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Oberstdorf eine seiner Lieblingsschanzen

Weltrekordhalter Stefan Kraft versucht, in Oberstdorf in die Erfolgsspur zurückzufinden, und will dort am Wochenende im Kampf um die Skiflug-WM-Medaillen mitmischen. Der am Kulm neuntplatzierte Doppelweltmeister setzt wenige Wochen vor Olympia darauf, dass er wie schon öfter erst um diese Jahreszeit zur absoluten Topform aufläuft.

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„Vor zwei Jahren habe ich auch herumgeeiert davor, dann ist die WM gekommen mit zweimal Bronze. Ab dann habe ich einen richtigen Lauf gekriegt“, meinte Kraft und schöpft Zuversicht aus der Vergangenheit. „Wir haben erst die Hälfte der Saison, und ich bin immer erst so richtig im Jänner, Februar in Schuss gekommen.“ Außerdem sei die WM-Schanze eine seiner liebsten. „Oberstdorf ist ein Ort, wo ich immer gerne hinfahre. Letztes Jahr bin ich perfekt zurechtgekommen“, betonte Kraft im ORF-Interview.

2017 beide Weltcups in Oberstdorf gewonnen

Im Vorjahr hatte er auf der umgebauten Heini-Klopfer-Schanze (HS 235 m) beide Skiflug-Weltcups gewonnen und im März nach seinem WM-Double auch noch in Vikersund den Weltrekord (253,5 m) verbessert. Von solchen Glanztaten war er im bisherigen Winter jedoch zumeist ein gutes Stück entfernt. Drei dritte Plätze sind seine bisherige Ausbeute.

Stefan Kraft

GEPA/Florian Ertl

In Oberstdorf feierte Kraft vier seiner insgesamt zwölf Weltcup-Siege, 2017 gewann er gleich beide Bewerbe

Bei der WM will er nun aber die verlorene Unbeschwertheit wiedererlangen. „Ich habe ein bisschen meine Leichtigkeit verloren, andere gewonnen. Aber ich bin trotzdem Fünfter im Gesamtweltcup“, betonte der Pokaltitelverteidiger zur Saisonhalbzeit. Das erste Saisonfliegen auf dem Kulm sei solide gewesen. „Es waren gute Sachen dabei, kein Ausreißer nach hinten, es war ein guter Start Richtung Oberstdorf.“

Nur Kleinigkeiten fehlen

Es seien nur Kleinigkeiten, die den Sieger vom 20. trennen, gab er zu bedenken. „Es heißt jetzt einfach arbeiten, um Schritt für Schritt ein Gefühl zu entwickeln, dass ich selber wieder mit meinen Sprüngen zufrieden sein kann. Das war bis dato in dieser Saison einfach noch nicht der Fall“, erklärte der eigenen Angaben zufolge nach einer Verkühlung noch nicht 100 Prozent wiedergenesene Salzburger. „Das sollte mich aber nicht weiter beeinträchtigen.“

Dass nicht viel auf die Spitze fehlt, weiß auch Heinz Kuttin. „Wenn er seine besten Flüge auspackt, kann er ganz vorne mitmischen“, bekräftigte der ÖSV-Cheftrainer und verwies ebenfalls auf die stets im Jänner steigende Formkurve von Kraft. Goldfavoriten seien diesmal aber andere, eine Medaille im Einzel oder im Team sei aber natürlich schon das Ziel, so Kuttin.

Kuttin ortet Aufwärtstrend

Insgesamt verzeichne seine Mannschaft eine Aufwärtstendenz. „Wir haben wieder Vertrauen getankt. Wir wissen, dass nicht jeder Flug sehr gut war. Aber unsere Tendenz passt“, sagte Kuttin zur APA. Wie schon bei der missglückten Tournee ruhen die Medaillenhoffnungen auch in Oberstdorf auf Kraft alleine.

In Abwesenheit des nach wie vor schwächelnden Ex-Weltmeisters Gregor Schlierenzauer und Manuel Fettners werden der etwas im Aufwind befindliche Michael Hayböck, Manuel Poppinger, Clemens Aigner (Überraschungssiebenter auf dem Kulm) und Florian Altenburger die Topstars kaum ärgern können. Hayböck erwartet sich keine Wunderdinge. „Ich weiß allerdings, was ich draufhabe, das möchte ich auch zeigen und mich so Stück für Stück wieder nach vorne arbeiten“, sagte der Oberösterreicher.

Norweger als erste Siegesanwärter

Als erste Siegesanwärter gelten die Norweger um Kulm-Sieger Andreas Stjernen und Daniel Andre Tande sowie die Deutschen mit Rückkehrer Richard Freitag und Schanzenrekordhalter Andreas Wellinger (238 m). Auch Titelverteidiger Peter Prevc und die auf dem Kulm ebenfalls wiedererstarkten Routiniers Simon Ammann und Noriaki Kasai sollte man nicht außer Acht lassen. Kamil Stoch will indes den missglückten Auftritt in der Steiermark nicht auf sich sitzen lassen und wieder an seine Tournee-Dominanz anknüpfen.

Der Einzel-Bewerb wird in vier Durchgängen am Freitag und Samstag ausgetragen. Zum Abschluss folgt am Sonntag die Team-Konkurrenz (jeweils ab 16.00 Uhr, live in ORF eins und im Livestream). Titelverteidiger ist Norwegen. Österreich hatte 2016 auf dem Kulm mit Kraft, Hayböck, Fettner und Poppinger hinter Deutschland Bronze geholt.

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