Keine Spur von Enttäuschung
Österreichs Fußballerinnen sind am Freitagabend in Wien auf dem Rathausplatz von etwa 1.000 Fans begeistert empfangen worden. Nach dem Sensationslauf bis ins Semifinale bei der EM in den Niederlanden erhielten alle Beteiligten des erfolgreichen ÖFB-Teams Ehrengeschenke und viel Applaus. Das bittere Ausscheiden im Elfmeterschießen gegen Dänemark vom Vortag trübte die Freude über das Erreichte nicht.
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„Wir waren vielleicht gestern ganz kurz enttäuscht, aber schon heute genießen wir es in vollen Zügen“, meinte Erfolgstrainer Dominik Thalhammer, der als letzter Akteur des Teams des Österreichischen Fußballbundes (ÖFB) die Bühne betrat. Die ausgelassene Stimmung, die bereits auf dem Flug von Rotterdam nach Wien vorherrschte, setzte sich auch in den Abendstunden fort. Zu den Klängen von Lorenz Büffels Mallorca-Schlager „Johnny Däpp“, der in den Niederlanden zum Teamsong geworden war, sangen und tanzten die Spielerinnen ausgelassen auf dem Podium.

APA/Georg Hochmuth
Der Freitag war für die Österreicherinnen trotz des EM-Ausscheidens am Vortag ein Jubeltag
Unglaubliche Entwicklung
„Es ist unglaublich, dass der Frauen-Fußball mittlerweile in der Gesellschaft angekommen ist“, freute sich Kapitänin Viktoria Schnaderbeck. „Das macht mich und die ganze Mannschaft unglaublich stolz, denn das war nicht immer so.“ ÖFB-Präsident Leo Windtner sprach von einem historischen Meilenstein. „Der Hype, den sie ausgelöst haben, die Erfolge, die von unseren ‚Girls‘ erzwungen wurden, die haben dem österreichischen Fußball eine zweite Seele eingehaucht.“
Zuvor hatten Wiens Stadträtin Renate Brauner (SPÖ) und ÖVP-Vizekanzler Wolfgang Brandstetter die Leistungen gewürdigt. „Unsere Damen haben mit ihrer großartigen Leistung für den Gedanken der Gleichberechtigung der Frauen in den Köpfen der Bevölkerung - vor allem in den Köpfen der Männer - vielleicht mehr erreicht, als wir mit all unseren Gesetzen erreichen können“, sagte Brandstetter.
Ehrung der ÖFB-Frauen in Wien
Nach dem Elferschießen im EM-Halbfinale gegen Dänemark war die Enttäuschung groß. Dennoch wurde das ÖFB-Frauen-Team nach der Rückkehr auf dem Wiener Rathausplatz bejubelt.
Nach ihrem dritten Platz beim EM-Debüt bekamen die Spielerinnen eine Geschenkbox. Zusätzlich wollte sich Brandstetter gemeinsam mit Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) etwas Besonderes überlegt haben: Tickets für den Snowboard-Weltcup auf dem Ötscher im Jänner 2018. „Ich hoffe, Sie haben eine Freude damit“, meinte Brandstetter.
Per Partyflieger in die Heimat
Bereits am Nachmittag war die Chartermaschine von Rotterdam nach Wien-Schwechat zum Partyflieger umfunktioniert worden. Die Discokugel, die schon während des Turniers mehrmals gute Dienste geleistet hatte, war über den Wolken in Betrieb. Lautstark sangen die besonders gut gelaunte Verena Aschauer und Co. „Johnny Däpp“, „Holland ist nur einmal im Jahr“ und weitere Hits.
„Man hat natürlich die Niederlage noch im Hinterkopf, es überwiegt aber die Freude über das tolle Turnier“, sagte Torfrau Manuela Zinsberger. Nach der Landung wurden die ÖFB-Heldinnen von heimischer Politprominenz bereits auf dem Rollfeld empfangen. Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ), Vizekanzler Brandstetter, Mikl-Leitner, Frauenministerin Pamela Rendi-Wagner und Sportminister Hans Peter Doskozil (beide SPÖ) überbrachten dem Team nicht nur Glückwünsche, sondern auch einen Teller als Geschenk.
„Sie haben uns gratuliert und sich bedankt dafür, dass wir mit unseren guten Leistungen auch die Bevölkerung begeistert haben“, sagte ÖFB-Rekordtorschützin Nina Burger. Auf dem Weg in die Gepäckshalle wurde lautstark weitergefeiert, getanzt und gesungen. Das auch einige Zeit später in der Ankunftshalle, in der mehr als 100 Fans gewartet hatten. Zahlreiche Selfie- und Autogrammwünsche wurden gerne erfüllt. Zwischendurch wurde die Polonaise getanzt, Unbeteiligte staunten nicht schlecht.
„Es ist einfach nur schön“
„Es ist ein Wahnsinn, welchen Hype wir ausgelöst haben. Wenn mir das jemand vor der EM gesagt hätte, hätte ich das nicht geglaubt. Es ist einfach unbeschreiblich“, sagte Zinsberger. Begeistert war auch Carina Wenninger. „Es ist unglaublich, so empfangen zu werden, es ist einfach nur schön“, betonte die Bayern-Legionärin, die den Sensationserfolg noch nicht realisiert hat.
Nach dem großer Empfang auf dem Rathausplatz, wo am Donnerstag 12.000 Menschen via Public Viewing das Halbfinale verfolgt hatten, wollte das Team geschlossen feiern gehen. „Heute sind, glaube ich, alle voll dabei“, sagte Mittelfeldspielerin Sarah Zadrazil. Vorne weg wird Zinsberger gehen. „Ich gebe den Takt beim Feiern an“, so die Torfrau. „Heute dürfen wir es richtig genießen.“
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