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Draft-Idee im Football geboren

Die Draft-Zeremonie in der NBA am 23. Juni in New York war mit weniger Pathos beladen, als zu vermuten wäre. Auf die Verkündung von NBA-Boss Adam Silver, wer der „Top Pick“ sein wird, folgte eine schematisch ablaufende Kettenreaktion - Fotos mit den Clubutensilien und Interviewmarathon inklusive.

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Der Draft ist nicht der einzige, wohl aber der gängigste Weg, wenn man es in eine der beliebtesten US-Sportarten Football, Baseball, Basketball und Eishockey schaffen will. Fast allen nordamerikanischen Stars - von Joe Montana über Michael Jordan bis hin zu Sidney Crosby - ist so der große Sprung gelungen.

Nur zwei Draft-Runden in der NBA

In der NBA ist das Prozedere derzeit auf zwei Runden begrenzt, in jeder davon werden 30 Akteure aus einem viel größeren Pool herausgefischt. Damit wartet jedes Jahr auf lediglich 60 Draft-Anwärter ein glückliches Ende. Zum Vergleich: In der National Football League (NFL) sind es aktuell 253, wobei dort freilich viel breitere Kader benötigt werden.

Die NFL war es auch, die das Draft-System 1936 eingeführt hat. Der Präsident der Philadelphia Eagles, Bert Bell, wollte eine Art Verteilungsmechanismus schaffen, um den finanziell potenziell ruinösen Wettbewerb um die besten Nachwuchsspieler auszuschalten. Und irgendwie sollten dabei auch die Loser-Teams bevorzugt werden, um zu verhindern, dass die stärksten Talente die stärksten Clubs noch stärker machen.

Letzter hat das erste Wahlrecht

Am Ende kam Bell auf folgende Lösung: Die Tabelle der abgelaufenen Saison wird einfach auf den Kopf gestellt, dann wird der Reihe nach gewählt. So bekommt der Letzte das erste Draft-Recht, während der aktuelle Champion bis zum Schluss warten muss. Bis 1965 hatten auch NBA, NHL und MLB dieses Konzept übernommen, das einen geradezu sozialistischen Ansatz erkennen lässt.

NBA verfeinert System mit Draft-Lotterie

Die NBA hat ihren Modus 1985 noch dazu um ein Zufallselement erweitert, bei dem die konkrete Draft-Reihenfolge der Nicht-Play-off-Teams in einer eigenen Prozedur („Lottery“) tatsächlich ausgelost wird. Dabei bekommt die Truppe mit der schlechtesten sportlichen Bilanz nach einem fixen Schlüssel die größte Wahrscheinlichkeit auf den ersten Pick zugeteilt. Damit ist es unmöglich geworden, dass ein Team seine Draft-Position verbessert, indem es absichtlich verliert.

Eines haben alle Draft-Ausgaben in jedweder Liga gemeinsam: Vorherzusagen, wie sich ein Talent entwickelt, ob ein junger Sportler einschlägt, ist trotz aller Erfahrung und wissenschaftlicher Vorbereitung unmöglich. Dafür gibt es zu viele Variablen und Faktoren, die sich schlichtweg nicht kontrollieren lassen. Letztlich rennt auch in Sachen Draft nichts ohne eine saftige Portion Glück.

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