„Aufgeben hat er nicht gekannt“
Seine Karriere ist so außergewöhnlich verlaufen wie sein Leben. Hans Orsolics hat viel hinter sich - immense Höhen und Tiefen. Einst jüngster Europameister, hatte Österreichs gefeierter Boxheld danach auch mit schweren Alkoholproblemen, Schlägereien und insgesamt 14 Gefängnisaufenthalten zu kämpfen. Seine Popularität bei den Fans hat „Hansee“ aber nie eingebüßt. Am 14. Mai wurde er 70 Jahre alt.
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Orsolics-Kämpfe in der Wiener Stadthalle waren einst gesellschaftliche Pflichttermine. Bis zu 15.000 Menschen jubelten ihm zu. 42 seiner 53 Profikämpfe hat der gebürtige Burgenländer von 1965 bis 1974 gewonnen. Geblieben ist ihm von seinen EM-Titeln in zwei Gewichtsklassen wenig. Sein Geld war Orsolics schnell los, nach der Eröffnung eines Gasthauses in Wien und Auseinandersetzungen mit Gästen stand er wiederholt vor Gericht.

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In seiner Glanzzeit rissen sich Fernsehen, Radio und Zeitungen um Orsolics
Mittlerweile lebt Orsolics mit seiner Frau Roswitha in einer kleinen Wohnung in Wien-Meidling. Bei seiner Resozialisierung nach harten Jahren wurde er auch von ORF-Reporterlegende und Boxexperte Sigi Bergmann tatkräftig unterstützt. „Er war eines der größten Talente, die es zu seiner Zeit gegeben hat im Boxsport“, sagte Bergmann der APA über seinen langjährigen Freund, der bis zu seiner Pensionierung in der ORF-Druckerei in Wien arbeitete.
Mit Härte und Fleiß an die Spitze
Orsolics war noch mehr, er war ein Phänomen. In ärmsten Verhältnissen aufgewachsen, war er noch bis zu seinem ersten EM-Titelgewinn 1967 in Kaisermühlen als Rauchfangkehrer tätig. Nach getaner Arbeit lief der Kämpfer täglich in die Innenstadt, um dort noch drei Stunden zu trainieren. Niemand habe sich im Training so verausgabt, schilderte Bergmann. „Aufgeben hat er nicht gekannt.“ Mit 20 Jahren wurde Orsolics zum jüngsten Europameister im Superleichtgewicht, nach seinem Aufstieg ins Weltergewicht holte er sich auch dort den EM-Gürtel.
1970 war bereits ein WM-Kampf unterschrieben, ein vom Management aus wirtschaftlichen Überlegungen davor angesetzter, eigentlich unnötiger Testkampf gegen den gefürchteten US-Amerikaner Eddie Perkins endete mit einem folgenschweren K. o. - der Anfang vom Ende. „Glück hat er auf dem Gebiet nicht gehabt“, meinte Bergmann über die Beratung von Österreichs einst größtem Boxstar. Sein Geld gab Orsolics mit beiden Händen aus, lud oft ganze Kaffeehausrunden ein. Er war überall gerne gesehen, am Ende saß er auf einem Schuldenberg.
„Ein absoluter Superstar“
Diesen abzutragen half auch der Hit „Mei’ potschertes Leben“, der ihn 1986 sogar an die Spitze der Hitparade brachte. Die Marke Orsolics wirkt nach wie vor. „Er war in seiner Boxerzeit in Österreich ein absoluter Superstar“, sagte Bergmann, der auch für die 2007 erschienene Biografie „Orsolics Hansi k. o.: Triumphe und Leiden eines Boxers“ verantwortlich zeichnet.

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Sigi Bergmann, Hans Orsolics und Karls Schranz feierten im Marchfelderhof
Sein Leben meistert Orsolics mittlerweile mit Bravour. Der Alkoholentzug vor 30 Jahren war erfolgreich. Krankheiten als Spätfolgen der Karriere, wie sie auch andere Boxgrößen ertragen mussten, bedingen aber nur noch spärliche öffentliche Auftritte. Bei seiner Geburtstagsfeier im Marchfelderhof machten ihm allerdings unter anderen Sportgrößen wie Karl Schranz die Aufwartung.
Auch wenn seine Wohnung mit 36 Quadratmetern kurioserweise genau die Größe eines Ringes aufweist - mit Boxen beschäftigt sich Orsolics nur noch am Rande.
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