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„L’Autriche sera championne d’Europe“

18 Jahre nach der WM in Frankreich hat sich Österreich wieder für eine Endrunde qualifiziert. Die Euphorie in den Reihen der rot-weiß-roten Fans ist trotz der durchwachsenen Testspiele ungebrochen groß. Die Erwartungen vor der am Freitag beginnenden EM 2016 in Frankreich sind enorm hoch - auch im „Euromobile du ORF“. Die dreiköpfige Besatzung des ORF-Wohnmobils, Klaus Achter (Kamera), Christof Halasz (Schnitt) und Harald Hofstetter (Redakteur), wird in den nächsten Wochen täglich on the road aus der „Grande Nation“ berichten.

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Dass die EM wie die WM 1998 erneut in der Camper-Nation schlechthin stattfindet, spielt dem Euromobil dabei natürlich grandios in die Karten. Wenn sich ein Land für einen multimedialen Roadtrip eignet, dann Frankreich. Im Zentrum und abseits des Turniergeschehens, im Hinterland, an den Küsten und im Herzen der „Grande Nation“ wird das Euromobil in den nächsten Wochen unterwegs sein. Geschichten, Bilder und Atmosphäre sollen so täglich aus Frankreich nach Österreich transportiert werden.

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Jour 1

Das Euromobil nimmt Fahrt auf. Die Reise durch den EM-Sommer beginnt.

Bevor es damit richtig losgeht, mussten in Wien und Umgebung die letzten wichtigen Vorbereitungen getroffen werden. Oberstufen-Französischkenntnisse sind eine gute Sache, benötigen nach 20 Jahren aber eine profunde Auffrischung. Die Volksschule Corneliusgasse im sechsten Wiener Gemeindebezirk, genauer gesagt Direktorin Birgit Baku, erklärte sich dazu bereit, für einen Vormittag einen Gastschüler aufzunehmen.

Jubel in der Klasse

Im Rahmen des innovativen Französisch-Schwerpunktunterrichts vermittelte Lehrerin Celia Sgard den achtjährigen Zweitklässlern und deren 40-jährigem Klassenkameraden das Basisvokabular für die EM in Frankreich. „Der Ball – le ballon“, „der Stürmer - l’attaquant“ oder „der Sieg – la victoire“ gingen mit Unterstützung der jungen Sprachschüler gut über die Lippen. Bei „Österreich wird Europameister – L’Autriche sera championne d’Europe“ brandete EM-würdiger Jubel auf.

ORF-Mitarbeiter beim Unterricht

ORF.at

Ein „Cours intensif“ in Französisch in der Volksschule Corneliusgasse

Weit weniger Freude herrschte dann im Umkreis des Euromobils, als sich das rund acht Meter lange Vehikel den Weg durch den Wiener Stadtverkehr bahnte. Kurvenradius, Spurwechsel, Tempo und Fahrweise offenbarten Verbesserungsbedarf. Mit den frisch folierten ORF-Logos „gebrandet“ waren Zurückschimpfen und klassisches „Deuten“ auch keine Option mehr. Der Abstecher zum Ernst-Happel-Stadion, auf eine letzte Abschiedsrunde um die EM-Arena von 2008, war die Aufregung jedenfalls wert.

Vom Stadion in die Stift-Keller

Wo vor acht Jahren Zehntausende Fans aus Spanien den Finalsieg über Deutschland bejubelt hatten, wo Österreich seine Gruppenspiele gegen Kroatien (0:1), Polen (1:1) und Deutschland (0:1) bestritten hatte, zog das Euromobil einen sentimentalen Kreis und ließ die Besatzung in Erinnerungen schwelgen. Dann war für rührselige Gedanken keine Zeit mehr. Teil zwei der Vorbereitungen stand an – die Fahrt nach Klosterneuburg.

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Wolfgang Hamm, der Weingutleiter des Stifts, empfing die bis in die Haarspitzen motivierten Frankreich-Reisenden zu einer nicht unwesentlichen Lektion. Denn eine Reise nach Bordeaux, wo Österreich am 14. Juni (18.00 Uhr, live in ORF eins) das erste Gruppenspiel gegen Ungarn bestreiten wird, geht ohne entsprechende Weinkenntnisse gar nicht. Und wer nördlich von Paris, wo die Österreicher gegen Portugal (18. Juni) und Island (22. Juni) spielen werden, in die Champagne kommt, muss zumindest den Unterschied zwischen Champagner und Sekt kennen.

Auf den Spuren von Queen Elizabeth

Beim Schlendern durch die 300 bis 600 Jahre alten Kellergewölbe erzählte Hamm, der das älteste Weingut Österreichs führt, über die beeindruckende Geschichte des in nur zehn Jahren (1730 bis 1740) unter Kaiser Karl VI. erbauten Stifts. Eine Million Flaschen Rot- und Weißwein werden jährlich aus den top gelegenen Reben produziert und in alle Welt verkauft. Der frühere US-Präsident Jimmy Carter, Queen Elizabeth, Hillary Clinton und Bundespräsident Heinz Fischer waren nur einige der Weinliebhaber, die vor der Euromobil-Belegschaft in den Genuss dieser Tour gekommen waren.

Kellergewölbe

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Auch die Kellerstraße unter dem Stift liegt auf dem Weg nach Frankreich

Bei der Verkostung traten die Schwächen eines Biertrinkers, was die Materie Wein betrifft, gnadenlos zutage. Das richtige Schwenken, Riechen und Schmecken des edlen Getränks in Rot und Weiß klingt einfacher, als es ist. Gerade in Bordeaux, wo die Harmonie verschiedener Rebsorten in einem Cuvee über die Jahrhunderte perfektioniert wurde, darf es keinesfalls an den „Basics“ scheitern. „Schnüffeln wie ein Hund“, wie eine der Anweisungen des Experten lautete, funktionierte zumindest schon ganz gut.

Göttlicher „Ankerplatz“ für erste Nacht

Was den Champagner betraf, diente der hauseigene Sekt des Weinguts Stift Klosterneuburg als das perfekte Trainingsobjekt. Der Unterschied ist, dass es sich beim Champagner um Sekt aus der Champagne handelt. In einem der nördlichsten Weinbaugebiete Europas erreichen die Trauben nur einen geringen Reifegrad. „Und in der Champagne hat man aus der Not eine Tugend gemacht“, beschrieb Hamm die vom Mönch Dom Perignon vor Jahrhunderten zufällig entdeckte Champagnermethode, mit der aus sehr leichtem, säurebetontem Wein durch Zugabe von Hefe und Zucker mittels Flaschengärung „dieses göttliche Getränk“ gemacht wird.

Göttlich war auch der „Ankerplatz“ des Euromobil für die erste Nacht des EM-Abenteuers und gleichzeitig die letzte Nacht vor dem Aufbruch Richtung Westen. Vor der Traumkulisse des Stifts Klosterneuburg zog sich das multimediale ORF-Trio ins Wageninnere zurück und schlief den viel zitierten Schlaf der Gerechten. Letzte Conclusio vor dem Wegdösen: Der Champagner kommt aus der Champagne, weil man den Wein dort nicht trinken kann.

Harald Hofstetter, ORF.at, aus dem Euromobil

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