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Ausschluss und Einbruch im Finish

Als Lukas Rotpuller die Austria am Donnerstag gegen Astra Giurgiu in Führung geschossen hat, hat es im Ernst-Happel-Stadion nach einem historischen Abend ausgesehen. Doch eine Gelb-Rote Karte gegen Alexander Grünwald (65.) leitete die Wende im vorletzten Europa-League-Gruppenspiel ein. Im Finish liefen die Violetten in eine 1:2-Niederlage und vergaben damit den vorzeitigen und erstmaligen Aufstieg ins Sechzehntelfinale.

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Vor 14.127 Zuschauern avancierten Daniel Florea (79.) und Constantin Budescu (88./Elfmeter) zu den Matchwinnern der Rumänen, die nun zwei Punkte vor der Austria auf Platz zwei in Gruppe E liegen. Am letzten Spieltag am 8. Dezember muss die Austria in Pilsen, das Roma im Parallelspiel mit 1:4 unterlag, unbedingt gewinnen. Außerdem muss man im Rennen um die K.-o.-Phase darauf hoffen, dass Giurgiu gegen Roma nicht gewinnt.

Raphael Holzhauser (Austria) sitzt auf dem Boden

ORF.at/Christian Öser

Der Frust über die verpasste Chance saß bei der Austria nach Schlusspfiff tief

Überlegene Austria, aber zäher Spielverlauf

Der Mann der ersten Spielminuten im Prater war noch Thorsten Fink gewesen. Nicht nur hatte es der deutsche Austria-Trainer in den letzten Monaten geschafft, eine gut eingespielte 4-2-3-1-Formation zu bilden, die es gegen Giurgiu ambitioniert anging. Auch sorgte Fink in der Coachingzone für den ersten technischen Leckerbissen der Partie, als er einen zu weit geratenen hohen Ball volley mit der Ferse zum Outeinwurf beförderte.

In einer Sache hatte er sich in der Prognose des Spielverlaufes aber schwer geirrt: Von einem Gegner, der auch um Spielanteile bemüht sein würde, war nämlich nichts zu sehen. Giurgiu stand extrem defensiv, attackierte erst weit in der eigenen Hälfte und schlug die Bälle, wenn sie fallweise doch erobert wurden, unkontrolliert ins Niemandsland. Es spielte ausschließlich die Austria, ohne allerdings zwingend zu werden. Ein Schuss von Venuto (22.) war die einzige Ausbeute der drückenden Überlegenheit. Es war alles sehr zäh.

Giurgiu-Beton gut angerührt

Nachdem die bemühten, aber zu harmlosen Violetten eine halbe Stunde lang keinen Weg durch das rote Abwehrbollwerk gefunden hatten, schlief das Match ein. Die Rumänen agierten hinten mit jeder Minute kompakter und sicherer. Nach vorne waren die langen Bälle von Raphael Holzhauser vorerst nicht das probate Mittel. Auf die schnelle Offensivachse Felipe Pires (links), Venuto (rechts) und Larry Kayode (Spitze) war Giurgiu jedenfalls gut eingestellt.

Ein Freistoß für die Gäste aus etwa 18 Metern Entfernung durch Kapitän Cristian Sapunaru (41.) war vielmehr die beste Torchance der ersten Hälfte, obwohl der Ball weit über das Tor flog. Es war für die Austria das doch von vielen befürchtete Geduldsspiel, das sich nach der Pause nahtlos fortsetzte. Das Tempo im Spielaufbau, das Holzhauser und Alexander Grünwald im Zentrum entwickelten, war schlicht und einfach zu gering. So brachte man den gut angerührten rumänischen Beton nicht zum Bröckeln.

Höheres Tempo bringt Führung

Zumindest brachte Holzhauser (48.) den ersten Austria-Schuss auf das gegnerische Tor. Da hatte auf der anderen Seite aber auch schon der japanische Astra-Legionär Takayuki Seto (47.) für Gefahr gesorgt. Auf den Außenbahnen kam von Jens Stryger Larsen (rechts) und Christoph Martschinko (links) zu wenig. Nach etwa 50 bis 55 Minuten erhöhte die Austria dann doch endlich wieder die Schlagzahl - und wurde prompt dafür belohnt. Wie so oft in den letzten Wochen war eine Standardsituation der Ausgangspunkt.

Jubel von Lukas Rotpuller und Larry Kayode (beide Austria)

ORF.at/Christian Öser

Rotpuller (l.) stand zur richtigen Zeit am richtigen Ort

Nach einem Holzhauser-Eckball verabsäumte es die Giurgiu-Abwehr, zu klären. Pires brachte Holzhauser auf der rechten Seite noch einmal zur Hereingabe in Stellung - diesmal spielte er den Ball mit dem rechten Fuß und flach. In der Mitte sprang Tarkan Serbest darüber hinweg, weshalb Giurgiu-Torhüter Silviu Lung überrascht und Rotpuller im Geschäft war. Der Abwehrchef staubte aus kurzer Distanz zur 1:0-Führung ab (57.) und stellte damit die Zeichen auf Aufstieg. Ein Spaziergang sollte es aber nicht werden.

Grünwald-Ausschluss leitet K. o. ein

Mitverantwortlich dafür war Grünwald (65.), der die Hausherren mit einer Gelb-Roten Karte durch zwei Fouls innerhalb von vier Minuten schwächte. In Unterzahl wurde es nun heikel, zumal Giurgiu naturgemäß von destruktiv auf wütend offensiv umschaltete. In der 72. Minute hatte die Austria Glück, als Constantin Budescu Verwirrung in der Abwehr ausnutzte, aber nur die rechte Stange traf. Es war der Auftakt zu einem heißen Finish, das für die Austria nicht das erhoffte Happy End brachte.

Eine schöne Kombination der Rumänen über mehrere Stationen schloss Denis Alibec mit einem Schuss aus halblinker Position ab. Der bis dahin nur wenig beschäftigte Austria-Keeper Osman Hadzikic ließ den Ball mit den Händen zentral abprallen. Der kurz zuvor eingewechselte Constantin Florea stand goldrichtig und drückte den Ball zum 1:1 (79.) über die Linie. Wer glaubte, dass es für die wankende Austria nicht mehr schlimmer kommen konnte, wurde in der Folge leider eines Besseren belehrt.

Der K.-o.-Schlag sollte in den letzten Minuten kommen - und er kam in Form eines harten, aber vertretbaren Elfmeters, den Schiedsrichter Pawel Raczkowski aus Polen gegen die Wiener verhängte. Petar Filipovic brachte Florea im Laufduell im Strafraum mit einem Rempler zu Fall. Den Strafstoß verwandelte Budescu souverän zum 2:1 (89.), auf das die Violetten in der Nachspielzeit nicht mehr reagieren konnten. Es war ein bitterer, weil in vielerlei Hinsicht vermeidbarer Umfaller der Austria.

Harald Hofstetter, ORF.at

UEFA Europa League, Gruppe E, fünfter Spieltag

Donnerstag:

Austria Wien - Astra Giurgiu 1:2 (0:0)

Ernst-Happel-Stadion, 14.127 Zuschauer, SR Raczkowski (POL)

Torfolge:
1:0 Rotpuller (57.)
1:1 Florea (79.)
1:2 Budescu (88./Elfmeter)

Austria: Hadzikic - Larsen, Rotpuller, Filipovic, Martschinko - Serbest, Holzhauser - Venuto (90./Tajouri), Grünwald, Pires - Kayode (90./Friesenbichler)

Giurgiu: Lung - Stan, Alves, Sapunaru, Oros (61./Florea), Morais - Seto, Mansaly (71./Lovin), Teixeira - Alibec, Budescu (93./Nicoara)

Gelb-Rote Karte: Grünwald (65./Foul)

Gelbe Karten: Friesenbichler bzw. Oros, Morais, Mansaly, Alves, Lovin, Sapunaru, Stan

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