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„Falsch und beleidigend“

Weltfußballer Lionel Messi hat Verdächtigungen zurückgewiesen, bei einer Offshore-Firma in Panama Geld geparkt zu haben. Der ORF berichtete davon am Sonntag im Rahmen der Enthüllungen über die Panama-Papers.

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Der gegen den Stürmer des FC Barcelona und seinen Vater Jorge erhobene Vorwurf, eine Gesellschaft in dem mittelamerikanischen Land zur Steuerhinterziehung genutzt zu haben, sei „falsch und beleidigend“, betonte Messis Familie am Montag in einem Kommunique.

Messi Anwalt prüft juristische Schritte

Die Anwaltskanzlei des argentinischen Fußballstars will die Veröffentlichung von Messis Namen im Zusammenhang mit neuen Enthüllungen über Geschäfte in Steueroasen juristisch prüfen. Das bestätigte eine Mitarbeiterin der Kanzlei am Montag in Madrid. Die mögliche Veröffentlichung einer Erklärung sei jedoch allein die Sache der Familie von Messi.

Der argentinische Anwalt des Angreifers des FC Barcelona, Enrique Bacigalupo, wollte sich auf Anfrage der dpa allerdings nicht zu Berichten der Sportpresse in Barcelona äußern. Diesen Berichten zufolge will der Fußballstar angeblich Medien verklagen, die seinen Namen im Zusammenhang mit der Affäre genannt haben.

Informationen aus Datenleck

das Internationale Netzwerk investigativer Journalisten (ICIJ)hat Millionen Dokumente über Steueroasen und ihre Akteure ausgewertet. Zwischen den Namen von amtierenden Staatschefs finden sich auch zahlreiche ehemalige und aktive Spitzensportler und ein hochrangiger FIFA-Funktionär. Der Datensatz stammt von der Anwaltskanzlei Mossack Fonseca (Mossfon) mit Sitz in Panama.

Was bedeutet Offshore?

Zumeist bezeichnet der Begriff Offshore-Finanzplatz Standorte, die sich durch niedrige Steuern, ein hohes Maß an Vertraulichkeit, Geheimhaltung und eine minimale Finanzmarktaufsicht und -regulierung auszeichnen. Solche Offshore-Finanzplätze werden auch als „Steueroase“ bezeichnet.

11,5 Millionen Dokumente verschiedenster Art aus den Jahren von 1977 bis 2015 wurden vom ICIJ und der „Süddeutschen Zeitung“ aufgearbeitet. Das ICIJ hat 180 Journalisten, die mit über 100 Medienpartnern zusammenarbeiteten, um die Panama-Papers zu analysieren. In diesen Unterlagen werden auch „High Profile“-Fußballspieler genannt. Der mit Abstand glanzvollste Namen in den Panama Papers ist zweifelsohne jener von Lionel Messi.

Der argentinische Superstar vom FC Barcelona und sein Vater Jorge Horacio haben laut den Akten in Panama die Offshore-Firma Mega Star Enterprises gegründet. Zum ersten Mal taucht diese Firma, die heute noch im Besitz von Jorge Messi ist, in den Mossack-Fonseca-Daten im Juni 2013 auf - wenige Tage nachdem Messi und sein Vater wegen Steuerbetrugs von den spanischen Behörden angeklagt wurden.

Das Geschäft mit den Bildrechten

Nach Erkenntnissen der Ermittler sollen Messi und sein Vater zur Umgehung der spanischen Steuer die Werberechte an ein Netz von Scheinfirmen abgetreten haben. Die Honorare, die der Fußballer von verschiedenen Weltkonzernen für seine Werbeauftritte und Bildrechte erhielt, sollen am Finanzamt vorbei in Steueroasen geflossen sein.

Jorge Horacio Messi

APA/AFP/Franck Fife

Jorge Messi wird sich wohl viele Fragen über seine Finanzgebarung für seinen Sohn Lionel gefallen lassen müssen

Solche Konstruktionen waren bei Fußballern in Spanien lange Zeit keine Seltenheit, die spanischen Finanzämter hatten nämlich im Profifußball eine gewisse Großzügigkeit walten lassen. Das änderte sich vor wenigen Jahren. Angesichts von Krise und Massenarbeitslosigkeit schlugen die Steuerbehörden und die Justiz eine härtere Gangart ein, um sich so verlorenes Geld wiederzuholen.

Staatsanwalt fordert Haftstrafen

Der Steuerfall Lionel Messi wird von 31. Mai bis 3. Juni vor einem Gericht in Barcelona verhandelt. Ihm und seinem Vater werfen die Ankläger vor, den spanischen Staat von 2007 bis 2009 um 4,16 Millionen Euro betrogen zu haben. Der Staatsanwalt fordert Haftstrafen von bis zu 22 Monaten, falls die beiden Argentinier für schuldig befunden werden.

Messi und sein für seine geschäftlichen Angelegenheiten zuständiger Vater haben den spanischen Steuerbehörden als „Korrektur“ bereits fünf Millionen Euro überwiesen, nachdem sie 2013 formell angeklagt worden waren. Den Prozess hat das Gericht erst nach Saisonende angesetzt. Das Champions-League-Finale, das Messi mit dem FC Barcelona erreichen will, findet am 28. Mai in Mailand statt.

Auch Platini wehrt sich gegen Vorwürfe

Genannt werden aber auch der derzeit wegen undurchsichtiger Zahlungen gesperrte UEFA-Präsident Michel Platini und der ehemalige FIFA-Generalsekretär Jerome Valcke. Platini bediente sich der Dienste von Mossack Fonseca im ersten Jahr seiner UEFA-Präsidentschaft. Platini betonte am Montag in einer Stellungnahme, dass alle seine Vermögenswerte den Steuerbehörden bekannt seien.

Der ehemalige Weltklassefußballer lege Wert darauf, wissen zu lassen, „dass die Gesamtheit seiner Konten und seines Vermögens der Schweizer Steuerverwaltung bekannt sind“. Valcke benutzte eine Firma auf den Britischen Jungferninseln, um eine Jacht auf den Cayman-Inseln zu kaufen. Auf Nachfrage von ICIJ meinte der 55-jährige Franzose nur: „Schreibt, was ihr wollt.“

Formel-1-Star Rosberg in Erklärungsnot

In Erklärungsnot ist auch Formel-1-Star Nico Rosberg, der Berichte über den Besitz einer Briefkastenfirma in Panama dementieren ließ. Die Kanzlei Mossack Fonseca habe dem Mercedes-Piloten vielmehr eine Briefkastenfirma auf den Britischen Jungferninseln eingerichtet, teilte Rosbergs Anwalt Christian Schertz am Dienstag mit. „Der alleinige Grund hierfür waren haftungsrechtliche Fragen und die Möglichkeit, international zu agieren. Mit steuerrechtlichen Fragen hat diese Einrichtung nichts zu tun“, heißt es in der Mitteilung.

Rosberg habe sich „steuerrechtlich in jeder Hinsicht korrekt verhalten“. Der gebürtige Deutsche hat seinen Wohnsitz in Monaco, dort sei er auch steuerpflichtig. Sämtliche Vergütungen des Formel-1-Teams Mercedes seien „direkt nach Monaco bezahlt“ worden. Daher gebe es für ein Fehlverhalten Rosbergs keinen Raum, versicherte sein Anwalt. Zuvor hatte die „Tagesschau“ darüber berichtet, dass Rosbergs Name in den Panama-Papers auftaucht.

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