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Reue? „Sicher nicht“

„Grenzwertig. Aus dem Leben eines Dopingdealers“: So nennt sich das Buch, in dem Stefan Matschiner seine Machenschaften und Erfahrungen als Dopinghändler festgehalten und offengelegt hat, wobei es für den 35-jährigen Oberösterreicher weniger um Namen ging als um das System dahinter.

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Die Aufarbeitung seiner eigenen Vergangenheit entpuppte sich als zum Teil schmerzlicher Prozess für Matschiner. Er beinhaltete das Eingestehen seines eigenen sportlichen Scheiterns und die Erkenntnis, an einer Menge Weggabelungen zielsicher die falsche Abzweigung genommen zu haben. Reue empfinde er dennoch keine - nur Bedauern, dass er über all die Jahre seine Familie sträflich vernachlässigt habe. Reue? „Sicher nicht.“

Matschiner hätte sich niemandem angebiedert, seine Kunden seien auf ihn zugekommen. Manche hätte er mangels sportlicher Perspektive gar nicht betreuen wollen, er hätte sich dann aber doch überreden lassen. Oft auch deshalb, „weil ich hoffte, über diesen und jenen Sportler auf Managementebene Kontakte zu anderen, auch sauberen Athleten zu bekommen“.

Cover von Stefan Matschiners Buch "Grenzwertig"

Riva Sportverlag

Buchhinweis

Stefan Matschiner und Manfred Behr: Grenzwertig. Aus dem Leben eines Dopingdealers. Riva Sportverlag, 216 Seiten, 20,60 Euro.

Keine Namen, nur Systemkritik

Matschiners Absicht hinter dem Buch ist klar. Er betont sie auch immer wieder. Der Oberösterreicher will „auf die Verlogenheit der Funktionärskaste“ hinweisen.

Gleichzeitig vermied Matschiner so gut es ging, die Identität seiner Sportler preiszugeben. Seine Begründung dafür lautet: „Welchen Sinn hätte es, einzelne Sportler an den Pranger zu stellen und zum Abschuss freizugeben?“ Der Sport sei eine Weide voller schwarzer Schafe. „Anstatt sie alle zu brandmarken, wäre es zielführender, sich der Realität zu stellen, zu verstehen, warum sich so viele ihrer weißen Weste entledigen, woran es in diesem System krankt und wie man Anreize schaffen könnte, den Sport ein bisschen weniger unsauber zu machen.“

Für Matschiner, der zu 15 Monaten teilbedingter Haft verurteilt wurde, ist damit ein unrühmliches Kapitel der österreichischen Sportgeschichte unwiderruflich geschlossen.

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