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Dortmund trotzt dem Terror und verliert

Trotz einer couragierten Leistung steht Borussia Dortmund in der Champions League vor dem Viertelfinal-Aus. Keine 24 Stunden nach dem Anschlag auf den Mannschaftsbus unterlag das Team von Trainer Thomas Tuchel dem französischen Tabellenführer AS Monaco mit 2:3 (0:2). Für die Bewältigung des am Tag davor Erlebten blieb nur wenig Zeit, wofür es von Dortmunder Seite Kritik am Europäischen Fußballverband (UEFA) gab.

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Dortmunds Clubchef Hans-Joachim Watzke hatte vor Anpfiff die Signalwirkung der Partie betont. „Wir wollen zeigen, dass Terror und Hass unser Handeln niemals bestimmen dürfen“, meinte Watzke. Minuten später erklärte Trainer Thomas Tuchel, mit wortgewaltigen Ansagen nicht viel anfangen zu können. „Die Sache ist nicht vergessen oder verarbeitet“, betonte Tuchel vor dem Anpfiff. Er übte vor allem Kritik an der schnellen Neuansetzung der Partie.

Mit dem Kopf nicht beim Fußball

Nach dem Spiel wiederholte er diese. „Wir wurden überhaupt zu keiner Zeit gefragt. Die UEFA hat das in der Schweiz entschieden“, sagte Tuchel, der von einem „Gefühl der Ohnmacht“ sprach. „Wir hatten das Gefühl, dass wir behandelt wurden, als wäre eine Bierdose gegen den Bus geflogen.“ Europas Kontinentalverband wies die Vorwürfe zurück, dass Dortmund bei der Entscheidung übergangen worden sei. Man habe „niemals eine Information erhalten, die angedeutet hat, dass eines der Teams nicht spielen wollte“, teilte die UEFA mit.

Thomas Tuchel (BVB-Trainer)

APA/AP/Martin Meissner

Coach Tuchel nahm die UEFA in die Pflicht

Fakt blieb, dass den Dortmundern kaum Zeit für die Verarbeitung des schweren Angriffs auf die persönliche Integrität blieb. „Bis zum Anpfiff war bei mir alles im Kopf, nur kein Fußball“, sprach Mittelfeldspieler Nuri Sahin aus, was viele Betroffene dachten. „Ich weiß, dass der Fußball wichtig ist. Wir sind aber auch nur Menschen“, so der 28-jährige Familienvater.

Applaus nach Niederlage

Dortmund verschlief nach Anpfiff auch die Anfangsphase. Monaco verschoss einen Elfmeter, legte durch Jungstar Kylian Mbappe (19.) und ein Eigentor von Sven Bender (35.) aber bis zur Pause vor. Zum 1:3 traf erneut Mbappe (79.) nach einem Abwehrpatzer der Schwarz-Gelben. Tuchel haderte in seiner Spielanalyse: „Das erste Tor fällt aus einer Abseitsstellung heraus. Beim 0:2 wird Sven praktisch zum Eigentor gezwungen. Das dritte Gegentor bereiten wir selbst vor. Es ist einfach nicht so gut gelaufen für uns.“

Immerhin lebt nach Toren von Ousmane Dembele (57.) und Shinji Kagawa (84.) noch die Chance auf eine Wende im Fürstentum am Mittwoch. „Wir haben keine Lust, da auszuscheiden“, sagte Tuchel. Die Zuschauer in Dortmund quittierten die Leistung ihrer Mannschaft mit großem Beifall nach Schlusspfiff. Wohl nie zuvor war der Szenenapplaus nach einer Niederlage im eigenen Stadion derart groß.

Monacos Leistung nur Nebensache

In der gesamten Situation ging die Leistung Monacos unter. Die Monegassen stehen knapp davor, nach dem Rauswurf von Manchester City die nächste Überraschung zu schaffen. Der 18-jährige Mbappe entschied den Vergleich der französischen Jungstars mit dem ein Jahr älteren Dembele für sich.

Kylian Mbappe (Monaco)

APA/AFP/Sascha Schuermann

Monaco-Angreifer Mbappe ebnete mit zwei Treffern den Weg zum Sieg

Nach der Partie schildete der Angreifer, wie Monaco die Situation am Dienstagabend erlebt hatte. „Wir haben gehört, dass es eine Explosion gab. Wir waren besorgt, haben das Schlimmste befürchtet“, berichtete Mbappe. Er selbst habe versucht, Dembele telefonisch zu erreichen. Dieser habe ihm alles geschildert. „Es ist verunsichernd, aber wir sind Profis, wir müssen uns auf alles einstellen, auch unter extremsten Bedingungen“, sagte Mbappe.

Monacos Trainer Leonardo Jardim merkte an, dass medial das sportliche Geschehen in den Hintergrund gerückt sei. „Heute war die Vorbereitung auf das Spiel schwieriger. Gestern haben die Spieler ihre Familien und Freunde angerufen. Ihr Konzentrationslevel war nicht so hoch“, erklärte der Portugiese.

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