Themenüberblick

Austria sieht Trendwende

Das 2:2 im 322. Wiener Derby hat am Sonntag nur einen Club zufriedengestellt. Während Rapid im Allianz Stadion einem sicher geglaubten Sieg nachtrauerte, bejubelte man im Lager der Austria den Punktegewinn als Erfolg und ortete nach dem verpatzten Saisonstart eine Trendwende.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Die Aufholjagd nach dem 0:2-Rückstand erfüllte „Veilchen“-Trainer Thorsten Fink mit großer Genugtuung. „Für uns ist das wie ein gefühlter Sieg“, sagte der Deutsche. Das Resümee von Rapid-Coach Goran Djuricin hörte sich schon anders an: „Ich fühle mich so, als ob wir 0:3 verloren hätten.“

Austria holt 0:2 im Derby auf

Rapid und die Austria haben sich am Sonntag in der dritten Bundesliga-Runde nach einem hektischen Wiener Derby die Punkte geteilt, obwohl die Hütteldorfer im Allianz Stadion bereits mit 2:0 geführt hatten.

Rapid bricht im Finish erneut ein

Seine Mannschaft verschenkte wie schon beim 2:2 zum Ligaauftakt gegen Mattersburg vor zwei Wochen vor Heimpublikum einen 2:0-Vorsprung. In der vergangenen Runde wurde es für Rapid beim 4:1 in St. Pölten ebenfalls brenzlig, als die Niederösterreicher zwischenzeitlich auf 1:2 herankamen.

„Darüber müssen wir reden, ich habe keine Ahnung, was da in der Mannschaft vorgeht. Wir werden daran arbeiten, dass wir ruhiger werden“, sagte Djuricin. Mit mangelnder Fitness seien die regelmäßigen Einbrüche im Finish nicht zu erklären, beteuerte der Wiener. „Das ist das Mentale. Wenn du 2:0 führst und dann das 2:2 bekommst, gehst du ein“, so Djuricin.

Sonderlob für Prokop von allen Seiten

Vielmehr sei das Erstarken der Austria auf die Einwechslung von Dominik Prokop zurückzuführen. Der 20-Jährige erzielte den Anschlusstreffer und holte den von Raphael Holzhauser zum Ausgleich verwandelten Elfmeter heraus. „Er hat uns große Probleme gemacht“, gab Djuricin zu.

Stefan Schwab, Mario Sonnleitner (Rapid) gegen Dominik Prokop (A.Wien)

GEPA/Walter Luger

Mit dem Anschlusstreffer zum 1:2 leitete Dominik Prokop in der 73. Minute die Austria-Aufholjagd ein

Fink bezeichnete Prokop als „Riesentalent“. „Er hat genau das gemacht, was ich von ihm verlange und was er immer im Training zeigt.“ Der Offensivspieler hofft nach seinem gelungenen Auftritt auf mehr Einsatzzeit. „Vielleicht ist das ein Bonus für die nächsten Wochen. Ich würde gerne mehr spielen und probiere, mich in den Matches und Trainings aufzudrängen. Es wird schon einmal klappen“, sagte Prokop.

Für den Youngster gab es Sonderlob von Holzhauser. „Er hat mit seinen schnellen Bewegungen den Unterschied ausgemacht“, erklärte der Mittelfeldspieler, der schon zum zweiten Mal im Allianz Stadion einen Elfmeter souverän einschoss. „Ich fühle mich einfach sicher vom Punkt und habe da auch das Vertrauen der Mannschaft.“

Holzhauser und Hofmann im Clinch

Holzhauser stand aber noch aus einem anderen Grund im Mittelpunkt. Als er sich in der Schlussphase bei der Ausführung eines Eckballs Zeit ließ, flogen wie schon davor Gegenstände aufs Spielfeld, weshalb Schiedsrichter Alexander Harkam die Spieler für einige Minuten in die Kabine schickte. Zudem brachte Holzhauser mit seiner Verzögerungstaktik auch den nur wenige Meter von ihm entfernten Rapid-Ersatzspieler Steffen Hofmann zur Weißglut.


Raphael Holzhauser (A.Wien), Steffen Hofmann (Rapid) und Schiedsrichter Alexander Harkam

GEPA/Christian Ort

Raphael Holzhauser erzürnte Steffen Hofmann und die Rapid-Anhänger

Dessen wilde Gestik amüsierte den 24-Jährigen. „Ich habe schon geglaubt, der Steffen schießt den Ball selbst“, witzelte Holzhauser. Weniger zum Lachen war Louis Schaub zumute. „Wenn man provoziert, braucht man sich nicht zu wundern, wenn einmal ein Feuerzeug geflogen kommt“, sagte der grün-weiße Doppeltorschütze. „Mir wäre es lieber gewesen, ich hätte kein Tor geschossen und wir hätten gewonnen.“

Allianz Stadion keine gute Derby-Heimstätte

So aber hält Rapid nach drei Derbys im neuen Stadion bei zwei Niederlagen und einem Unentschieden und liegt mit fünf Zählern aus drei Partien auf Platz vier. Die Austria ist nach dem ersten Punktegewinn in dieser Saison Vorletzter, blickt aber optimistisch in die Zukunft. „Die letzten Wochen haben an uns genagt, aber mit diesem Spiel haben wir das abgelegt. Ab Samstag (Anm.: Heimspiel gegen den LASK) sehen wir wieder die Mannschaft, die wir in den letzten zwei Jahren gesehen haben“, kündigte Fink an.

Ähnlich äußerte sich Holzhauser. „Wir sind charakterlich top, die Mannschaft und das Trainerteam funktionieren. Und es kommt von Woche zu Woche Spritzigkeit dazu. Spätestens gegen Osijek sind wir topfit.“ Gegen den kroatischen Club kämpfen die Violetten am 17. August auswärts und am 24. August voraussichtlich in St. Pölten um den Einzug in die Europa-League-Gruppenphase. Laut Holzhauser handelt es sich dabei um die „Spiele des Jahres“.

Links: