Nach Hangbesichtigung „schockiert“
In Vancouver 2010 hat Jürgen Kriechbaum jenen Super-G-Kurs gesteckt, auf dem Andrea Fischbacher zu Olympiagold gefahren ist. Am Dienstag (11.00 Uhr, live in ORF eins) ist wieder der ÖSV-Trainer an der Reihe, wenn es darum geht, den Österreicherinnen den Weg zu einer Medaille im Auftaktbewerb der WM in Garmisch-Partenkirchen zu ebnen.
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Fischbacher, Elisabeth Görgl, Anna Fenninger und Nicole Hosp gehen für den ÖSV ins Rennen, die eisigen Pistenverhältnisse dürften zum Kriterium werden. Als große Favoritin auf der Kandahar gilt die US-Amerikanerin Lindsey Vonn, die allerdings nach der am letzten Mittwoch erlittenen Gehirnerschütterung noch nicht ganz fit ist.
„Zu gefährlich, zu eisig, zu unsicher“
Die eisige Kandahar machte Vonn die Entscheidung, ob sie den Super-G bestreiten wird, noch schwieriger, entschloss sich am Dienstag aber letztlich doch für einen Start. „Zu gefährlich für die Frauen, zu eisig, zu unsicher. Ich bin schockiert, es ist unglaublich“, reagierte die 26-Jährige entsetzt.
„Das ist die eisigste Piste, auf der ich in meiner Karriere gefahren bin. Das ist wie die Streif für Frauen“, sagte die Titelverteidigerin. „Ich werde erst in letzter Sekunde entscheiden, ob ich ins Starthaus gehe. Es darf nicht gefährlich sein“, sagte Vonn am Montag nach der Hangbefahrung.
Skaardal kontert Vonn-Kritik
„Die Strecke ist sicher entsprechend hart präpariert, aber das hat natürlich auch eine gewisse Entwicklung gehabt durch die extremen Temperaturen, die wir hatten. Dieses Wort ‚gefährlich‘ wird sehr leicht und sehr schnell verwendet. Was ist gefährlich? Es gibt sehr viele unterschiedliche Definitionen. Ich denke, die Strecke hat sich heute bewährt, sie haben es ganz gut gemeistert“, antwortete FIS-Renndirektor Atle Skaardal auf die Kritik Vonns. „Keine Frage, es ist hart, aber gefährlich ist ganz etwas anderes“, meinte der Norweger.

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Görgl war nach der Hangbefahrung am Montag gut drauf.
Görgl „wieder hungriger“
Mit Fenninger als Dritter im ersten Cortina-Rennen erreichten die ÖSV-Damen im laufenden Winter erst einen Stockerlplatz, doch Görgl hatte im Vorjahr beim Weltcup-Finale und der WM-Generalprobe auf der Kandahar den zweiten Rang hinter Vonn belegt. „Ich fühle mich körperlich gut vorbereitet. Dass wir zuletzt weniger Rennen gefahren sind, ist sicher kein Nachteil, weil man dann wieder hungriger wird“, sagte die Steirerin.
Nach Garmisch ist sie gerne und mit einem guten Gefühl gereist, denn dort hat sie schon gute Resultate erreicht. Der zweite Platz vor einem Jahr stimme sie zuversichtlich, entscheidender als der Hang seien aber Kurssetzung und Pistenverhältnisse, wenn man das richtige Material habe. Und gerade die eisigen Bedingungen dürften zum Kriterium werden. „Sehr fordernd. Da muss die Abstimmung genau passen. Da wirst du richtig gut draufstehen müssen“, sagte Görgl.
„Es ist sehr eisig geworden“, meinte auch die Deutsche Maria Riesch etwas erstaunt, härtere Bedingungen kommen ihr aber entgegen. Fenninger wiederum hatte sich bei der Hangbefahrung gedacht: „Muss das sein? Skifahren tut man auf Schnee, nicht auf Eis. Das ist an der oberen Grenze, da wäre es besser, die Eislaufschuhe anzuziehen.“ Sie wisse nun aber, wie es sei, werde sich darauf einstellen und „runterhauen“.
„Eine Frage des Mutes“
Hosp gefiel die Piste bei der Hangbefahrung am Montag, auch wenn es extrem schwierig werde. „Aber genau das sollte uns liegen.“ Es sei aber definitiv die schwierigste Präparierung, die sie in einem Speed-Bewerb bisher gehabt hätten, und sicher am Limit.
„Es wird sicherlich eine Frage des Mutes werden, aber ich denke, dass Jürgen einen dementsprechenden Lauf setzen wird, dass die Gefahr sich in Grenzen hält und wir da ein schönes Rennen haben.“ Wie sie es anlegen werde? „Ohne Angst, aber mit viel Hirn. Man muss da sehr konzentriert und bedacht fahren und taktisch gut.“ Sie sei in Garmisch zum Medaillengewinnen, das sei ihr größtes Ziel.
Neuland für ÖSV-Damen
Österreichs Damen haben auf diesen Bedingungen nie trainiert, die Verhältnisse sind komplett anders als normalerweise im Weltcup. Die Witterungsverhältnisse in den vergangenen Tagen sind dafür verantwortlich.
„Die Piste ist vom Profil her nicht übermäßig schwierig, die Präparation ist unserem Geschmack entsprechend, es ist wellig und nicht so eine Autobahn. Was dazukommt, ist teilweise diese extreme Glätte, die sich durch die Sonneneinstrahlung einfach jetzt kurzfristig ergeben hat“, sagte ÖSV-Damen-Cheftrainer Herbert Mandl. Am Montag war es in Garmisch frühlingshaft warm.

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Die Kandahar-Arena ist bereit für ein zweiwöchiges Skifest.
Fischbacher mit „Körperspannung“
Fischbacher hat in dieser Saison zwei Ausfälle sowie einen fünften und einen sechsten Platz zu Buche stehen. Zuletzt kämpfte die Olympiasiegerin mit einem Magen-Darm-Infekt, der überstanden ist. „Ich werde in dieses Rennen wie in jenes bei Olympia gehen. Wenn du am Start bist, willst du eine Medaille erreichen.“ Ihr Rezept lautet: „Die Körperspannung halten. Es wird technisch schwierig, aber interessant.“
Trainer und Kurssetzer Kriechbaum brachte Fischbacher in Whistler Glück. Die Aufgabe ist aber keine einfache, und es gibt auch Läuferinnen aus anderen Nationen, die technisch anspruchsvolle Kurse mögen - etwa die Schweizerin Lara Gut, die ebenfalls zu den Medaillenanwärterinnen zählt.
„Es ist immer schwierig, wenn man für die Mannschaft setzt. Dann ist die Erwartungshaltung so groß, dann kann es extra in die Hose gehen. Aber er versucht, es so gut wie möglich an alle anzugleichen, und wird sicher ein paar Tricks reinhauen“, sagte Görgl zum Vor- und Nachteil eines Kurssetzers aus dem eigenen Lager.
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