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Holzhauser treibt Hofmann zur Weißglut

Die tipico-Bundesliga hat nach den Vorfällen im 322. Wiener Derby am Sonntag zwischen Rapid und Austria (2:2) ein „verbandsinternes Verfahren“ eingeleitet. Das teilte die Liga am Montagabend mit. Aktuell würden Berichte eingeholt werden, um die Geschehnisse aufzuarbeiten, so die Bundesliga. Bereits zuvor hatte die Austria nicht nur wegen der Ausschreitungen Konsequenzen gefordert.

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Die Violetten ärgerten besonders auch „deplatzierte“ Aussagen aus dem Rapid-Lager nach dem Spiel. „Aussagen wie jene von den Rapid-Spielern sind meines Erachtens sehr gefährlich, denn damit unterstützen sie das Verhalten ihrer Fans, und das fördert bei der nächstbesten Szene regelrecht einen Spielabbruch“, sagte Sportdirektor Franz Wohlfahrt in einer Stellungnahme.

Grün-Weißer Block sorgt für Unterbrechung

Schiedsrichter Alexander Harkam hatte die Partie in der 87. Minute beim Stand von 2:2 unterbrochen, nachdem Anhänger aus dem Block der Grün-Weißen bei einem Austria-Eckball Gegenstände auf das Spielfeld geworfen hatten. Auch nach einer kurzen Abkühlphase war die Stimmung weiter aufgeheizt. Als Raphael Holzhauser unmittelbar nach Wiederbeginn die Ausführung des Corners vor dem Rapid-Fansektor verzögerte, wurde er von Ersatzspieler- und Rapid-Ikone Steffen Hofmann wild gestikulierend dazu aufgefordert.

Austria holt 0:2 im Derby auf

Rapid und die Austria haben sich am Sonntag in der dritten Bundesliga-Runde nach einem hektischen Wiener Derby die Punkte geteilt, obwohl die Hütteldorfer im Allianz Stadion bereits mit 2:0 geführt hatten.

Hofmann verhöhnt Holzhauser

Der 36-Jährige verhöhnte den Austrianer als weinerlich und drückte ihm erzürnt den Ball in die Hand. Sein Verhalten sei laut Austria-Aussendung „mit Sicherheit nicht gerade deeskalierend“ gewesen. Schiedsrichter Harkam gestand nach der Partie gegenüber einem österreichischen Abo-TV-Sender, dass er nur deshalb von einer fälligen Verwarnung Hofmanns absah, um laut eigenen Angaben eine weitere Eskalation der Lage zu vermeiden.

Raphael Holzhauser (A.Wien) und Steffen Hofmann (Rapid)

APA/Herbert Neubauer

Holzhauser trieb Rapid-Ikone Hofmann vor der Ausführung eines Eckballs zur Weißglut

„Regeltechnisch hätte ich den Spieler Hofmann mit Gelb verwarnen müssen. Warum ich das nicht gemacht habe, kann ich frei von der Leber weg sagen. Ich wollte die Situation so lösen, dass wir weiterspielen können. Mit einer Verwarnung hätte ich noch mehr Öl ins Feuer gegossen“, sagte der Unparteiische über die Szene. Mehr als fragwürdig war aus Austria-Sicht auch das Verhalten eines Ordners, der Holzhauser vor der Ausführung des Eckballs „verbal aggressiv attackierte“.

„Vom Opfer zum Täter gemacht“

Dass Holzhauser aus grün-weißer Sicht nach dem Spiel als Schuldiger für die Tumulte ausgemacht wurde, sorgte bei den Violetten für Stirnrunzeln. „Man muss sehr vorsichtig sein, denn am Sonntag wurde Raphael Holzhauser vom Opfer zum Täter gemacht, und das werden wir nicht akzeptieren“, sagte Vorstand Markus Kraetschmer. Kraetschmer hielt fest, dass die Mehrheit der Rapid-Anhänger mit Gewalt nichts am Hut habe. Eine kleine Gruppe könne aber alles zum Kippen bringen.

Deutlicher wurde Austrias Sportdirektor Wohlfahrt. „Wir befinden uns dann in einem Bereich, wo wir uns nicht wundern dürfen, wenn wirklich etwas Schwerwiegendes passiert“, sagte der Ex-Teamtorhüter, der auch die Liga in die Pflicht nahm: „Da ist natürlich auch die Bundesliga gefragt. Würde das in einem UEFA-Bewerbsspiel passieren, dann gibt es mit Sicherheit eine Sektor- oder Stadionsperre.“

„In Wahrheit ist nichts passiert“

Sauer stießen den Violetten besonders die nach dem Spiel getätigten Aussagen einiger Rapid-Spieler auf. „Das ist halt das Derby, da geht es um viel. Es ist keiner verletzt worden, es hat sich keiner wehgetan. In Wahrheit ist nichts passiert“, spielte Mario Sonnleitner die Vorfälle herunter. Und auch Louis Schaub verteidigte die eigenen Fans. „Es ist immer das Gleiche. Wenn man es provoziert von den Fans, darf man sich nicht wundern, wenn dann mal ein Feuerzeug fliegt“, sagte der Doppeltorschütze.

Mehr oder weniger den Kopf in den Sand steckte Rapid-Trainer Goran Djuricin, der sich zur Spielunterbrechung überhaupt gar nicht äußern wollte. „Ich habe nicht gesehen, was passiert ist. Und es interessiert mich nicht“, sagte der 42-Jährige im ORF-Interview, um weniger später doch noch ein Lanze für die eigenen Fans zu brechen. „Das sind die Emotionen, das sind Fans. Wir leben von den Fans, und so was passiert halt im Fußball leider auch“, betonte Djuricin.

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