Ein Tor reicht den Eidgenossen
Der Schweiz ist am Samstag in Lens vor 35.000 Zuschauern mit einem 1:0 (1:0)-Erfolg gegen Albanien in die Euro 2016 in Frankreich gestartet. Im zweiten Auftaktspiel der Gruppe A gelang den Eidgenossen damit der erst zweite Sieg im zehnten Spiel bei einer EM-Endrunde. Das Goldtor gelang Verteidiger Fabian Schär bereits in der fünften Minute.
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Die Schweiz konnte sich nach dem Sieg aber auch bei ihrem Tormann Yann Sommer bedanken, der einige Chancen der Albaner zunichtemachte. Das Spiel kippte unter anderem auch deshalb in Richtung der Mannschaft von Trainer Vladimir Petkovic, weil die Albaner ab der 37. Minute nach dem Ausschluss ihres Kapitäns Lorik Cana mit einem Spieler weniger auskommen mussten.
1:0 für die Schweiz (5.)
Fabian Schär trifft nach einer Standardsituation zur 1:0-Führung für die Schweiz in der fünften Minute.
„Wir haben ein schwieriges Spiel erwartet und hatten viel Druck. Das war nicht einfach. Wir haben das Spiel nach der Führung aus der Hand gegeben. Wir müssen sehen, dass wir einige Dinge korrigieren“, sagte Sommer. „Ich bin glücklich, dass ich der Mannschaft so helfen konnte.“
Albaner keine EM-Touristen
Die Beobachter waren auf das Erstantreten Albaniens bei einer Endrunde gespannt. „Wir sind näher gekommen. Wir kommen nicht als Touristen, sondern um Fußball zu spielen. Unsere Gruppe ist schwer, aber wir haben gezeigt, dass wir jeden schlagen können“, träumte Teamchef Giovanni de Biasi im Vorfeld von einer Überraschung.
In sechs Duellen mit der Schweiz war Albanien bisher jedoch bei fünf Niederlagen erst ein Remis gelungen. Der besondere Reiz dieses Spiels war auch durch die „Secondos“ gegeben, die als Spieler der Schweiz einen kosovarisch-albanischen Hintergrund haben. Zum ersten Bruderduell bei einer Euro kam es sogar in der Familie Xhaka - Granit spielt für die Schweiz, Taulant ist der Star im albanischen Team.
Schweizer Fußballer dürfen jubeln
Wie schon im Testspiel im März gegen Österreich geriet Albanien jedoch früh in Rückstand. Das 1:0 für die Schweiz fiel durch den aufgerückten Innenverteidiger Fabian Schär, der nach einem Eckball hochstieg und dabei auch vom Fehler von Albaniens Goalie Etrit Berisha profitierte, der am Flankenball vorbeiflog.

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Tor zum 1:0 (5.): Fabian Schär (r.) kam Albaniens-Goalie Etrit Berisha zuvor
Der Schweiz erging es damit besser als ihrem Landsmann Roger Federer. Die Tennis-Legende verlor nämlich fast zur gleichen Zeit beim Rasenturnier in Stuttgart im Halbfinale sensationell gegen den Österreicher Dominic Thiem. Die Eidgenossen kontrollierten die Partie, waren in ihren Aktionen zwingender, auch wenn die Albaner nicht chancenlos waren.
Albanien schwächt sich selbst
So setzte Elseid Hysaj von Napoli in der 30. Minute mit einem weiten Ball Armando Sadiku mustergültig in Szene, der Vaduz-Stürmer sprintete auf Schweiz-Tormann Yann Sommer zu, doch der Goalie von Mönchengladbach blieb mit einem guten Fußreflex Sieger in diesem Duell. Die nächsten aufregenden Szenen spielten sich dann wieder vor dem Tor der Albaner ab.
Albanien vergibt Ausgleich (31.)
Sadiku läuft nach einem Traumpass alleine auf das Schweizer Tor zu, doch Yann Sommer ist zur Stelle.
Zunächst sah der Kapitän der Skipetaren, Lorik Cana, nach einem absichtlichen Handspiel an der Strafraumgrenze Gelb-Rot und musste bereits in der 37. Minute den Platz verlassen. Der Mann von Nantes hatte den Ball am Boden liegend noch mit der Hand weggeschlagen. Den daraus resultierenden Freistoß jagte Blerim Dzemaili an die Stange. Kurz darauf hatte Haris Seferovic mit einem scharfen Schuss aus spitzem Winkel die Möglichkeit zum 2:0 (42.).
Leichtes Spiel in Überzahl
Nach der Pause wirkte sich die zahlenmäßige Überlegenheit der Elf von Vladimir Petkovic deutlich auf das Spielgeschehen aus. Die Schweizer drängten die zehn Albaner an deren Strafraum zurück. „Ich will, dass meine Mannschaft das zeigt, was sie kann, und den Gegner dominiert“, hatte der Schweizer Coach die Marschroute vorgegeben, das Spiel entwickelte sich ganz nach seinen Vorstellungen.

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Dieses Handspiel von Cana hatte für Albanien schwerwiegende Folgen
In der 62. Minute war dann das Bruderduell der Xhakas beendet. Taulant musste bei Albanien vom Platz. Dafür kam bei der Schweiz das „Wunderkind“ Breel Embolo ins Spiel. Der kräftig gebaute 19-jährige Jungstar spielt bei Basel mit ÖFB-Teamstürmer Marc Janko, soll aber demnächst bei Manchester United unterschreiben.
Gashi schockiert Schweizer
Die Schweiz hatte die Partie bis auf wenige Ausnahmen im Griff, musste sich nicht besonders anstrengen, um den knappen Vorsprung zu verwalten. Das 2:0 lag dann bei einer Chance von Seferovic in der Luft. Der Frankfurt-Stürmer scheiterte aber an einer Zauberabwehr von Berisha. Am Schluss hätte aber beinahe noch Albanien gejubelt.
Zunächst traf Sadiku in der 77. Minute nur das Außennetz, dann drehte Sommer einen Schuss von Shkelzen Gashi, der plötzlich alleine auf den Schweiz-Goalie zulief, über die Latte(87.). Den Schweizer Fans war dabei wohl kurz das Herz stehen geblieben, am Ende durften sie sich aber über drei nicht unglückliche Punkte freuen.
Martin Wagner, ORF.at
Stimmen zum Spiel:
Vladimir Petkovic (Teamchef Schweiz): „Wir haben zu viele Chancen vergeben und den Gegner zu oft zu Chancen eingeladen. Die Klasse von Yann Sommer ist nichts Neues für mich. Schön, dass er sie nun auch auf dieser Bühne zeigt.“
Gianni de Biasi (Teamchef Albanien): „Wir hätten einen guten Start gebraucht, und den hatten wir nicht. Wir haben den Druck gespürt und waren für 20 Minuten nicht auf der Höhe. Wenn man einmal in Rückstand geraten ist, ist es umso schwieriger. Die Schlüsselmomente waren das Tor, die Rote Karte, die leider berechtigt war, und die drei verpassten Chancen, vor allem jene am Ende von Gashi. Uns hat heute das Glück gefehlt.“
Yann Sommer (Tormann Schweiz): „Wir haben ein schwieriges Spiel erwartet und hatten viel Druck. Es war wichtig für uns, einen positiven Start zu schaffen. Albanien hatte nichts zu verlieren. Das war nicht einfach. Nach der Führung haben wir das Spiel ein wenig aus der Hand gegeben. Ich bin glücklich, dass ich der Mannschaft so helfen konnte.“
Fabian Schär (Torschütze Schweiz): „Wir haben es uns schwerer gemacht als nötig. Wir hätten es uns einfacher machen können, wenn wir unsere Chancen früher genützt hätten. Die Hauptsache ist aber, dass wir gewonnen haben. Es war ein super Start von uns ins Spiel. Vor allem am Schluss hat man eine gewisse Nervosität gesehen, wir wollten unbedingt die Null halten, haben nicht mehr zu viel riskiert.“
Mergim Mavraj (Verteidiger Albanien): „Ich bin enttäuscht, aber ich bin nicht allzu traurig, weil wir auf die unglücklichen Szenen zu Beginn des Spiels gut reagiert haben. Wir haben gut gespielt - und wir haben sogar zwei oder drei Chancen auf den Ausgleich gehabt. Ich bin stolz auf die Reaktion der Mannschaft, die das erste Spiel bei einer EM gespielt hat. Wir haben unser Bestes gegeben, aber wir haben nicht wirklich Glück gehabt.“
EM, Gruppe A, erster Spieltag
Samstag:
Albanien - Schweiz 0:1 (0:1)
Lens, Stade Bollaert-Delelis, 35.000 Zuschauer, SR Velasco Carballo (ESP)
Tor: Schär (5.)
Albanien: Berisha - Hysaj, Cana, Mavraj, Agolli - Roshi (74./Cikalleshi), T. Xhaka (62./Kace), Kukeli, Abrashi, Lenjani - Sadiku (82./Gashi)
Schweiz: Sommer - Lichtsteiner, Schär, Djourou, Rodriguez - Behrami, G. Xhaka - Shaqiri (88./Fernandes), Dzemaili (75./Frei), Mehmedi (62./Embolo) - Seferovic
Gelb-Rote Karte: Cana (36./Handspiel)
Gelbe Karten: Kace, Kukeli, Mavraj bzw. Schär, Behrami
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