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Erster deutscher Erfolg seit 39 Jahren

Thomas Dreßen hat völlig überraschend die Abfahrt in Kitzbühel für sich entschieden. Der Deutsche setzte sich am Samstag auf der Streif sensationell 0,20 Sekunden vor dem Schweizer Weltmeister Beat Feuz durch. Über den dritten Platz freute sich der Salzburger Hannes Reichelt (+0,41) unmittelbar vor dem Oberösterreicher Vincent Kriechmayr (0,46).

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Für die restlichen ÖSV-Abfahrer gab es wie auch für Vorjahressieger Dominik Paris (ITA/12.) nichts zu holen. Als drittbester Österreicher schwang Christian Walder auf Platz 21 (2,53) ab. Daniel Danklmaier (30.), Romed Baumann (31.) und Matthias Mayer (34.), der seinem hohen Risiko mit einigen schweren Schnitzern Tribut zollte, verloren schon mehr als drei Sekunden auf den Sensationssieger. Andreas Sander komplettierte den Erfolg der Deutschen in der berüchtigsten Abfahrt im Weltcup-Kalender noch als Sechster (0,74).

Dreßen kann es kaum glauben

Dreßen dagegen konnte es kaum glauben, als im Ziel der grüne Einser aufleuchtete. Mit makelloser Fahrt ohne offensichtlichen Fehler holte er zu einer der ganz großen Überraschungen in der Geschichte der Streif-Abfahrt aus. Seinen bisher einzigen Weltcup-Podestplatz hatte der 24-Jährige als Abfahrtsdritter im Dezember in Beaver Creek geholt. Nun gewann er sogar als erster Deutscher seit Josef Ferstl vor 39 Jahren den Klassiker auf der Kitzbüheler Streif.

Überraschung auf der Streif

Mit Startnummer 19 fuhr der Deutsche Thomas Dreßen sensationell zum Sieg auf der berüchtigten Streif in Kitzbühel.

„Es ist für mich selbst überraschend, dass es so gut gelaufen ist“, sagte Dreßen. „Ich habe mir im Training schwer getan, speziell im Steilhang. Heute war es das erste Mal, dass ich den auch gut erwischt habe, es ist ein Wahnsinn. Im Ziel abschwingen und der Einser leuchtet auf, da habe ich zuerst geglaubt, die wollen mich verarschen“, so Dreßen, der auch dem Trainerteam um den früheren ÖSV-Chefcoach Mathias Berthold dankte. „Ich habe nur versucht, umzusetzen, was die Trainer gesagt haben. Schlecht kann es nicht gewesen sein.“

Geduldsprobe für Reichelt

Davor war ÖSV-Routinier Reichelt, der vor vier Jahren als bisher letzter Österreicher die Streif-Abfahrt gewonnen hatte, als Testläufer mit Startnummer eins auf die Geduldsprobe gestellt worden. Als Super-G-Sieger Aksel Lund Svindal mit Nummer fünf 0,62 Sekunden hinter ihm geblieben war, durfte der 37-Jährige noch durchatmen. Gegen Feuz und Dreßen war später aber kein Kraut gewachsen.

Hannes Reichelt

APA/Hans Klaus Techt

Vier Jahre nach seinem Sieg in der Streif-Abfahrt war ÖSV-Routinier Hannes Reichelt als Dritter wieder auf dem Podest

Reichelt bilanzierte zwiespältig. „Es gab einige Passagen, wo sicher mehr gegangen wäre. Nicht alles lief nach Plan, da habe ich gleich ein paar Zehntelsekunden verloren. Das diffuse Licht machte es schwierig. Und wenn man dann hier wie ich schon einmal gestürzt ist, fährt man automatisch vorsichtiger“, sagte Reichelt, der vor zwei Jahren in Kitzbühel von der Streif wie auch Super-G-Sieger Svindal spektakulär abgeworfen worden war.

Herren-Abfahrt in Kitzbühel

  • 1. Thomas Dreßen (GER)
  • 2. Beat Feuz (SUI)
  • 3. Hannes Reichelt (AUT)

Trotz des verpassten Sieges gab sich auch Feuz nicht unzufrieden. Umso schöner sei dieser zweite Platz nach den davor großen Problemen in den Trainings. „Die Fahrt war gut. Ich war im ersten Training noch komplett überfordert mit den Schlägen und Sprüngen. Ich habe da das Tempo rausgenommen, weil ich nicht so weit springen wollte. Im zweiten Training habe ich etwas versucht, das ist mir nicht geglückt. Im Rennen hat es zum Glück besser funktioniert.“

Kriechmayr mit starker Fahrt

Vor Dreßen war es schon bei Kriechmayr noch einmal spannend geworden. Der 26-jährige Oberösterreicher, der als mit Startnummer 16 drei Plätze vor Dreßen ins Rennen gestartet war, lag bei allen Zwischenzeiten klar voran, ehe ein Fehler in der Traverse die entscheidenden Hundertstelsekunden kostete. Davor schien Kriechmayr auf möglichem Kurs zu seinem zweiten Weltcup-Sieg nach dem Super-G-Erfolg im Dezember in Lake Louise zu sein. Ohne Fehler wäre selbst Dreßen für ihn wohl zu packen gewesen - 0,46 Sekunden lag er zurück.

Probleme in der Traverse

Nach starken Zwischenzeiten vergab Vincent Kriechmayr den möglichen Podestplatz durch einen Fehler in der Traverse.

„Das Rennen wird in der Traverse entschieden, die habe ich bisher noch nie gut erwischt“, haderte Kriechmayr. „Es ist mir auch diesmal nicht gelungen, ich bin ein bisschen auf den Innenski gekommen und habe kein Tempo mitgenommen. Das bringt mir dann auch nichts, dass ich bis dahin gut auf dem Weg war. Ein Stockerl wäre schön gewesen, aber spätestens in der Traverse wusste ich, dass ich dafür nicht gut genug unterwegs war.“

Zum traditionellen Abschluss des Hahnenkamm-Wochenendes geht am Sonntag (10.30 und 13.30 Uhr, live in ORF eins und im Livestream) der Slalom in Szene.

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