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Mit einem „echten“ Sieg zum Titel

Portugal ist mit dem Sieg bei der EM in Frankreich am Ziel aller Träume angelangt. Seit 2000 erreichte die „Selecao“ inklusive dieser Endrunde fünfmal zumindest das Halbfinale bei einem Großereignis, heuer klappte es erstmals endlich auch mit dem großen Triumph. Dass das Endergebnis auf dem Weg zum Titel dabei vor dem Spektakel stand, gibt Teamchef Fernando Santos schlussendlich recht.

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Portugal tat sich bei dieser EM spielerisch allerdings schwer und setzte im Gegensatz zu vergangenen Jahren auf eine von Innenverteidiger Pepe blendend dirigierte Defensive. 2004 scheiterte die hochgejubelte „Goldene Generation“ um Luis Figo, Deco und Nuno Gomes noch im Finale der Heim-EM am Abwehrbollwerk des Sensationssiegers Griechenland. Dieses Schicksal wollte Santos mit allen Mitteln verhindern. Immer wieder verteidigte er seine Mannschaft und sich gegen die Kritiker.

Fernando Santos

Reuters/Christian Hartmann

Erfolgscoach Santos ließ sich auch von Kritik nicht vom Weg abbringen

„Es geht doch hier nicht darum, ob man schön oder hässlich spielt. Das Einzige, was ich will, ist, das Finale zu erreichen und zu gewinnen“, sagte er im Verlauf des Turniers auf die wenig ansehnliche Spielweise angesprochen. Als klarer Favorit in die ÖFB-Gruppe F gestartet, erreichte man das Achtelfinale nach drei Remis (1:1 gegen Island, 0:0 gegen Österreich, 3:3 gegen Ungarn) lediglich als Gruppendritter.

EM-Finale: Portugal ist Europameister

Portugal hat in der Verlängerung den 1:0-Sieg fixiert und damit Geschichte geschrieben. Es ist der erste große Titel für die Portugiesen. Vor zwölf Jahren haben sie das Finale gegen die Griechen verloren.

„Joker“ Eder als Goldgriff

Es dauerte bis zum Halbfinale, bis die Portugiesen ein Spiel bereits vor Ablauf der regulären Spielzeit für sich entscheiden (2:0 gegen Wales) konnten. Zuvor benötigte man im Achtelfinale gegen Kroatien (1:0) die Verlängerung, und gegen Polen musste sogar das Elferschießen die Entscheidung bringen (5:3 i.E.). Auch im Finale gegen Frankreich wurde der 1:0-Erfolg erst in der Verlängerung - bezeichnenderweise durch „Joker“ Eder, der mit zuvor 13 Einsatzminuten selbst ein EM-Minimalist war - fixiert.

Eder mit dem Torschuss

APA/AFP/Martin Bureau

Mit seinem Tor in der 109. Minute schoss „Joker“ Eder Portugal ins Glück

In der Heimat war die Stimmung trotz des Erfolglaufs deshalb lange alles andere als euphorisch. Zu defensiv agierte man über weite Strecken, zu wenig Spektakel bot man dem Publikum, so jedenfalls lautete die Kritik in der heimischen Presse. Entgegen aller Widerstände blieb Santos seiner Spielweise treu und fand mit seiner Taktik den Schlüssel zum Erfolg. In seinen knapp zwei Jahren als Teamchef verlor Portugal nicht ein einziges Pflichtspiel.

Der Weg zum ganz großen Wurf führte das Team von Santos beim 13. Auftritt bei einem großen Turnier über ein kompaktes Kollektiv, dem sich auch die Stars Nani und vor allem Cristiano Ronaldo unterordnen mussten. Und trotz seiner frühen Verletzung im Endspiel durfte sich Ronaldo doch noch über das letzte Mosaiksteinchen freuen, das ihm in seiner Trophäensammlung noch gefehlt hat. Auch, dass er den alleinigen EM-Torrekord, den er sich mit neun Toren weiter mit Frankreichs Legende Michel Platini teilen muss, verpasste, kann der Real-Superstar verschmerzen.

Ronaldo erfüllt sich letzten großen Traum

Auf Vereinsebene gewann Ronaldo dreimal die Champions League, wurde spanischer und englischer Meister sowie Sieger der Club-WM. Außerdem wurde er dreimal zum Weltfußballer gewählt, fünfmal eroberte er die Torjägerkrone in der Champions League. „Ich habe immer davon geträumt, mit Portugal etwas zu gewinnen“, sagte er im Vorfeld des Finales gegen Gastgeber Frankreich. Mit seinem Premierentitel in der „Selecao“ hat er nun auch diesen Meilenstein erreicht.

Cristiano Ronaldo und Fernando Santos

Reuters/Carl Recine

Im Finale bewies Kapitän Ronaldo seine Qualitäten als Einpeitscher

Obwohl Ronaldo bei der EM zuweilen unter den Erwartungen blieb, hatte er mit seinen Scorerpunkten maßgeblichen Anteil am Erfolg seines Teams. Ohne seinen Doppelpack im entscheidenden Gruppenspiel beim 3:3 gegen Ungarn etwa hätte Portugal die Heimreise antreten müssen, auch im Achtelfinale gegen Kroatien war er am Siegestor in der Verlängerung entscheidend beteiligt. Im Finale musste er nach 20 Minuten vom Feld, glänzte danach als Einpeitscher an der Seitenlinie aber mit echtem Teamgeist.

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