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Hochgeschwindigkeitskurs in Le Castellet

Nach zehn Jahren kehrt die Formel 1 nach Frankreich zurück, damals ist allerdings in Magny-Cours gefahren worden. Das bisher letzte der 14 Rennen auf dem Circuit Paul Ricard liegt schon 28 Jahre zurück. Seither diente die Strecke in Le Castellet, einer 4.000-Einwohner-Gemeinde nahe der Cote d’Azur, für Testzwecke.

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Der Kurs, der im Besitz des ehemaligen Formel-1-Chefs Bernie Ecclestone ist, gilt als Vorbild in Sachen Sicherheit. Namensgeber der Strecke ist der frühere Getränkeunternehmer Paul Ricard, der 1970 den Bau der Piste initiierte. Beim letzten GP in Le Castellet 1990 waren zehn der 22 aktuellen Piloten noch gar nicht geboren. Startzeit ist am Sonntag um 16.10 Uhr (live in ORF eins).

Formel 1 Strecke von Frankreich

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Der Circuit Paul Ricard ist eine der längeren Strecken im heurigen Kalender. Mit drei Geraden und 15 teils schnellen Kurven erwartet die Fahrer ein Hochgeschwindigkeitskurs. Kurve zehn wird mit bis zu 300 Stundenkilometern durchfahren und ist damit eine der schnellsten dieser Saison. Der neue Asphalt dürfte die Reifen enorm fordern. Der wechselhafte Charakter der Strecke macht die aerodynamische Abstimmung der Autos schwer.

„Eine schöne Abwechslung“

„Es ist immer etwas Besonderes, zu einem neuen Grand Prix zu kommen. Das ist eine schöne Abwechslung, weil man nicht weiß, was man erwarten kann“, sagte der mexikanische Force-India-Pilot Sergio Perez. Der spanische McLaren-Fahrer Fernando Alonso meinte: „Unseres Wissens nach wird es ein hartes Rennen für Autos und Fahrer, eine knifflige technische Herausforderung.“ Für Esteban Ocon gibt es „alles, was es braucht, damit es eine gelungene Rückkehr wird“. Der Force-India-Pilot ist einer von drei Franzosen im Fahrerfeld. Die anderen sind Pierre Gasly (Toro Rosso) und Romain Grosjean (Haas).

Der Circuit Paul Ricard ist 5,842 Kilometer lang, gefahren werden 53 Runden. Der erste Grand Prix hier hat 1971 stattgefunden, Rekordsieger ist mit vier Erfolgen der Franzose Alain Prost (1983, 1988, 1989 und 1990). Frankreich-GP-Rekordsieger ist allerdings Michael Schumacher, der achtmal in Magny-Cours triumphiert hat.

Hamilton geht willensstark in Sommer-Triple

Frankreich ist auch der Auftakt zu den wohl anstrengendsten Formel-1-Wochen des Jahres. Mit Le Castellet, dem Österreich-Grand-Prix in Spielberg und dem GP von Großbritannien in Silverstone stehen drei Rennen innerhalb von drei Sonntagen in Folge auf dem Programm.

Für Weltmeister Lewis Hamilton und Mercedes kommt die jüngste Formkrise deshalb zur Unzeit. Den Zweifel an seiner erfolgreichen Titelverteidigung will der Weltmeister aber nicht in seinen Kopf lassen. „Das wäre das erste Zeichen von Schwäche, und mein Wille ist nicht schwach“, versicherte der 33-Jährige vor dem ersten der drei Rennen innerhalb von nur 14 Tagen. Aber ausgerechnet jetzt suchen Hamilton und Mercedes die Titelform der vergangenen Jahre.

Hamilton

AP/The Canadian Press/Ryan Remiorz

Lewis Hamilton will in Le Castellet die in Montreal an Sebsatian Vettel verlorene WM-Führung zurückerobern

Die jüngsten Niederlagen in Monte Carlo und Montreal, als Hamilton in seinem Silberpfeil ohne Siegeschance war, haben den Briten in der WM nach dem ersten Saisondrittel (sieben von 21 Rennen) wieder auf Platz zwei hinter Ferrari-Star Sebastian Vettel zurückfallen lassen.

Kanada als „Weckruf“ für Mercedes

Zwar beträgt der Rückstand auf den Deutschen nur einen Punkt, doch der Trend macht Mercedes Sorgen. „Ein Weckruf“ sei die Kanada-Pleite gewesen, sagte Teamchef Toto Wolff und forderte „die richtigen Schlüsse“ von seiner titelverwöhnten Crew.

Im fünften Jahr der Ära der Hybridmotoren scheint Mercedes seinen Vorteil gegenüber Ferrari und Red Bull endgültig verloren zu haben. „Ferrari hat zuletzt den besseren Job gemacht und liegt ein bisschen vor uns. Wir müssen mehr tun und uns anstrengen“, sagte Hamilton, der sich zumindest auf einen stärkeren Motor freuen kann. Ganz tief greift der vierfache Champion in diesen Tagen in seine Kiste mit Motivationssprüchen. „Ich habe komplettes Vertrauen in meine Jungs und lenke diese Energie in ihre Richtung“, sagte Hamilton.

Ein hartes Wochenende wartet auf Red Bull. Das Streckenlayout kommt den Autos nicht wirklich entgegen, zudem wird Le Castellet das erste Rennen nach Bekanntgabe der Beendigung der Partnerschaft mit Renault.

Vettel bleibt gelassen

WM-Spitzenreiter Vettel gibt sich vor den kommenden Rennen gelassen. „Wir haben ein sehr effizientes Auto. Das Wichtigste ist, dass das Auto überall funktioniert, wo wir hinkommen“, sagte der 30-Jährige. Tatsächlich hat Vettel in diesem Jahr bereits 207 Führungsrunden gesammelt, Hamilton brachte es im Vergleich bisher nur auf 84.

„Es ist hart, wenn du glaubst, du hast alles richtig gemacht hast, und dann stimmt das Ergebnis nicht“, sagte der Brite. Wolff sieht unterdessen seine Mannschaft für die Bewältigung der Krise gerüstet. „Das Team hat in der Vergangenheit gezeigt, dass es dazu in der Lage ist, Hindernisse zu überwinden, und wir arbeiten hart daran, es auch diesmal zu schaffen“, sagte der Wiener. Der bevorstehende Triple biete auch die Chance auf die nächste WM-Wende. „Jede Menge Punkte einzufahren, genau das haben wir uns vorgenommen.“

2008, im Jahr des bisher letzten Frankreich-Grand-Prix, wurde Hamilton zwar erstmals Weltmeister, in Magny-Cours konnte er aber nie gewinnen. Mit einem Sieg am Sonntag würde er somit Rekordweltmeister Schumacher als Pilot mit den meisten Siegen bei verschiedenen GP-Rennen überflügeln. Derzeit halten beide bei 22.

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