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Das Tor für die nächste Generation

Lange war der America’s Cup eine Angelegenheit nur für erfahrene Segler. Heuer findet im Rahmen des Kampfes um die älteste Sporttrophäe der Welt zum zweiten Mal der Youth America’s Cups statt, bei dem die besten nationalen Jugendmannschaften mit Akteuren von 18 bis 24 Jahren im Konzert der Großen auftreten. Wie 2013 ist auch vor Bermuda ein österreichisches Syndikat am Start.

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War die Initiative vor vier Jahren in San Francisco ein privates Unternehmen, so ist das Candidate Sailing Team streng genommen das erste österreichische, das sich für den Cup qualifiziert hat. Der heimische Segelverband (OeSV) ist nun ebenso stark involviert wie die Doppelolympiasieger Roman Hagara und Hans Peter Steinacher, die dem Red Bull Youth America’s Cup als Direktoren vorstehen.

Das heimische Team besteht hauptsächlich aus Studenten. Steuermann der sechsköpfigen Crew ist der 21-jährige 470er-Segler Stefan Scharnagl aus Salzburg, der Skipper ist Lukas Höllwert. Das nunmehr mit einem sechsstelligen Budget ausgestattete Österreich-Projekt soll nachhaltig sein. Für 2018 ist die Teilnahme an der „Foiling Generation“ mit einem Event auf dem Tiroler Achensee geplant. Dort will man sich für das Weltfinale qualifizieren. Dafür werden zwar einige der jetzigen America’s Cupper schon zu alt sein, insgesamt will man aber das Candidate Sailing Team als Profisegelteam etablieren.

Kaum kleiner als das Original

Der Youth America’s Cup wird 2017 auf den gleichen AC45F-Katamaranen mit Foils und fixen Flügelriggs gesegelt, die sonst bei den „World Series“ Verwendung finden. Damit sind die 65 km/h schnellen Doppelrumpfboote der Nachwuchssegler nur noch knapp zehn Fuß (drei Meter) kleiner als die auf knapp 50 Fuß geschrumpften, neuen America’s-Cup-Prototypen.

Dadurch ist der Youth Cup noch mehr Leistungsschau und Rekrutierungsplattform in einem. „Der Youth Cup ist das Tor für die nächste Generation in den America’s Cup“, lobte Oracle-Steuermann Jimmy Spithill den Bewerb. „Er ist das, was College-Football für die NFL ist. Ein Nährboden für Talente“, sagte der Australier von Titelverteidiger Oracle USA. Aus Kostengründen wird aber überlegt, künftig den Nachwuchs auf 32-Fuß-Booten segeln zu lassen.

Trockentraining in der Halle

Das österreichische Projekt besteht erst seit rund einem Jahr. Die im Altersschnitt knapp unter 21-jährige Crew hat viel gemeinsam trainiert, fliegt aber nach letzten Tests vor Palma am 31. Mai als Außenseiter zur am 12. Juni beginnenden Ausscheidung, weil man mit dem Cup-Boot erstmals erst vor Bermuda in Berührung kommt. Trainiert wurde in Europa auf kleineren Booten. Vom Original hat man eine nachgezeichnete Folie des Bootsdecks erstellt, diese in einer Halle aufgelegt und so die wichtigsten Handgriffe und Laufwege simuliert.

Ob das reicht, um gegen die erfahrenen Besatzungen der großen America’s-Cup-Syndikate zu bestehen, wird sich zeigen. Zwölf Nachwuchsteams treten im Great Sound von Hamilton an, acht sind dann im Finale (20./21. Juni) mit dabei. Österreich segelt im Pool B gegen die Bermudas, Großbritannien, Neuseeland, Spanien und die USA. „Jeder Einzelne aus unserem Team hat in den letzten Monaten mehr gelernt als je zuvor“, betonte Scharnagl. Skipper Höllwert sagte: „Körperlich wie mental sind wir fit wie nie zuvor. Wir wollen als Außenseiter überraschen.“

Das wird freilich schwer. „Ohne Meer ist der Zugang zur Hochseeseglerei natürlich schwierig. Deshalb wird es wahnsinnig schwierig, denn die anderen Teams hatten und haben viel mehr Möglichkeiten. Sie sind sicher die Underdogs“, weiß etwa der Olympiadritte Thomas Zajac um die herausfordernde Ausgangslage. „Aber die Platzierung ist auch gar nicht so wichtig, Aus meiner Sicht ist das Projekt erfolgreich, wenn es langfristig ausgelegt ist.“

Österreichs Team für den Youth America’s Cup 2017: Lukas Höllwert (Skipper, UYC Wolfgangsee), Stefan Scharnagl (Steuermann/SC Mattsee), Helmut Schulz (Trimmer/UYC Wolfgangsee), Martin Neidhard (Trimmer/Kärntner YC Döbriach), Raphael Hussl (Trimmer/YC Achenkirchen), Matthäus Hofer (Trimmer/UYC Attersee). Ersatzmann: Konstantin Kobale (UYC Wörthersee). Boats Captain: Max Stelzl (UYC Attersee)

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