Riesch-Festspiele in der Heimat?
Maria Riesch könnte sich bei der WM in ihrem Heimatort Garmisch-Partenkirchen zur absoluten Skikönigin krönen. Als Führende im Gesamtweltcup zählt die Deutsche in jeder Disziplin zum Favoritenkreis. Während sich in den Speed-Disziplinen ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit der US-Amerikanerin Lindsey Vonn ankündigt, führt der Sieg im Slalom über ÖSV-Star Marlies Schild.
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Bei der WM 2009 in Val d’Isere sicherte sich Riesch im Torlauf ihre bisher einzige WM-Medaille, diese glänzte allerdings in Gold. Als Doppelolympiasiegerin von Vancouver 2010 (Superkombi und Slalom) setzt die 26-Jährige nun bei der Heim-WM in ihrem Geburtsort zu einem vielleicht einzigartigen Höhenflug mit fünf Medaillen an.
Die größten Chancen auf Edelmetall werden den ÖSV-Damen neben dem Torlauf in der Superkombi zugetraut. Im Überblick liefert ORF.at die aussichtsreichsten Kandidatinnen auf den Titel und wagt eine Prognose für das Abscheiden der Österreicherinnen.
Vonn verteidigt Super-G-Titel
Die Siegerin im Super-G zum Auftakt am Dienstag scheint mit Vonn bereits vor dem Rennen festzustehen. Vier Triumphe in fünf Rennen sprechen eine eindeutige Sprache. Einzig in Zauchensee konnte die Schweizerin Lara Gut die 26-jährige Weltmeisterin von 2009 in dieser Saison in die Schranken weisen, wobei Vonn trotz schweren Fehlers noch auf den zweiten Platz raste. Ein Fragezeichen steht allerdings noch hinter einem Antreten der Seriensiegerin, die nach einem Trainingssturz in der Vorwoche kurzfristig über einen Start entscheiden will.

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Lindsey Vonn scheint Gold zum Auftakt im Super-G fast sicher.
Neben Gut und Lokalmatadorin Riesch, der auf ihrer Hausstrecke alles zuzutrauen ist, könnte Anja Pärson zu ihrer elften WM-Medaille fahren. Platz zwei und fünf in den beiden letzten Super-G-Rennen in Cortina d’Ampezzo zeugen von der aufsteigenden Form der 29-jährigen Schwedin. Daneben ist auch Vonns US-Landsfrau Julia Mancuso immer für einen Topplatz gut.
Aus ÖSV-Sicht darf sich aktuell Anna Fenninger die größten Hoffnungen auf einen Stockerlplatz machen. Zwar schied die 21-jährige Salzburgerin heuer zweimal aus, ließ in Lake Louise und Cortina aber mit Platz drei bzw. vier aufhorchen. Andrea Fischbacher, WM-Dritte von Val d’Isere und Olympiasiegerin von Vancouver, blieb mit Platz fünf und sechs bei zwei Ausfällen bisher hinter den Erwartungen. Nur Außenseiterchancen werden Elisabeth Görgl und Nicole Hosp eingeräumt.

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Eine andere Kombi-Siegerin als Riesch wäre eine Überraschung.
Kombi-Gold für Riesch reserviert
In der Superkombination ist die Goldmedaille bereits fix für Riesch reserviert. Zählt die Lokalmatadorin bereits in den Einzeldisziplinen Abfahrt und Slalom zu den Siegesanwärterinnen, kann ein Triumph der zurzeit mit Abstand besten Allrounderin im Weltcup-Zirkus und Olympiasiegerin unter normalen Bedingungen kaum verhindert werden.
Spannung verspricht allerdings der Kampf um Platz zwei. Neben Vonn zählt das ÖSV-Quartett mit Görgl (WM-Bronze 2009), Hosp, Fenninger und Michaela Kirchgasser zu den größten Anwärterinnen auf einen Podestplatz. Immer für eine Medaille gut ist auch Pärson, die im Vorjahr Olympiasilber holte. Für eine Überraschung könnte die Slowenin Tina Maze sorgen, als Geheimtipp gelten die Italienerin Johanna Schnarf und die Französin Marie Marchand-Arvier.
Zweikampf um Abfahrtsgold
In der Abfahrt kündigt sich ein Fotofinish zwischen Titelverteidigerin Vonn und Riesch an, bei dem die bessere Tagesverfassung den Ausschlag geben könnte. In der laufenden Saison stand entweder die Amerikanerin ganz oben auf dem Treppchen oder die Deutsche. Von den vergangenen 14 Weltcup-Abfahrten gewann Vonn neun und Riesch fünf. Bei der Generalprobe auf der neuen WM-Strecke holte sich die Deutsche im Vorjahr den Sieg und verwies Vonn um 0,48 Sekunden auf Rang zwei.
Dritte wurde damals Pärson, mit der auch in dieser Disziplin zu rechnen ist. Für eine Überraschung könnte Mancuso sorgen, die zuletzt in Cortina Zweite wurde. Zumindest eine Medaille in Reichweite haben Görgl (Dritte in Lake Louise) und Fenninger (Dritte in Zauchensee). Als Geheimtipp aus österreichischer Sicht gilt Fischbacher.
Worley und Rebensburg geben RTL-Tempo vor
Im Riesentorlauf waren Tessa Worley und Viktoria Rebensburg in dieser Saison eine Klasse für sich. Während die Französin nach einem achten Platz zum Auftakt in Sölden drei Siege in Serie feierte, bei der WM-Generalprobe aber nur auf Rang zehn landete, gelangen Olympiasiegerin Rebensburg in diesem Winter ihre ersten beiden Weltcup-Erfolge.

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Tessa Worley feierte bisher drei RTL-Siege in fünf Rennen.
Hinter Worley und Rebensburg wittern mit Kathrin Hölzl und Riesch gleich zwei weitere deutsche ihre Chance, wobei Hölzl bis auf ihren Ausrutscher in St. Moritz, als sie auf Platz zwei liegend im zweiten Durchgang ausschied, immer auf dem Podest stand. In Zwiesel, wo ihre Landsfrau Rebensburg zu einem ungefährdeten Sieg fuhr, fehlte die 26-Jährige allerdings wegen Rückenproblemen.
Das heißeste ÖSV-Eisen in diesem Winter war bisher Görgl, die in Sölden, am Semmering und in Zwiesel das Stockerl nur knapp verpasste. Rechtzeitig vor der WM in der Weltspitze zurückgemeldet hat sich auch Kathrin Zettel, die nach Problemen mit der Hüfte im letzten Rennen vor den Titelkämpfen in Zwiesel für den ersten ÖSV-Podestplatz im Riesentorlauf sorgte.

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Schild ist Topfavoritin im Slalom.
Schild im Slalom eine Bank
Fünf Siege in sieben Saisonrennen, zweimal auf dem Weg zum Triumph ausgeschieden. Eindrucksvoller könnte die Visitenkarte einer kommenden Slalom-Weltmeisterin nicht aussehen. Für die 29-jährige Schild scheint eigentlich kein Weg an ihrem ersten Einzel-WM-Gold vorbeizuführen, nachdem sie bei der WM 2009 nach ihrem schweren Sturz im Oktober 2008 verletzungsbedingt passen musste.
Neben den Nerven wird am ehesten Maria Riesch vor heimischem Publikum zugetraut, Schild wie bei Olympia in Vancouver einen Strich durch die Rechnung machen zu können. Mit ihrem Sieg in Aspen bewies in dieser Saison aber auch die Schwedin Maria Pietilä-Holmner, dass mit ihr zu rechnen ist. Auch die Finnin Tanja Poutiainen und die Französin Nastasia Noens sind für einen Topplatz gut.
Die Entscheidung, wer neben Schild, Zettel und Hosp als vierte ÖSV-Starterin den WM-Slalom bestreiten darf, fällt erst unmittelbar vor dem Rennen. Eine Revanche für die Nullnummer von Val d’Isere, als keine Österreicherin in die Wertung kam, sollte aber in jedem Fall gelingen.
Wolfgang Rieder, ORF.at
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