Medaille ohne große Auswirkungen
Die Olympischen Sommerspiele 2016 in Rio de Janeiro haben für Österreich wie verhext begonnen. Peter Schröcksnadel, der das eigens ins Leben gerufene Förderprojekt leitete, erwartete drei bis fünf Medaillen. Doch der Erfolg wollte sich in Brasilien nicht einstellen, vielmehr schienen zahlreiche fünfte Plätze das Maximum zu sein. Doch 2.923 Tage nach der letzten ÖOC-Medaille traten die Segler Thomas Zajac/Tanja Frank zur Rettung an.
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Am 16. August hielt das Nacra-17-Duo endlich die ersehnte Medaille in Händen. Es war eine Bronzene. „Bronze fühlt sich an wie Gold“, sagte Zajac. Vorschoterin Frank fügte hinzu: „Diesen Moment werden wir in unserem Leben nie vergessen.“

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Im Österreich-Haus wurden die Olympiadritten groß gefeiert
Dass den Wienern in einem an Spannung kaum zu überbietenden Medal Race am Ende nur ein einziger Punkt auf die Olympiasieger Santiago Lange und Cecilia Carranza Saroli aus Argentinien fehlten, war da schon vergessen. Endlich eine Medaille!
"Unbeschreibliches Gefühl
Von allen vier in Rio am Start stehenden heimischen Booten hatte man in die Nacra-17-Klasse die geringsten Erwartungen gesetzt. Anders als die restlichen österreichischen Boote konnten Zajac/Frank die in einigen Trainingslagern in Rio aufgebauten Erfahrungen abrufen. „Wir können in allen Bedingungen vorne mitfahren“, hatte Frank schon vor Olympia im Gespräch mit ORF.at gesagt.

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Zajac/Frank waren ganz auf eine Medaille fokussiert
Sie sollte recht behalten. Denn das Duo leistete sich keine Ausreißer, vor allem nicht nach unten, segelte auch bei widrigen Verhältnissen konstant und arbeitete sich sukzessive nach vorn. Bei der Zieldurchfahrt waren sich Zajac/Frank im ersten Moment gar nicht sicher, ob sie es denn geschafft hätten. „Das Gefühl, als es dann klar war, ist unbeschreiblich“, sagte Zajac. „Diesmal haben wir alles richtig gemacht“, so Frank, die auch schon einige vierte Plätze, wie etwa bei der letzten WM, eingefahren hatte.
Trennung und finanzieller Engpass
Zajac/Frank wurden ob ihres großen Erfolgs auch zu Österreichs Mannschaft des Jahres gewählt. Bei der Ehrung folgte der Paukenschlag: Das Duo trennt sich nach nur einer Olympiakampagne - aber in aller Freundschaft. Die 23-jährige Frank will sich ihren Wunsch zu steuern erfüllen und wechselte in die 49erFX-Klasse, eine reine Damen-Kategorie. Noch ziemlich offen ist die Zukunft beim 31-jährigen Zajac, der prinzipiell im Nacra17 bleiben möchte. Neue Vorschoterin hat er aber noch keine in Aussicht. „Ich bin noch ziemlich auf Frauensuche."
Viel Geld kann er nicht versprechen, denn was die Finanzen anbelangt, hat sich der Erfolg nicht gelohnt. Im „Sportmagazin" erklärte Zajac, dass die Medaille finanziell „absolut gar nichts“ bringt. "Ich befürchte, dass sich daran auch nichts ändern wird. Die Münzen, die wir vom ÖOC bekommen haben, sind 11.000 Euro wert. Die werde ich wohl in irgendeinen Mast stecken“, sagte der Wiener und gab einen tristen Einblick. Ideell dagegen profitiert er enorm. „Die Medaille ist die Genugtuung meines Lebens“, sagte Zajac.
ÖOC-Abo auf fünfte Plätze
Weder finanzielle noch ideelle Genugtuung konnten viele andere ÖOC-Sportler in Rio, die von einem heimischen Boulevardblatt sogar als „Olympia-Touristen“ beschimpft wurden, aus ihrem Auftritt in Brasilien ziehen. Abgesehen von Zajac/Frank waren fünfte Plätze das höchste der Gefühle. Diese gab es für Judoka Bernadette Graf (Klasse bis 70 kg), Kanutin Corinna Kuhnle (Wildwasser-Kajak-Einer), Schützin Olivia Hofmann (Kleinkaliber-Dreistellungsmatch), das Tennis-Doppel Oliver Marach/Alexander Peya sowie die Tischtennis-Damen (Liu Jia, Li Qianbing, Sofia Polcanova) und -Herren (Stefan Fegerl, Robert Gardos, Daniel Habesohn).
Die anderen ÖOC-Starter platzierten sich schlechter. Triathlet Thomas Springer sah sich - schwer enttäuscht von seinem 47. Platz - sogar zu einer Entschuldigung veranlasst: „Ich kann mich nur entschuldigen. Ich bin kein Olympiatourist. Ich war so oft Top 20, Top 10.“ Nur ausgerechnet in Rio klappte es wie bei einigen Kollegen überhaupt nicht. „Projekt Rio“-Chefkoordinator Schröcksnadel nahm jedenfalls seinen Hut - nicht ohne ein Versprechen für die Zukunft abzugeben: „Wir haben die Trendumkehr geschafft.“
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