Befreiung und Genugtuung bei Spielern
Nicht selten in dieser WM-Qualifikation sind Österreichs Nationalspieler mit hängenden Köpfen vom Platz gegangen. Oft mussten sie mit vergebenen Chancen und Genickschlägen in Form von vermeidbaren Gegentoren hadern. Umso befreiender war der 3:2-Heimsieg über Serbien am Freitag im Wiener Ernst-Happel-Stadion. „Wir haben Charakter gezeigt“, sagte Marko Arnautovic, Torschütze zum 2:1 und einer der Besten auf dem Platz.
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Ausnahmslos nach jedem Match in dieser Quali - egal ob Sieg, Niederlage oder Remis - hatte der England-Legionär vehement seinen Standpunkt vertreten, dass man die bessere Mannschaft gewesen sei. Auch diesmal blieb Arnautovic bei dieser Einschätzung. Nur habe man gegen die Serben eben auch einmal das Spielglück auf seiner Seite gehabt. „Wir haben mehr als verdient gewonnen, trotz der ganzen Kritik an uns in der letzten Zeit“, betonte er nochmals das Bestehen des mannschaftlichen Charaktertests.

APA/Robert Jaeger
Arnautovic war nicht nur wegen seines Treffers einer der Matchwinner
Für Serbien war es um das Fixieren der WM-Teilnahme gegangen. Das muss der Tabellenführer in Gruppe D nun im abschließenden Heimspiel gegen Georgien nachholen. Für die Österreicher war es neben Punkten für die Setzung in der Nations-League-Premiere 2018 in erster Linie um die Ehre gegangen. Und um einen versöhnlichen Abschied für Marcel Koller von den Fans in Wien. „Wir sind froh, dass wir ihm etwas zurückgeben konnten von dem, was er für uns und für Österreich geleistet hat“, so Arnautovic über Koller.
Rot-weiß-rote „Partycrasher“
Dass er die Nichtverlängerung des Vertrages mit dem Schweizer für einen Fehler hält, betonte der West-Ham-Spieler zum wiederholten Male. „Aber was soll ich noch sagen, uns fragt keiner, das ist der Fehler“, richtete Arnautovic den Entscheidungsträgern im Österreichischen Fußballbund (ÖFB) aus. „Er ist bis zur letzten Sekunde hundertprozentig Profi und voll motiviert“, berichtete er vom ungebrochenen Elan Kollers in Training und Match. „Er hat uns gegen Serbien perfekt eingestellt und wird es in Moldawien tun.“
Abwehrchef Aleksandar Dragovic hat wie Arnautovic serbische Wurzeln und machte wie der Teamkollege kein Geheimnis daraus, dass er den Serben nun am Montag die Daumen drücken wird. „Schön, dass wir endlich mal gegen sie gewinnen konnten. Aber ich hoffe natürlich trotzdem, dass sie zur WM fahren“, sagte der Leicester-Legionär. „Wir haben ihnen heute die Party vermasselt, das war wichtig“, meinte Dragovic mit einem Schmunzeln. „Für uns war es halt zu spät. Aber unser Blick geht nach vorne.“

GEPA/Philipp Brem
Dragovic lieferte seine klar beste Leistung in dieser WM-Qualifikation ab
Auch Dragovic legte sich erneut für Koller ins Zeug: „Man hat gesehen, dass Herr Koller ein super Trainer ist. Er ist nicht schuld, dass wir ausgeschieden sind. Wir sind schuld, weil wir die Leistung nicht gebracht haben.“ Was man bisher in der WM-Quali nicht zusammengebracht hatte und zum Beispiel die Serben in Perfektion vorgezeigt hatten, gelang den Österreichern diesmal aber. „Wir haben zu den richtigen Zeitpunkten die Tore geschossen“, so Dragovic. „Wir haben Moral bewiesen“, ergänzte Maximilian Wöber, der auf der linken Abwehrseite ein solides Teamdebüt gab.
Versprechen für die Zukunft
Überhaupt lieferte die abgesehen von Dragovic international unerfahrene Viererkette ein Versprechen für die Zukunft ab. Wie Wöber und Kevin Danso (beide 19 Jahre alt) überzeugte Moritz Bauer (25 Jahre, aber erst zwei Länderspiele) auf der rechten Seite mit Laufarbeit, Übersicht, Nervenstärke und gefährlichen Offensivaktionen. „Richtig cool“, sagte Wöber über sein erstes Mal im Teamdress vor 42.000 Zuschauern, davon etwa zwei Drittel Serben. Das war es auch für Wöbers Ex-Rapid-Kollegen Louis Schaub (22 Jahre), der sich nach Einwechslung über das Siegestor freute.
ÖFB-Erfolg gegen Serbien
Im vorletzten Qualispiel von Marcel Koller besiegt Österreich Serbien.
„Es war als Flanke gedacht“, gab Mittelfeldspieler Schaub gerne zu, dass er Arnautovic in der Mitte anspielen wollte. Da dieser aber an der Hereingabe knapp vorbelief, ging das späte 3:2 (89.) auf Schaubs Konto. „Das war die richtige Antwort auf das ganze Rundherum in dieser Woche“, so Schaub. „Es ist ja um alles gegangen außer um uns. Ich glaube nicht, dass wir das verdient haben. Wir haben oft gut gespielt und unglücklich verloren oder Unentschieden gespielt“, fügte er hinzu. „Umso wichtiger und schöner ist der Sieg heute.“
Und weil es ein Abend im Zeichen der Erleichterung, Befreiung und Genugtuung war, gehörte auch Guido Burgstaller eine Hauptrolle im besten Heimspiel der Österreicher seit der Quali für die EM 2016. „Groß war er“, sagte der Schalke-Legionär auf die Frage nach dem Stein, der ihm nach seinem erste Tor in Nationalteam zum 1:1 (25.) vom Herzen fiel. „Es ist Zeit gewesen. Den muss ich reinschießen, und ich bin sehr froh, dass es geklappt hat. Jeder hat sich heute sehr gefreut, weil wir voll auf Sieg eingestellt waren“, so Burgstaller.
WM-Qualifikation, Gruppe D
Freitag:
Österreich - Serbien 3:2 (1:1)
Wien, Ernst-Happel-Stadion, 42.400 Zuschauer, SR Kralovec (CZE)
Torfolge:
0:1 Milivojevic (11.)
1:1 Burgstaller (25.)
2:1 Arnautovic (76.)
2:2 Matic (83.)
3:2 Schaub (89.)
Österreich: Lindner - Bauer, Danso, Dragovic, Wöber - Grillitsch (77./Lazaro), Baumgartlinger, Ilsanker, Kainz (61./Schaub) - Arnautovic, Burgstaller (82./Gregoritsch)
Serbien: Stojkovic - Ivanovic, Nastasic, S. Mitrovic - Rukavina (69./Ljajic), Milivojevic, Matic, Kolarov - Tadic, A. Mitrovic, Gacinovic (87./Prijovic)
Gelbe Karten: Ilsanker, Wöber, Burgstaller, Bauer, Dragovic bzw. keine
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Harald Hofstetter, ORF.at