Kreative Lösung im Ural
Die 21. Endrunde einer Fußballweltmeisterschaft geht ab 14. Juni in zwölf Stadien in elf Städten - in Moskau stehen zwei Arenen - über die Bühne. Während etwa in der russischen Hauptstadt und St. Petersburg beim Stadionbau geprotzt wurde, erwies man sich beim östlichsten Schauplatz Jekaterinburg im Ural bei der Schaffung von Sitzplätzen als äußerst kreativ.
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MOSKAU

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Die von 11,5 Mio. Menschen bevölkerte Metropole ist nicht nur das politische, wirtschaftliche und kulturelle Zentrum Russlands, sondern auch das Herz der WM. Der Kreml, der Rote Platz und das Bolschoi-Theater gehören zu den Fixpunkten einer jeden Moskau-Reise. Dazu bieten u. a. auch der Fernsehturm Ostankino, das mit 540 Metern höchste Bauwerk Europas, die mächtige Christ-Erlöser-Kathedrale und die Wolkenkratzer des Moscow International Business Centres Abwechslung vom Fußballspektakel.

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Luschniki-Stadion: Die 1956 als W.-I.-Lenin-Zentralstadion und im grauen Ostblockcharme erbaute und danach mehrfach umgestaltete Arena ist der Hauptschauplatz der WM. Neben vier Gruppenspielen, darunter die Eröffnungspartie Russland - Saudi-Arabien, finden auch ein Achtel-, ein Halbfinale und das Endspiel im 80.000 Zuschauer fassenden Stadion der Olympischen Spiele von 1980 statt.

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Spartak-Stadion: Seit 2014 ist das abseits der WM als Otkrytije-Arena bekannte Stadion auf dem ehemaligen Flugfeld Tuschino Heimstätte von Spartak Moskau. 45.000 Zuschauer werden in der zweiten Spielstätte in Moskau vier Gruppenspiele und ein Achtelfinale verfolgen können. Am 14. Juni 2015 traf Marc Janko per Fallrückzieher im Spartak-Stadion zum 1:0-Sieg über Russland in der EM-Qualifikation.
ST. PETERSBURG

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Das 1703 von Zar Peter I. gegründete und von Tausenden Leibeigenen aus den Sümpfen der Newa gestampfte St. Petersburg war von 1712 bis 1918 Hauptstadt des russischen Kaiserreiches. Prunkbauten wie der Winterpalast, in dem sich die Kunstsammlung der Erimitage befindet, die Isaakskathedrale und die beeindruckende Peter-und-Paul-Festung sind nur einige der Wahrzeichen der Metropole. Wer sich neben Fußball für russische Geschichte, speziell jene des Revolutionsjahres 1917 interessiert, ist in St. Petersburg - 1924 bis 1991 Leningrad genannt - goldrichtig.

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Sankt-Petersburg-Stadion: So prächtig die neue Arena von Zenit aussieht, so skandalös war ihre Baugeschichte. Die Kosten des 67.000 Zuschauer fassenden Stadions, dessen Bauarbeiten sich seit dem Beginn 2007 immer wieder verzögert hatten, stiegen auf über eine Milliarde Euro. Daher wird die Arena bei der WM auch eifrig genutzt: Vier Gruppenspiele, ein Achtelfinale, ein Halbfinale und das Spiel um Platz drei finden in St. Petersburg statt.
NISCHNI NOWGOROD

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Von 1932 bis 1990 war die rund 400 km östlich von Moskau gelegene Stadt unter dem Namen Gorki bekannt - weil der 1936 verstorbene berühmte Schriftsteller Maxim Gorki dort geboren wurde. Erst mit dem Ende der Sowjetunion erhielt die rund 1,3 Mio. Einwohner zählende Stadt wieder ihren ursprünglichen Namen. Auch Nischni Nowgorod hat wie viele russischen Städte einen Kreml, sprich eine Burg. Auch die Alexander-Newski-Kathedrale (Bild) gehört zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt. Zu Nischni Nowgorod lässt sich auch leicht ein Österreich-Bezug herstellen: Linz ist offizielle Partnerstadt.

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Nischni-Nowgorod-Stadion: 45.000 Zuschauer passen in den Neubau am Zusammenfluss zwischen Oka und Wolga und werden bei der WM vier Gruppenspiele, ein Achtel- und ein Viertelfinale zu sehen bekommen. Die Konstruktion mit dem markanten blau-weißen Dach wurde zwischen 2015 und 2018 aus dem Boden gestampft und dient nach der WM dem ebenfalls 2015 formierten Olimpijez Nischni Nowgorod als Heimstadion.
KASAN

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Der Hauptstadt der Teilrepublik Tatarstan wurde 1552 von Iwan IV., den man hierzulande auch als „den Schrecklichen“ kennt, als erste nicht russische Stadt dem russischen Reich einverleibt. Als Gedenken an die Eroberung der Stadt ließ der Herrscher die berühmte Basilius-Kathedrale am Ende des Roten Platzes in Moskau errichten. Wer auf Matchbesuch in Kasan weilt, sollte einmal mehr auf keinen Fall den Kreml (Bild) auslassen. Die Stadtburg ist auf der Liste des Weltkulturerbes der UNESCO zu finden.

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Kasan-Arena: Die Architekten der 45.000 Zuschauer fassenden Multifunktionsarena waren auch für das Design des neuen Wembley-Stadions in London verantwortlich. Ist es beim englischen Nationaltempel der markante Bogen, so sticht in Kasan die riesige LED-Fläche an der Außenseite nicht nur sprichwörtlich ins Auge. In der Heimstätte von Rubin Kasan, wo 2015 auch die Schwimm-WM über die Bühne ging, steigen neben den obligaten vier Gruppenspielen auch ein Achtel- und ein Viertelfinale.
JEKATERINBURG

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Der östlichste WM-Schauplatz 2018 ist mit rund 1,4 Mio. Einwohnern nach Moskau, St. Petersburg und Nowosibirsk die viertgrößte Stadt Russlands und das Tor zu Sibirien. Von 1924 bis 1991 als Swerdlowsk in den Atlanten vertreten, ist Jekaterinburg das Zentrum der Ural-Region. Der Hauptbahnhof der Stadt ist eine wichtige Station der Transsibirischen Eisenbahn. In der Nähe der Stadt endeten zudem gewaltsam die Leben des letzten russischen Zaren Nikolaus II. und seiner Familie. Jekaterinburg ist aber auch Heimat zahlreicher russischer Sportlegenden. So erblickten etwa Diskuswerferin Nina Ponomarjowa, 1952 erste sowjetische Olympiasiegerin, und der frühere Schwimmstar Alexander Popow in der Stadt das Licht der Welt.

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Jekaterinburg-Arena: In die neoklassizistische Außenhülle des 1957 erbauten Zentralstadions wurde für die WM eine neue moderne Arena errichtet. Um das Fassungsvermögen für die Endrunde auf 35.000 Zuschauer zu erhöhen, griff man zu einem gewagten Trick. Hinter den Toren wurden gewaltige Zusatztribünen außerhalb der Arena errichtet. Die skurrile Konstruktion bietet nicht nur einen besonderen Blick auf das Spielfeld, sondern lässt speziell in der letzten Reihe den Adrenalinpegel der Zuschauer steigen. In dem einzigartigen Ambiente wird nur in der Gruppenphase viermal gekickt.
Links:
Dominique Hammer und Karl Huber, beide ORF.at