Vom Weltmeistertrainer zum Buhmann
Walter Mayer hat Österreichs Langlaufteam als Trainer und später als Nordischer Direktor zu den ersten WM- und Olympiamedaillen geführt. Auch die Biathleten starteten unter seiner Ägide einen Höhenflug, ehe bei den Olympischen Spielen in Salt Lake City 2002 und dann in Turin 2006 der folgenschwere Absturz kam.
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März 1980: Walter Mayer gewinnt als erster Österreicher den prestigeträchtigen Wasalauf in Schweden, wenige Wochen nachdem er nicht für die Langlaufbewerbe der Olympischen Winterspiele in Lake Placid nominiert worden war.
1994: Präsident Peter Schröcksnadel und Sportdirektor Toni Innauer holen Mayer als Langlauftrainer zum ÖSV.
Februar 1998: Die „Goldene Ära“ beginnt. Markus Gandler (Silber) und Christian Hoffmann (Bronze) erobern in Nagano Olympiamedaillen.
Februar 1999: Die ÖSV-Staffel gewinnt WM-Gold, das ÖSV-Langlaufteam holt insgesamt vier Medaillen bei der Heim-WM in Ramsau.
Mai 1999: Mayer wird Rennsportdirektor für Langlauf und Biathlon im ÖSV.
Februar 2000: Wolfgang Rottmann holt die erste Biathlon-WM-Goldmedaille für den ÖSV.
Februar 2002: Die „Blutbeutel-Affäre“ beginnt. In einem während der Winterspiele in Salt Lake City vom ÖSV-Langlaufteam genutzten Privathaus werden von einer Putzfrau Geräte zur Durchführung von Bluttransfusionen gefunden. Das IOC sperrt Mayer daraufhin bis 2010 für Olympische Spiele.
Mai 2003: Der Internationale Skiverband (FIS) sperrt Mayer lebenslang.
November 2003: Mayer klagt die FIS vor einem ordentlichen Gericht und darf laut einstweiliger Verfügung wieder als Trainer arbeiten.
April 2004: Mayer wird vom ÖSV als Cheftrainer für Langlauf und Biathlon eingestellt.
März 2005: Die ÖSV-Biathlonstaffel holt in Hochfilzen WM-Bronze.
Dezember 2005: Das Arbeitsgericht Innsbruck hebt die FIS-Sperre gegen Mayer auf.
18. Februar 2006: Mayers Anwesenheit bei den Winterspielen in Turin trotz IOC-Sperre führt zu einer Dopingrazzia in den Privatquartieren der Langläufer und Biathleten. Die Ermittler beschlagnahmen Geräte und Substanzen, die zu Blutdoping geeignet sind.
19. Februar 2006: Mayer wird von der Polizei in Paternion in Kärnten in seinem Auto schlafend aufgefunden. Er widersetzt sich stark alkoholisiert der Kontrolle, flüchtet und prallt in eine Straßensperre. Er wird später als zu diesem Zeitpunkt unzurechnungsfähig eingestuft und geht straffrei aus.
März 2006: Mayer klagt den IOC-Präsidenten Jacques Rogge („Für mich ist Walter Mayer jener Mann, der Doping organisiert“) und den WADA-Vorsitzenden Dick Pound wegen Rufschädigung. Er zieht beide Klagen im Februar 2007 zurück.
Juli 2007: Der ÖSV schließt als Folge der Ermittlungen seines Disziplinarausschusses Mayer und den Langlauftrainer Emil Hoch ebenso lebenslang aus wie die Biathleten Wolfgang Perner und Rottmann.
August 2008: Der „Kurier“ deckt auf, dass der Olympialobbyist Erwin Roth an Mayer 290.000 Euro für die Übertragung publizistischer Verwertungsrechte bezahlt hat und spekuliert, dass das ein „Schweigegeld“ gewesen sei. Roth klagt dagegen und fordert Anfang Februar 2009 von Mayer das Geld zurück.
März 2009: Mayer bricht in einem Interview mit der „Kleinen Zeitung“ sein Schweigen. Er erhebt Vorwürfe gegen Verteidigungsminister Norbert Darabos (SPÖ), der oberster Vorgesetzter des Bundesheerangehörigen Mayer ist. Darabos hatte Mayers Dienstfähigkeit nach langem Krankenstand prüfen lassen sowie diesen in seiner Funktion als stellvertretender Kommandant im Heeresleistungszentrum in Graz für untragbar gehalten. Mayer weist im Interview jeden Dopingverdacht von sich. „Ich habe nichts Verbotenes gemacht. Das, was jetzt mit mir passiert, entbehrt aller menschlichen Grundrechte.“
März 2009: Die Polizei führt im Haus von Mayers Lebensgefährtin Eva-Maria Gradwohl in der Steiermark eine Hausdurchsuchung durch und nimmt Mayer fest. Laut Gerhard Jarosch, dem Sprecher der Wiener Staatsanwaltschaft, besteht der Verdacht, der 52-jährige Mayer habe EPO bezogen und weitergegeben. Wegen Verdunkelungs- und Tatbegehungsgefahr kommt der Salzburger in Untersuchungshaft, sie dauert bis 30. April. Mayer beteuert danach, er habe nie mit Dopingmitteln gedealt und nie Dopingmittel verabreicht. „Das Schlittenfahren mit mir ist vorbei“, meint Mayer.
Jänner 2010: Die SoKo Doping hat Aktenmaterial von über 10.000 Seiten zusammengetragen. „Im Fall Walter Mayer wird der Abschlussbericht in kurzer Zeit übermittelt“, kündigt SoKo-Leiter Andreas Holzer an.
Februar 2011: Die Staatsanwaltschaft Wien erhebt gegen Mayer und vier weitere Personen - darunter einen Wiener Apotheker - einen 15-seitigen Strafantrag wegen zahlreicher Verstöße gegen das Anti-Doping-Gesetz und das Arzneimittelgesetz. Vor Gericht gestellt werden auch Ex-Radprofi Georg Toschnig und der frühere Langläufer Michail Botwinow, denen die Anklagebehörde falsche Zeugenaussage vorwirft.
August 2011: Im Wiener Straflandesgericht startet am 8. August der Dopingprozess gegen Mayer. Am 17. August, dem dritten Verhandlungstag, wird der ehemalige ÖSV-Langlauftrainer von Richterin Katharina Lewy zu 15 Monaten teilbedingter Haft verurteilt. Der unbedingte Strafteil beläuft sich auf drei Monate. Sollte das Urteil rechtskräftig werden, muss Mayer abzüglich der in Untersuchungshaft verbrachten Zeit noch knapp sieben Wochen verbüßen.
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