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Schwarzmeer-Küste und Exklave

Neben den Metropolen Moskau und St. Petersburg rücken bei der WM 2018 in Russland auch Städte in den Mittelpunkt, die man hierzulande weniger oder wenn, nur im Zusammenhang mit Schlachten des Zweiten Weltkrieges kennt. So wird bei der Endrunde etwa in Rostow am Don und in Wolgograd gekickt. Dazu sind auch die Olympiastadt Sotschi und die russische Exklave Kaliningrad Schauplätze von WM-Spielen.

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SOTSCHI

Der Hafen in Sotchi

APA/AFP/Vasily Maximov

Der Bade- und Kurort am Schwarzen Meer ist spätestens seit 2014 in der ganzen Sportwelt bekannt. Vor vier Jahren war die Stadt Schauplatz der Olympische Winterspiele und der Paralympics. Seit 2014 macht in Sotschi auch die Formel 1 Station. Wer sich vom WM-Stress erholen will, der kann das wie die Elite des Landes entweder an den Promenaden der „Russischen Riviera“ oder im in den nahen Bergen gelegenen Kaukasus-Naturreservat - einem UNESCO-Weltnaturerbe. Im Winter sind die nahen Skigebiete von Krasnaja Poljana ein Tourismusmagnet.

Das Fisht Olympic Stadion in Sotchi

AP/Artur Lebevev

Fischt-Stadion: Das Olympiastadion der Winterspiele 2014 wurde für die WM in ein reines Fußballstadion umgewandelt. 48.000 Zuschauer werden an der Schwarzmeer-Küste Platz finden und neben vier Gruppenspielen auch ein Achtel- und ein Viertelfinale sehen. Das Fischt-Stadion ist fast eine russische Version der Klagenfurter Wörthersee Arena. Auch in Sotschi gibt es keinen Erstliga-Club, nach der WM sollen im „Fischt“ vor allem Länderspiele Russlands stattfinden.

ROSTOW AM DON

Stadtansicht von Rostov am Don

Reuters/Sergey Pivovarov

Rund 1.100 km südlich von Moskau gelegen, bildet Rostow am Don das politische, kulturelle und wirtschaftliche Zentrum Südrusslands. Rund 2,2 Mio. Menschen leben im Großraum der Stadt, der bereits in der Antike besiedelt war. Rostow war im Zweiten Weltkrieg schwer umkämpft und zweimal von deutschen Truppen besetzt. Die Gedenkstätte Smijowskaja Balka erinnert an die dunkelste Stunde dieser Zeit. Das Mahnmal gedenkt an ein von Mordkommandos verübtes Massaker an der jüdischen Bevölkerung.

Die Rostov Arena in Rostow am Don

APA/AFP/Mladen Antonov

Rostow Arena: Die erst im April 2018 nach vier Jahren Bauzeit eröffnete Arena dient künftig dem FK Rostow als neue Heimstätte. Der Bau am Südufer des Don kann 45.000 Zuschauer aufnehmen und wird bei der WM für vier Vorrundenspiele und ein Achtelfinale genutzt. Ursprünglich hätte die Rostow Arena ein geschwungenes Dach erhalten sollen, das wurde aus Kostengründen jedoch verworfen.

WOLGOGRAD

Die Mutter-Heimat-Statue auf dem Mamajew-Hügel in Wolgograd

Reuters/Tatyana Makeyeva

Auch der Verkehrsknotenpunkt an der unteren Wolga ist untrennbar mit den Schrecken des Zweiten Weltkrieges verbunden. Als Stalingrad war die Stadt von August 1942 bis Februar 1943 Schauplatz einer der blutigsten Schlachten zwischen sowjetischen und deutschen Truppen. Über 700.000 Soldaten verloren bei den Kämpfen in den Straßen der Stadt ihr Leben. Die insgesamt 85 Meter hohe Statue „Mutter Heimat ruft“ (Bild) auf dem Mamajew-Hügel in Wolgograd erinnert heute an den Sieg der sowjetischen Streitkräfte, der eine Wende im Kriegsverlauf bedeutete. Eine der berühmtesten Töchter der Stadt ist Stabhochspringerin Jelena Issinbajewa.

Das Weltmeisterschaftsstadion in Wolgograd

AP/Dmitriy Rogulin

Wolgograd Arena: In unmittelbarer Nähe zu Wolgograds Wahrzeichen wurde an der Stelle des abgerissenen Zentralstadions eine moderne 45.000 Zuschauer fassende Arena errichtet, in der während der Vorrunde vier Spiele stattfinden werden. Das blutige Ringen im Zweiten Weltkrieg war auch beim Bau präsent: Bei den Aushubarbeiten für das Fundament kamen Gebeine von Soldaten sowie nicht explodierte Sprengkörper zutage.

SAMARA

Menschen baden am Strand nahe Samara in der Wolga

APA/AFP/Mladen Antonov

Wie viele russischen Orte trug auch die sich 50 km am östlichen Wolga-Ufer ausdehnende sechstgrößte Stadt Russlands zu Sowjetzeiten mit Kuibyschew einen anderen Namen. Samara gilt als Zentrum des russischen Raketenbaus. Ein besonderes Wahrzeichen der Stadt ist neben der Strandpromenade der Stalin-Bunker. Der sowjetische Diktator Josef Stalin ließ das unterirdische System an Räumen 37 Meter unter der Erde für den Fall, dass Moskau im Zweiten Weltkrieg von den Deutschen erobert wird, anlegen. Das wurde allerdings erst nach dem Ende der Sowjetunion bekannt. Seit damals ist der Bunker eine der Hauptattraktionen Samaras.

Die Kosmos Arena in Samara

APA/AFP/Mladen Antonov

Samara Arena: Es dauerte lange, bis ein geeigneter Standort für die neue Arena in Samara gefunden war. Aufgrund der Verzögerung bei der Fertigstellung zogen sich die Bauherren auch den Grant der FIFA-Bosse zu. Die speziell von außen futuristisch anmutende Arena, die in Anlehnung an Samaras Rolle in der russischen Weltraumfahrt entworfen wurde, entschädigt jedoch für die Probleme beim Bau. 45.000 Zuschauer sind laut FIFA bei der WM zugelassen. Vier Gruppenspiele, ein Achtel- und ein Viertelfinale finden im „UFO“ statt.

SARANSK

Die Mordovian State Universität am Millennium Platz in Saransk

Reuters/Maxim Shemetov

Die Hauptstadt der Teilrepublik Mordwinien ist mit rund 300.000 Einwohnern im Vergleich zu den restlichen WM-Schauplätzen ein beschauliches „Dorf“. Saransk schnitt daher in Erhebungen zur Lebensqualität immer im Spitzenfeld ab. Vor allem als Sportzentrum ist die Stadt in Russland bekannt. Mehr als ein Drittel der Bevölkerung betreibt regelmäßig Sport. Vor allem Gehen ist in Saransk populär. Kein Wunder, dass die Stadt Welt- und Europameister in dieser Disziplin stellt.

Die Mordovia Arena in Saransk

AP/Julia Chestnova

Mordowia Arena: Das nach der Republik Mordwinien benannte Stadion fasst für die WM 44.000 Plätze. Das Fassungsvermögen der äußerlich in sommerlichen Farben gehaltenen Arena wird jedoch nach dem Turnier wieder reduziert. Kein Wunder: Hausherr ist mit dem FC Mordowia Saransk ein Drittligist. Ähnlich wie in Samara wurde das Stadion in Saransk erst spät fertig. Am 9. April wurde von der FIFA erst die Spielgenehmigung für die vier Vorrundenspiele erteilt.

KALININGRAD

Das Fischerdorf in Kaliningrad

APA/AFP/Mladen Antonov

Auf den Ruinen des ehemaligen Königsberg wurde 1946 der westlichste WM-Schauplatz der Endrunde 2018 wiederaufgebaut. An die ehemalige preußische Haupt- und Residenzstadt, die nach dem Zweiten Weltkrieg mit dem nördlichen Teil des früheren Ostpreußens an Russland fiel und heute eine von Polen und Litauen umschlossene Exklave bildet, erinnert im nüchternen sowjetisch geprägten Stadtbild nur noch wenig. Bauten wie der Königsberger Dom oder das im alten Stil erbaute Fischdorf (Bild) lassen das einstige Stadtbild zumindest erahnen. Neben dem Dom befindet sich auch das Grabmal des Philosophen Immanuel Kant.

Das Kaliningrad Stadion in Kaliningrad

APA/AFP/Mladen Antonov

Kaliningrad-Stadion: Das neue erbaute Stadion auf der Oktjabrski-Insel wurde zwar vom Design an die Allianz Arena in München angelehnt, anders als in der bayrischen Hauptstadt spielt in Kaliningrad aber kein Topclub. Nach der WM zieht Baltika Kaliningrad - ein Zweitligist - in die Arena ein. Das Stadion ist nicht nur das westlichste, sondern mit 35.000 Plätzen auch das kleinste WM-Stadion 2018. Unter den vier Gruppenspielen ist aber mit England - Belgien am 28. Juni dafür ein „Kracher“ zu finden.

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