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„Frische Spieler sind gefährlich“

Vor dem Duell Kroatien gegen Island beschäftigt Beobachter, Fans und Isländer eine Frage ganz besonders: Wird Kroatiens Teamchef Zlatko Dalic am Dienstag (20.00 Uhr) in Rostow am Don seine fünf mit Gelb belasteten Spieler wie angekündigt schonen? Im Land der bereits für das Achtelfinale qualifizierten Kroaten warnen die Medien vor zu großer Rotation. Die Ungewissheit stellt auch Islands Gegneranalyse auf die Probe.

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Ivan Rakitic, Mario Mandzukic, Ante Rebic, Sime Vrsaljko und Vedran Corluka sind allesamt kroatische Nationalspieler. Sie haben noch etwas gemeinsam: Bei den klaren Siegen ihrer Mannschaft gegen Nigeria (2:0) und Argentinien (3:0) kassierte jeder eine Gelbe Karte. Folgt gegen Island eine zweite, wären sie im Achtelfinale gesperrt. Kroatiens Teamchef hatte nach dem frenetisch gefeierten Erfolg gegen Argentinien daher die große Rotation verkündet.

Ivan Rakitic

Reuters/Ivan Alvarado

Ob Ivan Rakitic auch gegen Island die Fäden im kroatischen Spiel zieht, ist fraglich

Wenn FC-Barcelona-Mittelfeldstratege Rakitic oder Mandzukic fehlen, freut das im Normalfall jeden Gegner. In der ganz speziellen Situation bei dieser WM könnte das aber anders sein, wie Islands Tormann Hannes Thor Halldorsson befürchtet: „Das ist vielleicht auch ein Nachteil für uns. Wir kennen sie eigentlich gut - aber jetzt wissen wir nicht, wer spielen wird. Und wer auch immer für die spielen darf, ist ein Weltklassespieler.“ Coach Heimir Hallgrimsson sieht das ebenso: „Frische Spieler, die zeigen wollen, was sie können bei einer WM, das ist immer gefährlich.“

Gruppe D, dritter Spieltag

Dienstag, 20.00 Uhr:

Island - Kroatien

Rostow am Don, SR Mateu (ESP)

Mögliche Aufstellungen:

Island: Halldorsson - Saevarsson, Arnason, R. Sigurdsson, Magnusson - Gunnarsson, Hallfredsson - J. Gudmundsson, G. Sigurdsson, Bjarnason - Finnbogason

Kroatien: Subasic - Jedvaj, Lovren, Vida, Strinic - Kovacic, Badelj - Kramaric, Modric, Perisic - Pjaca

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Auch kroatische Ersatzspieler stark

Die Fußballer vom kleinen Land im Nordatlantik stehen nach dem für sie schönen 1:1 gegen Argentinien und dem weniger schönen 0:2 gegen Nigeria unter Druck. Selbst wenn sie die Sensation schaffen sollten und gewinnen, sind sie noch immer abhängig vom direkten Duell der beiden anderen Teams, um doch noch die K.-o.-Phase zu erreichen. Zwischenfazit: Es wird schwer.

Denn wie stark die kroatische Mannschaft ist, zeigt der Ersatz: Für den gesperrten Marcelo Brozovic spielt wohl Mateo Kovacic, ein Champions-League-Sieger, der vergangene Saison 36 Pflichtspiele für Real Madrid absolviert hat. Frankfurt-Stürmer Rebic, eine der positiven WM-Überraschungen, ist vorbelastet und angeschlagen. Für ihn oder Mandzukic dürfte Andrej Kramaric angreifen. Dieser hat in der deutschen Bundesliga 2017/18 immerhin 13 Tore und acht Vorlagen für 1899 Hoffenheim geliefert.

„Wie ein scheidungswilliges Ehepaar“

Islands Gegneranalyse muss trotzdem keine Extraschichten schieben. „Wir kennen alle Gefahren des kroatischen Teams“, sagte Hallgrimsson. Sein Trainerstab kann auf einen reichen Erfahrungsschatz zurückgreifen. In der jüngeren Vergangenheit hat sich Island gleich viermal mit Kroatien duelliert. Die Bilanz: ein Sieg, ein Remis, zwei Niederlagen. „Wir sind wie ein Ehepaar“, hatte der Trainer in der Vorwoche gesagt, „wir versuchen, uns scheiden zu lassen, treffen aber immer wieder aufeinander.“

Hallgrimsson ist auf ein Ausscheiden vorbereitet. „Wenn Argentinien, Portugal oder Deutschland in der Vorrunde ausscheiden, wäre das für die ein Schock. Für uns nicht“, sagte der ehemalige Zahnarzt. „Wenn wir weiterkommen, wäre das der größte Triumph in unserer kurzen Fußballgeschichte.“ Hallgrimssons Assistent Helgi Kolvidsson will alles riskieren. „Das ist ein Endspiel für uns. Wir gehen all in“, sagte der ehemalige Trainer von SV Ried und SC Wiener Neustadt.

Die Chancen, dass Red-Bull-Salzburg-Legionär Duje Caleta-Car zu seinem WM-Debüt für Kroatien kommt, scheinen übrigens gering: Ausgerechnet die zwei Innenverteidiger Dejan Lovren und Domagoj Vida holten sich bisher keine Gelbe Karte ab.

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