Titelverteidiger in der Favoritenrolle
Spanien hat mit seinen ersten zwei Auftritten in Frankreich seine Anwartschaft auf den vierten EM-Coup eindrucksvoll untermauert. Der Titelverteidiger will als Gruppenerster weiterkommen, um einen schwierigen Achtelfinal-Gegner zu vermeiden. Kroatien dürfte am Dienstag in Bordeaux (21.00 Uhr, live in ORF eins) aber eine größere Herausforderung werden als zuletzt die Türkei.
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Die Konstellation in Gruppe D ist relativ übersichtlich. Spanien hält bei sechs Punkten und ist damit bereits für die K.o.-Phase qualifiziert. Mit einem Unentschieden oder Sieg wären die Spanier Gruppenerster. Bei einer Niederlage ist dennoch der zweite Platz gesichert, nur würde „La Roja“ dann im Achtelfinale auf die unangenehmen Italiener treffen. Im Viertelfinale könnte Weltmeister Deutschland warten, im Halbfinale Frankreich.
Als Erster würde Spanien auf einen Gruppendritten treffen, am wahrscheinlichsten auf jenen der Österreich-Gruppe F. Vor diesem Hintergrund ist klar, dass man den Gruppensieg will. Allerdings brauchen die Spanier nach der 3:0-Gala gegen die Türkei derzeit keine Mannschaft fürchten.
Del Bosque kündigt Umstellungen an
Auch nicht den programmierten Italien-Gegner Kroatien, der Spanien mit einem Sieg überholen würde. „Jetzt wollen wir das letzte Spiel gewinnen - und alles gewinnen“, tönte Stürmer Alvaro Morata. Offensivmann David Silva trat indes auf die Euphoriebremse. „Wir sind der amtierende Europameister, und es ist normal, dass man uns als Favorit sieht“, meinte der Spieler von Manchester City. „Wir stehen mit beiden Beinen auf dem Boden, wir sind ruhig und hoffen, dass wir so weitermachen.“

APA/AFP/Remy Gabalda
Für Morata zählt auch gegen Kroatien nur ein Sieg
Trainer Vicente del Bosque hat für das letzte Gruppenspiel einige Umstellungen angekündigt. Ein weiteres Indiz dafür lieferte die öffentliche Trainingssession am Sonntag. Da baute Del Bosque die Verteidiger Hector Bellerin und Mikel San Jose, Mittelfeldspieler Koke sowie Stürmer Artiz Aduriz in den Mannschaftskern ein. Juanfran, Kapitän Sergio Ramos, Cesc Fabregas und Morata mussten weichen.
Kroatien hofft auf Spanien-Legionäre
Bei den Kroaten ruhen die Hoffnungen bei dieser EM noch mehr auf den Spanien-Spielern im Mittelfeld. Luka Modric und Mateo Kovacic kicken für Champions-League-Sieger Real Madrid, Ivan Rakitic zieht für den Erzrivalen FC Barcelona die Fäden. Im Nationalteam spielen Modric und Rakitic seit langer Zeit zusammen, verstehen sich gut und haben auch noch genau das richtige Alter: Rakitic ist jetzt 28, Modric 30.
Fußball-EM, Gruppe D, 3. Runde
Dienstag, Beginn 21.00 Uhr:
Live in ORF eins und im Livestream
Kroatien - Spanien
Stade de Bordeaux, SR Kuipers (NED)
Mögliche Aufstellungen:
Kroatien: Subasic - Srna, Corluka, Vida, Strinic - Rakitic, Badelj - Brozovic, Kovacic/Coric, Perisic - Mandzukic
Spanien: De Gea - Juanfran, Pique, Ramos, Alba - Busquets - Koke, Iniesta - Silva, Aduriz, Vazquez
Modric soll am Dienstag wegen Leistenproblemen allerdings geschont werden. Seinen Part soll Rakitic selbst übernehmen, der dafür die Zehnerposition für Supertalent Ante Coric oder Kovacic räumt, der einst beim LASK in Linz seine ersten fußballerischen Schritte unternommen hatte. „Spanien ist vielleicht die kompletteste Mannschaft der Welt. Aber ich bin mir sicher, sie denken auch ein wenig über uns nach“, sagte Rakitic, der um die Besonderheit der aktuellen Generation weiß.
Fans beider Teams auf dem Prüfstand
Nach dem bitteren 2:2 gegen Tschechien und den Ausschreitungen ihrer Fans ist die große Frage aber ohnehin: Wie werden sich die Kroaten von diesem Schock erholen? Am Freitagabend hatten sich einige kroatische Anhänger im Stadion Schlägereien geliefert und Bengalos auf das Spielfeld geworfen, woraufhin die Partie in Saint-Etienne für vier Minuten vom Schiedsrichter unterbrochen wurde und das Team offensichtlich den Faden verlor.
Doch auch spanische Fans sind in Frankreich bis dato nicht ungeschoren davongekommen. In Nizza waren drei Anhänger wegen der Zurschaustellung von Neonazi-Symbolik verhaftet worden. Weitere drei wurden in Gewahrsam genommen, weil sie versucht hatten, mit pyrotechnischen Gegenständen ins Stadion zu gelangen.
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