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Millionenangebot ausgeschlagen

Louis van Gaal hat genug. Der 65-jährige Niederländer will seine Trainerkarriere nach 30 Jahren - zumindest vorübergehend - beenden, wie er in einem Interview mit der niederländischen Zeitung „De Telegraaf“ bekanntgab.

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Hatte es zunächst nach einem vollkommenen Rückzug geklungen, so ruderte Van Gaal später zurück. Er werde sich nun ein Jahr Auszeit nehmen, um danach zu entscheiden, ob er noch einmal zurückkehrt, sagte er in einem spanischen Radiointerview.

Zuletzt hatte der Niederländer bis zu seiner Entlassung im letzten Mai Manchester United trainiert. Danach habe er mehrere Angebote bekommen. Medien berichteten von einem 50-Millionen-Offert aus China, das van Gaal allerdings ausschlug. „Ich könnte dorthin gehen, aber ich bin immer noch hier“, sagte er der Zeitung.

Schicksalsschläge im engsten Umfeld

Der Grund für den nicht ganz unerwarteten Schritt sind nach eigenen Aussagen familiäre Probleme und Schicksalsschläge im engsten Umfeld van Gaals. „Es ist so viel in meiner Familie passiert, da wirst du dann auch als Mensch wieder auf den Boden der Tatsachen geholt“, erklärte der 65-Jährige, dessen Schwiegersohn im Vorjahr überraschend verstarb.

Louis van Gaal

APA/AFP/Paul Ellis

Nach seinem Rauswurf bei Manchester United schlug van Gaal ein 50-Millionen-Angebot aus China aus

Van Gaal ist einer der erfolgreichsten Trainer der vergangenen Jahrzehnte. Er trainierte unter anderen Ajax Amsterdam, den FC Barcelona, Bayern München und die niederländische Nationalmannschaft, die er bei der Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien auf Platz drei führte. Bei den Bayern ermöglichte er David Alaba das Pflichtspieldebüt in der Kampfmannschaft. Alaba kam am 10. Februar 2010 im DFB-Pokal-Viertelfinale gegen Greuther Fürth als bisher jüngster Bayern-Spieler mit 17 Jahren und 232 Tagen ab der 59. Minute zum Einsatz.

60 Prozent Siegesquote in der Champions League

Mit Ajax gewann er neben drei Meistertiteln (1994 bis 1996) und einem Cupsieg (1993) auch die UEFA Champions League, den UEFA Supercup und den Weltpokal (jeweils 1995) sowie den UEFA-Cup (1992). In der Königsklasse ist der als „Tulpengeneral“ bekannte van Gaal mit 60 Prozent Siegesquote noch immer der erfolgreichste Trainer - knapp vor dem früheren Bayern-Coach Josep Guardiola (59,8 Prozent).

Auch mit Barcelona (1998, 1999), Bayern (2010) und Alkmaar (2009) gewann er Meistertitel, mit Manchester 2016 den FA-Cup - sein größter Erfolg, wie er nun meinte. „Mein Kopf lag in der Guillotine, dahin gebracht von der englischen Presse. Unter diesen Umständen muss man sich erst treu bleiben und die Spieler anspornen.“

Ein Trainer, der stets polarisierte

Ursprünglich, so sagte es der Trainer jetzt, wollte er nach der WM 2014 schon aufhören. „Aber dann kam auf einmal noch England. Das war noch ein schönes Land, das nicht in meinem Lebenslauf stand“, sagte van Gaal, der sich einst als „Cäsar“ bezeichnete und bei all seinen Stationen stets so polarisierte, dass sich sein Umfeld in Freunde und Gegner spaltete.

In seiner Karriere schreckte van Gaal vor keinem Konflikt zurück. Er machte sich über Spieler lustig, indem er sich selbst auf den Rasen warf und eine Schwalbe imitierte. Er hielt emotionale Reden „an alle Muttis“ und hüpfte entfesselt über den Münchner Rathausbalkon.

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