - Manchester United 1:2 (1:0)
Nou-Camp-Stadion Barcelona, 90.000 Zuschauer (ausverkauft), SR Pierluigi Collina (Italien)
Torfolge:
1:0 ( 6.) Basler (Freistoß)
1:1 (90.) Sheringham
1:2 (90.) Solskjaer
Bayern München: Kahn - Linke, Matthäus (80./Fink), Kuffour - Babbel, Jeremies, Effenberg, Tarnat - Basler (89./Salihamidzic), Jancker, Zickler (71./Scholl)
Manchester United: Schmeichel - G. Neville, Johnsen, Stam, Irwin - Beckham, Blomqvist (67./Sheringham), Butt, Giggs - Yorke, Cole (81./Solskjaer)
Gelbe Karte: Effenberg
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