Erfolge pflasterten seinen Weg
Am Dienstag jährt sich der Todestag von Österreichs erfolgreichstem Trainer zum 25. Mal. Am 14. November 1992 verlor Ernst Happel den Kampf gegen den Krebs. Das erste Länderspiel von Franco Foda als Teamchef der österreichischen Nationalmannschaft gegen Uruguay (20.45 Uhr live in ORF eins) steht daher auch ganz im Zeichen seines Vorgängers.
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Der Österreichische Fußballbund (ÖFB) nimmt das Debüt von Foda zum Anlass, der vielleicht berühmtesten Persönlichkeit in jenem Stadion, das seit 1992 nach ihr benannt ist, zu gedenken und sie zu würdigen. So wird unter anderem ein Film über das Leben des Ausnahmetrainers über die Videowall des Stadions ausgestrahlt. Außerdem gibt es ein Interview mit seiner Enkelin Christina Happel, die auch den Ehrenanstoß vornehmen wird.
25. Todestag von Ernst Happel
Er ist einer der größten Vertreter von „Fußball-Österreich“: Ernst Happel. 27 Titel hat er als Spieler und Trainer gewonnen, nun jährt sich sein Todestag zum 25. Mal.
„Der erste menschliche Schleifer“
Ihr Großvater zählte in seinen Glanzzeiten als Spieler zur erweiterten Weltklasse. Happel, der 20 Jahre bei Rapid verteidigte, war Teil jenes Teams, das 1954 bei der Weltmeisterschaft Platz drei belegte. Zur Legende wurde Happel, der im 67. Lebensjahr verstarb, aber erst als Coach. Vor allem in den 1970er und 1980er Jahren erarbeitete sich Happel den Ruf eines absoluten Spitzentrainers, der von Erfolg zu Erfolg eilte - und das mit einer äußerst knorrigen Art.

APA/dpa/Frank Leonhardt
Zigaretten und Erfolge: So kannten die Fußballfans Ernst Happel
In seiner gesamten Karriere, egal ob als Spieler oder Coach, war der Wiener Vergnügungen abseits des Platzes alles andere als abgeneigt, als Trainer führte er aber ein strenges Regiment. Er achtete stets auf den Zapfenstreich, duldete Widerspruch nur äußerst ungern und galt nicht gerade als Betreuer mit außergewöhnlichem Einfühlungsvermögen. Trotzdem bezeichnete etwa Günther Netzer, der gemeinsam mit Happel den Hamburger SV zur Weltspitze führte, den Trainer als „ersten menschlichen Schleifer, den ich in meinem Leben getroffen habe“.
Vielleicht gerade deshalb war Happel ein Garant für Triumphe. Er nahm Anleihen am damals revolutionären niederländischen „Totaalvoetbal“ und gilt als Wegbereiter der Abseitsfalle. Pressing spielten seine Mannschaften schon Ende der 1960er Jahre. Auch aus diesem Grund reicht sein Einfluss bis in die heutige Zeit. Happel wurde im Zusammenhang mit seinen taktischen Ideen, aber auch mit seinem oft einsilbigem Auftreten zum Trainervorbild für viele seiner ehemaligen Spieler. „Alles, was Happel sagt, ist für mich ein Evangelium“, sagte etwa Franz Beckenbauer, der von 1980 bis 1982 unter Happel beim HSV spielte.
Exzentriker als Spieler
Begonnen hat alles bei Rapid, wo er bereits als 13-Jähriger landete. Mit den Hütteldorfern schaffte Happel als Spieler sechs Meistertitel, einen Cupsieg und 1951 den Erfolg im damals prestigeträchtigen Zentropacup, mit der Nationalmannschaft 51 Länderspiele sowie die WM-Teilnahmen 1954 (Rang drei) und 1958. Unvergessen sind seine drei Tore zum 3:1-Heimsieg gegen Real Madrid im Meistercup. 1959 ließ er nach einem eineinhalbjährigen Intermezzo bei Racing Club Paris seine Karriere bei Rapid ausklingen.

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Mit Horst Hrubesch (l.) und dem HSV kletterte Happel bis an die Europaspitze
Der Spieler Happel hätte den Trainer Happel wohl zur Weißglut gebracht. Als „Stopper“ gönnte sich der begeisterte Kartenspieler und Casinobesucher regelmäßig Ausflüge in die Offensive, brachte als letzter Mann den Ball auch gern mit dem Hintern unter Kontrolle oder prüfte seinen Goalie und engen Freund Walter Zeman mit Schüssen aufs eigene Tor.
18 Titel als Trainer
Nach 20 Jahren als Spieler übernahm Happel, der wegen seiner Ähnlichkeit zu einem türkischen Schauspieler von seinen Freunden „Aschyl“ gerufen wurde, 1959 bei Rapid das Amt des Sektionsleiters. Ein Jahr später wurden die Grün-Weißen Meister, wieder ein Jahr darauf gewannen sie den Cup und drangen im Europapokal der Meister bis ins Semifinale vor. Schon damals predigte Happel den Offensivfußball: „Mir ist ein 5:4 lieber als ein 1:0“, sagte Happel einmal über seine Philosophie.
Mit Happels Engagement bei ADO Den Haag von 1962 bis 1968 nahm seine Trainerkarriere so richtig Fahrt auf. Es folgten Stationen bei Feyenoord (1968 - 1973), FC Sevilla (1973 - 1974), Club Brügge (1974 - 1978), dem Nationalteam der Niederlande (1978), Harelbeke (1979), Standard Lüttich (1979 - 1981), Hamburger SV (1981 - 1987) und FC Tirol (1987 - 1991). Am Ende seiner Clublaufbahn hielt Happel bei damals weltweit unerreichten 18 Titelgewinnen.
Dazu zählten Triumphe im Meistercup, den der Wiener 1970 mit Feyenoord und Franz Hasil und 13 Jahre später 1983 mit dem HSV gewann, zwei Meistertitel in den Niederlanden mit Feyenoord, drei Meistertitel in Belgien mit Brügge, zwei Meistertitel in Deutschland und zwei in Österreich. 1970 gewann er mit Feyenoord zusätzlich zum Meistercup auch den Weltcup. Happel beschrieb Fußball als Improvisation, Instinkt und Fantasie: „Dieser Beruf verlangt Naturbegabung. Wissenschaftlich kann man ihn nicht erlernen.“

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Als ÖFB-Teamchef mobilisierte Happel noch einmal alle Kräfte
Stange verhindert WM-Titel
Bei der Weltmeisterschaft 1978 wäre Happel zudem seinem Spitznamen „Wödmasta“ beinahe gerecht geworden. Als Teamchef der Niederlande musste sich der Erfolgstrainer im Finale Gastgeber Argentinien mit 1:3 geschlagen geben. Rob Rensenbrink traf damals beim Stand von 1:1 kurz vor Ende der regulären Spielzeit nur die Stange. Die Südamerikaner setzten sich schließlich in der Verlängerung dank Mario Kempes durch und die WM-Krone auf.
Sein zweites Teamchefengagement und gleichzeitig seine letzte Tätigkeit als Trainer führte Happel mit Jahresbeginn 1992 zum ÖFB. Mit dem Nationalteam brachte er es in neun Länderspielen auf zwei Siege, drei Remis und vier Niederlagen und legte den Grundstein für die spätere erfolgreiche Qualifikation für die WM 1998. Am 14. November verstarb Happel in der Innsbrucker Universitätsklinik wenige Tage vor seinem 67. Geburtstag. Das letzte Spiel auf der Bank erlebte der von einer Krebserkrankung schon schwer gezeichnete lebenslange Raucher am 28. Oktober 1992 beim 5:2 in der WM-Qualifikation gegen Israel - in jenem Stadion, das seither seinen Namen trägt.
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