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Nur Skiflug-WM-Titel fehlt noch

Vier Flüge trennen Kamil Stoch vom zweiten großen Eintrag ins Skisprung-Geschichtsbuch im Jahr 2018. Der Pole jagt bei der Skiflug-WM in Oberstdorf nach seinem letzten fehlenden großen Titel - und könnte sich damit als erst zweiter Skispringer nach dem Finnen Matti Nykänen als Weltmeister, Olympiasieger, Skiflug-Weltmeister, Gesamtweltcup-Sieger und Gewinner der Vierschanzentournee krönen.

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Bereits der Triumph bei der 66. Vierschanzentournee, wo er erst als zweiter Springer nach Sven Hannawald 2002 heuer alle Bewerbe gewonnen hatte, sicherte Stoch einen Eintrag ins Skisprung-Geschichtsbuch. An den möglichen nächsten Coup will er aber noch nicht denken. „Jetzt brauche ich Ruhe und muss mich auf mich konzentrieren. Ich will nicht an Ergebnisse denken, denn das macht die Situation nicht einfacher“, sagte Stoch dem polnischen Webportal Skijumping.pl.

„Ich kann nichts versprechen“

Vier Springen in neun Tagen, der mediale Druck und der historische Triumph von Bischofshofen sind an die Substanz des 30-Jährigen gegangen. „Ich hoffe, dass ich bis zum nächsten Wochenende etwas mehr erreichen kann. Aber ich kann nichts versprechen“, sagte Stoch, der bei der Generalprobe auf dem Kulm nur 21. wurde und seine dominanten Tournee-Leistungen überraschenderweise nicht bestätigen konnte.

Kamil Stoch (POL)

GEPA pictures/ Felix Roittner

Der mediale Rummel seit seinem Triumph bei der Vierschanzentournee ging Stoch an die Substanz

Bei der WM ist Stoch daher nur einer von vielen Kandidaten auf Gold. Die Deutschen um Rückkehrer Richard Freitag und den Tournee-Zweiten Andreas Wellinger können dem Polen ebenso gefährlich werden wie die Norweger, die angeführt von Kulm-Sieger Andreas Stjernen und Daniel Andre Tande zuletzt eine hervorragende Flugform zeigten.

Kaum Ruhe nach Tournee-Sieg

Tatsächlich gibt es gleich zwei Faktoren, die auf der Heini-Klopfer-Schanze (HS 235 m) gegen Stoch sprechen: Der Pole hat Kräfte gelassen und wurde in der Heimat dermaßen gefeiert, dass er auch nach der Tournee kaum zur Ruhe kam. Und: „König Kamil“, wie er in Polen genannt wurde, hat in seiner Karriere erst zweimal ein Skifliegen gewonnen - 2011 in Planica und 2017 in Vikersund.

„Ich bin etwas erschöpft und werde niemandem vormachen, dass es nicht so ist, aber ich versuche, nach vorne zu schauen. Mir ist bewusst, dass noch nicht einmal Saisonhalbzeit ist“, sagte Stoch. Er müsse zunächst Energie sammeln und die Ruhe genießen.

Stoch schaut nur von Sprung zu Sprung

Bei der Tournee betonte Stoch immer wieder, dass er von Sprung zu Sprung schaue und sich daher weder auf Siege noch auf Trophäen konzentrieren könne. So wenig wie ihn Hannawalds Kunststück bis zum Erfolg in Bischofshofen interessierte, so wenig beschäftigt ihn nun auch die nächste historische Leistung, die er in Oberstdorf vollenden könnte. „Ich will Erster sein, denn dafür trainieren wir, aber ich fahre mit diesem Gedanken nicht zu jedem Wettkampf“, sagt Stoch.

In Polen hat der Nachfolger des heutigen Teammanagers Adam Malysz damit den nationalen Skisprung-Hype wieder entfacht. Polnische Fans pilgern zu den Schanzen quer durch Europa und feiern ihre Helden. So wird es auch in Oberstdorf sein. Neben Mitfavorit Stoch im Einzel dürfen sie auch beim Team-Bewerb am Sonntag auf eine Medaille hoffen.

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