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Guardiola widmet Titel Heynckes

Meisterpartys gehören bei Bayern München mittlerweile zur Routine. Aber auch nach dem vierten Titel in Folge - einem Novum in der Geschichte der deutschen Bundesliga - kannte die Freude bei David Alaba und Co. keine Grenzen. „Eine Wahnsinnssaison. Was wir dieses Jahr wieder geleistet haben, ist überragend“, sagte Thomas Müller nach dem 26. Titel der Clubgeschichte.

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Unmittelbar nach dem Schlusspfiff in Ingolstadt begann die Party. Davor hatten die Bayern mit einem 2:1-Sieg über den FC Ingolstadt das vierte Meisterstück in Serie fertiggebracht. Dank Torjäger Robert Lewandowski, der beide Tore der Münchner erzielte, war der Kampf um die Meisterschaft einen Spieltag vor Schluss auch praktisch erledigt.

Am Ende stülpte sich auch der scheidende Trainer Josep Guardiola das rote Meister-T-Shirt mit dem Aufdruck „4EVER“ über seinen Anzug. Die Spieler verwandelten die Kabine in Ingolstadt in eine Fanzone. In den Sozialen Medien machten Bilder und Videos von den Feiern die Runde. So postete etwa Alaba ein Video von sich und Franck Ribery im Bus, auf dem beide inbrünstig die Bayern-Hymne „Stern des Südens“ zum Besten gaben.

„Jupp, das ist für dich“

Für den 45-jährigen Guardiola war der Titel das perfekte Abschiedsgeschenk. Für den zu Manchester City in die englische Premier League wechselnden Katalanen war es die dritte Meisterschaft im dritten Jahr und sein insgesamt 20. Titelgewinn als Trainer. Am 21. Mai hat Guardiola im Pokalfinale in Berlin gegen Borussia Dortmund noch eine Titelchance. Bayern-Chef Karl-Heinz Rummenigge bezeichnete vier Meistertitel in Serie als „historische“ Leistung. „Ein Riesenkompliment an Trainer und Mannschaft“, sagte der 60-Jährige. Die deutsche Meisterschaft sei der „ehrlichste“ Titel.

Die ersten Gedanken des Spaniers nach der gewonnenen Meisterschaft galten seinem Vorgänger. „Ich möchte diesen vierten Titel mit Jupp Heynckes teilen“, sagte Guardiola. Der 70-Jährige hatte 2013 mit dem Titelgewinn die Meisterserie eröffnet. Unter Heynckes hatte Bayern zudem das historische Triple aus Meisterschaft, Pokal und Champions League gewonnen. Etwas, das Guardiola in drei Jahren nicht gelingen wollte. „Jupp, das ist für dich!“, sagte der Spanier.

Balsam nach Champions-League-Aus

Trotz des klaren Vorsprungs in der Tabelle sprach Guardiola von der schwierigsten Meisterschaft seiner Amtszeit. Das lag laut dem scheidenden Bayern-Trainer vor allem an der starken Konkurrenz aus dem Ruhrpott. „Großes Kompliment an Borussia Dortmund, der BVB war ein richtiger Konkurrent“, sagte der 45-Jährige Richtung des Vizemeisters, der sich mit einer 0:1-Niederlage bei Eintracht Frankfurt letztlich selbst aus allen theoretischen Rechenspielen genommen hatte.

Bayern-Trainer Pep Guardiola gratuliert Robert Lewandowski

Reuters/Michaela Rehle

Guardiola (r.) bedankte sich nicht nur bei Matchwinner Lewandowski

Vier Tage nach dem unglücklich verpassten Einzug ins Finale der Champions League gegen Atletico Madrid tat der Erfolg allen Bayern gut. „Dieser Titel wird die Wunden etwas schließen. Es wäre eine perfekte Woche gewesen, wenn wir auch das Finale in der Champions League erreicht hätten“, sagte Clubpräsident Rummenigge. Letztes Saisonziel sei nun noch der DFB-Pokalgewinn am 21. Mai im Endspiel gegen Borussia Dortmund. „Darauf kann sich Deutschland freuen“, verkündete Rummenigge.

Lob vom Teamchef abwärts

Auch von außerhalb ließen die Glückwünsche an den alten und neuen deutschen Meister nicht lange auf sich warten. „Der vierte Titelgewinn hintereinander ist Ausdruck der großen Qualität, des riesigen Willens und der unglaublichen Konstanz der Bayern über die letzten Jahre hinweg“, ließ der deutsche Bundestrainer Joachim Löw ausrichten. Der Präsident des Deutschen Fußballbundes (DFB), Reinhard Grindel, bezeichnete den Erfolg als „Verdienst eines herausragenden Trainers, einer tollen Mannschaft und der gesamten Vereinsführung.“

Die Konkurrenz verneigte sich ebenfalls vor dem Champion. „Das ist Wahnsinn. Wieder alle Rekorde gebrochen. Und man denkt eigentlich, dass es nach so vielen Rekorden keine Rekorde mehr gibt, aber die brechen immer noch Rekorde jedes Jahr. Eine gute Leistung“, so Christoph Kramer von Bayer Leverkusen. Max Eberl, Manager von Borussia Mönchengladbach stieß ins gleiche Horn: „Das ist großartig, was die Bayern in den vergangenen Jahren geleistet haben.“

Lewandowski vor magischer Marke

Apropos Rekord: Im letzten Bundesliga-Spiel daheim gegen Hannover 96 kommenden Samstag kann Torjäger Lewandowski zwar nicht den Torrekord von Gerd Müller knacken - der „Bomber der Nation“ traf in der Saison 1971/72 40-mal - aber trotzdem eine fast schon historische Leistung schaffen. Dem Polen fehlt nur noch ein Treffer zur 30-Tore-Marke. Das gelang einem Spieler zuletzt 1977. Mit 29 Toren führt Lewandowski die Schützenliste nun fast uneinholbar vor seinem Dortmunder Konkurrenten Pierre-Emerick Aubameyang (25) und Teamkollege Müller (20) an.

„Ich habe vier Tore Vorsprung, aber ich will noch einmal Gas geben“, kündigte Lewandowski für das Saisonfinale gegen Hannover 96 an. Der Torjäger, der 2014 im Dortmunder Trikot schon einmal Torschützenkönig mit gerade einmal 20 Treffern geworden war, möchte mehr. „30 Tore wären schön“, sagte er. Lewandowski wäre nach 39 Jahren der erste Bundesliga-Spieler, der die 30-Tore-Marke knacken würde. Dieter Müller traf in der Spielzeit 1976/77 für den 1. FC Köln 34-mal.

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