Themenüberblick

Unterschiedliche Fußballphilosophien

Wenn sich Madrids Vorzeigeclubs am Samstag (20.45 Uhr, live in ORF eins und im Livestream) im Finale der UEFA Champions League gegenüberstehen, prallen in Mailand unterschiedliche Fußballphilosophien aufeinander. Real als Verfechter des offensiven Stils und Atletico als Team, das mit Mauern zum Erfolg kommt. Für Real wäre es der elfte Triumph in der Königsklasse, für Atletico eine Premiere.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Bereits vor zwei Jahren hätte Trainer Diego Simeone mit dem Außenseiter beinahe die Krönung geschafft. Im Endspiel von Lissabon lag Atletico im „Derbi madrileno“ bis tief in die Nachspielzeit voran, kassierte noch den Ausgleich und verlor nach Verlängerung schließlich mit 1:4. Cristiano Ronaldo traf per Elfer zum Endstand. Reals damals unterdurchschnittlich agierender Superstar will dem neuerlichen Finalduell nun den Stempel aufdrücken.

„Die besten Mannschaften stehen im Finale“

„Ich bin fokussiert“, sagte Ronaldo, der in Mailand seinen persönlichen Atletico-Torbann brechen will. 51 Tore in 47 Pflichtspielen hat der Portugiese in dieser Saison geschossen. Gegen den Stadtrivalen blieb er in beiden Ligaduellen (1:1/a, 0:1/h) jedoch wirkungslos. „Die beiden besten Mannschaften stehen im Finale. Ich denke, wir sind besser. Aber wir müssen gut spielen“, sagte Ronaldo.

Christiano Ronaldo (Real)

GEPA/Cordon Press/Jose Luis Cuesta

Tormaschine Ronaldo will seinen Torbann gegen Atletico brechen

Der 31-Jährige beteuerte, voll fit zu sein. Erst am Dienstag hatte Ronaldo seine Fans schockiert, als er nach einem Zusammenstoß vom Trainingsfeld humpelte. In Lissabon 2014 hätten ihm muskuläre Probleme mehr zu schaffen gemacht, sagte der Portugiese. Die Tormaschine könnte im Giuseppe-Meazza-Stadion den dritten Titel in der Königsklasse gewinnen und als erster Profi überhaupt in drei Finalspielen treffen. Das gelang Ronaldo schon 2008 für Manchester United beim Sieg über Chelsea.

Ronaldo laut Zidane „bei 100 Prozent“

Auch Real-Trainer Zinedine Zidane bestätigte am Freitag, dass sein Mittelfeldstar trotz der Schrecksekunde nach dem abgebrochenen Training am Dienstag bereit sei. „Er ist bei 100 Prozent. Wenn man ein Finale spielt, vergisst man Schmerz“, sagte Zidane. Das Abschlusstraining absolvierte der Portugiese mit dem Team.

Fans fiebern Finale entgegen

Die Fans fiebern bereits dem großen Champions-League-Finale zwischen Real und Atletico Madrid am Samstag in Mailand entgegen.

Rollende Real-Angriffe dürfen die Zuschauer dennoch nicht erwarten. Dass der südliche Nachbar im Viertel- und Halbfinale mit dem FC Barcelona und Bayern München zwei Großkaliber dank überragender Effizienz und beinharter Mauertaktik ausschaltete, blieb auch bei Madrids Nobelclub nicht unbeobachtet. Atleticos Simeone meinte, er erwarte ein Real, das auf Konter setzt. Sein Gegenüber Zidane wollte nicht verraten, wie er seine Elf spielen lassen wird.

Ballbesitz werde „nicht ausreichend sein“, sagte der Franzose lediglich. Mit 21 Siegen in 26 Spielen hat Zidane Real im Frühjahr in die Erfolgsspur geführt. Druck verspürt der ehemalige Weltfußballer - er hatte Real 2002 in Glasgow zum neunten Titel im prestigeträchtigsten Clubbewerb geschossen - dennoch. Geht Real als Verlierer vom Feld, ist die titellose Saison Tatsache. Das verhindern soll auch die nicht unwesentliche Siegesprämie von 600.000 Euro pro Akteur.

UEFA Champions League, Finale

Samstag (20.45 Uhr, live in ORF eins und im LIvestream):

Real Madrid - Atletico Madrid

Mailand, SR Clattenburg (ENG)

Mögliche Aufstellungen:

Real: Navas - Carvajal, Pepe, Ramos, Marcelo - Modric, Kroos, Casemiro - Bale, Benzema, C. Ronaldo

Atletico: Oblak - Juanfran, Savic, Godin, Filipe Luis - Saul, Gabi, Augusto, Koke - Griezmann, F. Torres

Zidane sieht keinen Favoriten

Zidane erwartet ein „sehr schwieriges Spiel“. „Aber wir wissen das und sind vorbereitet. Und was die Spieler jetzt wollen, ist, dass der Ball rollt“, sagte der Franzose. „Wir sind alle sehr glücklich, dieses Finale spielen zu können, und wir sind bereit.“ Das Endspiel nach nur fünf Monaten als Coach bei Real sei für ihn die „Kirsche auf dem Kuchen“. Einen Favoriten gebe es im Endspiel nicht, meinte Zidane. „Ein Finale ist 50:50. Es gibt keinen Favoriten.“

Real-Kapitän Sergio Ramos betonte, „kleine Details“ könnten die Partie entscheiden. Trotz des Triumphes im Finale von 2014 sei er weiter hungrig auf Siege. „Wir wollen noch einmal gewinnen und weiter Pokale für unseren Verein holen“, sagte er. Teamkollege Marcelo forderte: „Wir müssen arbeiten, wir müssen kämpfen, weil es ein Champions-League-Finale ist, und das ist schwer zu gewinnen.“

Atletico setzt auf Griezmann und Torres

Gegner Atletico setzt auf einen Mann für wichtige Tore. Der flinke Franzose Antoine Griezmann schoss bereits Barcelona und Bayern aus der Champions League. Gemeinsam mit Fernando Torres soll er im Angriff für Entlastung sorgen, während hinter dem Duo die Räume eng gemacht werden. „Vor mir liegt das wichtigste Spiel, das ich in meinem Leben spielen werde“, sagte das Cluburgestein Torres wohl stellvertretend für sein Team.

Antoine Griezmann (Atletico)

Reuters/Susana Vera

Griezmann schoss bereits Barca und Bayern aus dem Bewerb

Das Wort Revanche wollte Simeone nicht überstrapazieren. Der seit viereinhalb Jahren beim Madrider Arbeiterverein tätige Argentinier stichelte allerdings mit der Aussage, Real werde aus einer verstärkten Abwehr heraus agieren. Der Argentinier berücksichtigte laut „AS“ auch die Sternzeichen seiner Schützlinge und machte dieses Mal bei der Vorbereitung alles anders als vor dem Endspiel 2014.

Simeone blüht „unter Druck auf“

„Ich liebe es, wenn das Gewicht von 113 Jahren Geschichte auf mir drückt. Ich blühe unter Druck auf“, betonte Simeone mit Blick auf Atleticos Gründungsjahr (1903) einen Tag vor dem Spiel. Er könnte als erst dritter nicht europäischer Coach nach seinen Landsleuten Luis Carniglia (Real Madrid, 1958) und Helenio Herrera (Inter Mailand, 1965) den höchsten Europacup-Bewerb gewinnen.

Statistisch gesehen hatte Atletico in den vergangenen Jahren überraschend deutlich die Oberhand. Von den jüngsten zehn Pflichtspielduellen hat Real nur eines gewonnen, das aber im Viertelfinal-Rückspiel der Champions League im Vorjahr. Nun sind die „Rojiblancos“ (Rotweißen) erneut in einem großen Vergleich gefordert. Für Simeone war klar: „Nur der Sieg wird uns glücklich machen.“

Links: