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Viel Ballbesitz, wenige Chancen

Im Gegensatz zum Traumstart in der Bunndesliga hat für Rapid das Abenteuer Europacup glanzlos begonnen. Beim 0:0 im Hinspiel der dritten Qualifikationsrunde zur Europa League bei Torpedo Schodsina am Donnerstag hatten die Wiener große Mühe, den Gegner auszuspielen. Das Retourspiel gegen Weißrusslands Cupsieger im Allianz Stadion in einer Woche könnte daher noch zu einer Zitterpartie werden.

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Die Hütteldorfer machten vor 4.000 Zuschauern im gut gefüllten Torpedo-Stadion zwar klar das Spiel, konnten daraus aber kein Kapital schlagen. Die Dynamik fehlte gegen die extrem tief stehenden Hausherren, zudem verhinderten Fehlpässe und fehlende Präzision beim letzten Zuspiel einen Torerfolg. Hundertprozentige Torchancen blieben auf beiden Seiten aus.

„So sieht der moderne Fußball aus“

„Es war das erwartet schwere Spiel. Wir haben auch in der Liga oft die Situation, dass Gegner tief stehen, wenig machen wollen für die Offensive und auf einen glücklichen Moment hoffen. So sieht leider der moderne Fußball aus, das hat man auch bei der Euro erlebt“, sagte Rapid-Trainer Mike Büskens.

Seine Elf habe aus dem Ballbesitz auf dem trockenen, aber passablen Rasen zu wenig Kapital geschlagen. „Wir haben agiert, uns haben sich aber kaum Lücken geboten. Wir hätten manchmal ruhiger bleiben müssen beim letzten Pass, waren in gewissen Situationen ungeduldig“, sagte Büskens.

Spielezen aus dem Match Rapid gegen Schodsina

APA/Georg Hochmuth

Die Wiener dominierten die Partie, liefen sich aber immer wieder fest

Der massive Abwehrriegel der Gastgeber konnte in einer äußerst fair geführten Partie deshalb nicht geknackt werden. „Sie haben fast mit einer Siebenerkette hinten gespielt“, wies Offensivspieler Thomas Murg auf die schwierigen Gegebenheiten hin. „Es war eine ganz zähe Partie. Sie haben uns gezeigt, wie Catenaccio geht“, so Kapitän Stefan Schwab.

Im Rückspiel ist Geduld gefragt

Büskens hätte sich seine Europacup-Premiere mit Rapid sicher anders vorgestellt, das Minimalziel wurde aber erfüllt. „Ein 0:0 ist besser, als 0:1 zu verlieren. Ich sage nicht, dass wir vor Begeisterung über den Rasen getanzt sind, aber auswärts ohne Gegentor zu bleiben ist ein ansprechendes Ergebnis“, sagte der Deutsche. Man habe alles in der eigenen Hand. „Mit unseren Fans im Rücken werden wir das Spiel biegen.“

Auch für die Spieler ist der Gedanke an ein überraschendes Ausscheiden wie 2014 im Play-off gegen HJK Helsinki tabu. „Am Donnerstag hauen wir sie weg“, sagte Schwab. Murg, der noch aktivste Rapidler, ergänzte: „Im Rückspiel wird es besser für uns laufen, da werden wir mehr Druck erzeugen und auch die nötigen Tore schießen.“

Es könnte allerdings ein Geduldspiel werden. Der Tabellenachte der weißrussischen Liga wird seinen Spielstil sicher nicht ändern und wieder auf den „Lucky Punch“ hoffen. „Sie werden ihr Ding wieder durchziehen. Ich rechne nicht mit einer einfacheren Aufgabe, es wird kein Honigschlecken“, warnte der mit dem Hinspiel wenig glückliche Sportgeschäftsführer Andreas Müller. Vorsicht ist also geboten. „Wir dürfen auf keinen Fall ein schnelles Gegentor kassieren“, so Schwab.

Weißrussen mit Ergebnis zufrieden

Schodsina durfte nach dem „Spiel des Jahres“ bei einem Saisonrekordbesuch zufrieden bilanzieren. „Wir haben solide gespielt, waren kompakt in der Defensive. Leider haben wir keinen Konter ausgenützt“, sagte Trainer Igor Kriuschenko. Rapid habe ein starkes Team mit jungen, schnellen, technisch guten Spielern. „Sie hatten eine gute Ballkontrolle, aber dafür gibt es keine Punkte. Ihr größtes Problem war der Abschluss“, sagte der 52-Jährige.

Die nächste Überraschung nach dem Aufstieg gegen Debrecen haben die Weißrussen weiter im Visier. „Das 0:0 ist ein gutes Resultat, aber Rapid ist leicht im Vorteil. Die Chancen stehen 40:60 aus unserer Sicht“, so Kriuschenko. Schodsina kann sich in Ruhe auf das Rückspiel vorbereiten, das Ligaspiel bei Dinamo Minsk wurde auf 8. Oktober verschoben. Rapid muss demgegenüber am Sonntag bei Altach in Vorarlberg bestehen. „Wir müssen jetzt ruhig bleiben und alle Kräfte für Sonntag mobilisieren“, forderte Schwab. Da wartet wohl neuerlich ein Geduldsspiel gegen einen defensiv eingestellten Konkurrenten.

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