Herausforderer für Oracle gesucht
Vor Bermudas Hauptstadt Hamilton beginnt am Wochenende der Kampf um den 35. America’s Cup. Titelverteidiger und Favorit ist Oracle Team USA. Zum Auftakt sind aber erst einmal die fünf Herausforderer am Wort.
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Neuseeland, Großbritannien, Schweden, Frankreich und Japan treten im Louis-Vuitton-Cup an. Erstmals darf auch der Titelverteidiger mitsegeln, er ist aber schon fix für das Finale gesetzt. Die besten vier Herausforderer ziehen in die nächste Runde ein, die am 4. Juni beginnt. Die Halbfinal-Sieger kämpfen dann ab 10. Juni um das Recht, das US-Team im „Best of seven“-Duell um die älteste Sporttrophäe der Welt ab 17. Juni herausfordern zu dürfen.
Kampf um die begehrteste Trophäe des Jachtsports
Beim America’s Cup der Segler investieren die Teams mehr als 350 Millionen Euro, um die begehrteste Trophäe des Jachtsports zu gewinnen.
Allerdings wurde das Wetter gleich zu Beginn zum Spielverderber, starker Wind zwang die Veranstalter zur Verlegung der ersten Wettfahrten von Freitag auf Samstag. Ab dann sollen im Revier aber ideale Bedingungen herrschen.
Kleiner, aber noch schneller
Die Voraussetzungen sind jedenfalls spektakulär wie noch nie. Denn heuer wird zwar mit den kleinsten, dafür aber futuristischsten und dank „Foils“ schnellsten Booten der 166-jährigen Geschichte des America’s Cup gesegelt. Bis zu 20 Verstellknöpfe hat inzwischen alleine der Steuermann am Kommandostand.

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Die Boote sind anders als 2013, als noch riesige 72-Fuß-Katamerane eingesetzt wurden, nur noch 50 Fuß (15 m) lang. Dank starrer Flügelsegel und der immer effizienter werdenden „Foiling-Technologie“, bei der die Boote durch Unterwassertragflächen meterhoch aus dem Wasser gehoben werden und danach förmlich „dahinfliegen“, erreichen die immer noch 24 Meter hohen und zweieinhalb Tonnen schweren Katamarane unter den Passatwinden der Bermudas aber Geschwindigkeiten von 50 Knoten (rund 92 km/h).
„Wie Formel-1-Autos“
Womöglich fallen bei der „Segelfliegerei im Bermudadreieck“ sogar die 100 km/h. Insider halten das nach den Erfahrungen im Training durchaus für möglich. „Man hat uns jedenfalls eine unglaubliche Rennmaschine gebaut“, sagte Oracle-Steuermann James Spithill über seine „17“. „Das sind die schnellsten Boote der Welt. Wie Formel-1-Autos.“
Der Sport ist dadurch aber auch sehr gefährlich geworden. Nach dem tödlichen Unfall von Olympiasieger Andrew Simpson, der bei einem Trainingsunfall im Mai 2013 unter dem gekenterten Boot von Schwedens Artemis Racing ertrunken war, dürfen die Besatzungen nur noch mit Helmen, Schwimmwesten, Notmessern und Minibeatmungsgeräten auf das Wasser. Schon beim Vorbereitungstraining vor Bermuda gab es Überschläge und Kollisionen. Die Segler selbst sind mittlerweile Vollblutathleten. Sie sind die fittesten Segler in der Geschichte des seit 1851 ausgetragenen Cups um den „Auld Mug“.

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Oracle muss noch auf seinen Finalgegner warten
Spithill hat die USA 2010 und 2013 zum Sieg geführt. Der Australier ist trotz seiner erst 37 Jahre einer der erfolgreichsten Segler der Welt und wird wegen seiner aggressiven Vorstarttaktik „Pitbull“ genannt. Spithill weiß, dass Gefahr droht. „Wer immer es ins Finale schafft, ist kampferprobt. Das wird der Fight unseres Lebens“, prognostizierte er.
Ainslie beginnt mit zwei Punkten
Motiviertester Oracle-Gegner ist wohl Sir Ben Ainslie. 2013 hatte der vierfache Olympiasieger als Taktiker in Diensten von Oracle noch maßgeblichen Anteil daran, dass die Amerikaner in der Bucht von San Franzisco gegen Emirates Team New Zealand aus einem 1:8-Rückstand im Finale mit einer der größten Aufholjagden der Sportgeschichte noch einen 9:8-Sieg machten.

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Ainslie soll den Pokal endlich in die Heimat zurückbringen
Nun tritt Ainslie mit dem eigenen - englischen - Team Landrover BAR an. Großbritannien hat zwar einst den ersten Cup ausgetragen, die älteste Sporttrophäe der Welt aber noch nie gewonnen. Durch den Sieg in der vorgeschalteten World Series vor Oracle (ein Punkt) legt Ainslies Team mit zwei Bonuspunkten los. Ausgerechnet in einem britischen Überseegebiet soll der America’s Cup endlich gewonnen und dann in Portsmouth verteidigt werden. „Wir wollen den Cup ins Mutterland zurückholen“, äußerte Ainslie sein Ziel.
Neuseeland setzt auf Fußarbeit
Ähnliches haben freilich auch die Neuseeländer vor. Sie agieren auf ihrem Boot mit revolutionären Fußpedalen statt Handkurbeln und kamen als Letzte in Bermuda an, um das möglichst lange geheim zu halten. „Wir sind heiß darauf, den America’s Cup dahin zu bringen, wo er hingehört. Nach Neuseeland“, betonte der mit 26 Jahren jüngste Steuermann im Feld, Peter Burling.
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